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Leipzig, 7. November. Am gestrigen Abende hielt der hiesige Zweigverein zur Gustav« Adolph-Stiftung eine auch von Frauen und Studirenden zahlreich besuchte Versammlung, welche der Vorsitzende, vr. Tempel, Mit einer Ansprache eröffnete, in welcher er die Bedeutung deS Vcr. eins für unsre evangelische Kirche in kräftigen Zü gen hcrvorhob. Eine besondere Bedeutung erhielt die Versammlung durch die Anwesenheit des Pfar- rers der evangelischen Gemeind« zu Paris, Namens Mast, welcher in einem längern Vortrage nicht nur die mannichfachen Bedürfnisse, sondern auch daS sich offenbarende rege Leben seiner Gemeinde schilderte, vr. Wille machte darauf interessante und erfreuliche Miltheilungen über die am 6 und 7. September zu Zschopau abgehaltene Versamm lung des Leipziger Hauptvereins und die Herren RuS und Landmann erstatteten Bericht über den Stand der Kaffenangelegenheiten, nach welchem die Einnahme dieses Jahres 2708 Thlr. betragen hat. - , Zum Aufenthalt des Kaisers von Rußland in Warschau wird der Schlesischen Zeitung folgende Episode gemeldet: „Die hiesige Judenschafl war diesmal von der officiellen Empfangsfeierlichkeit ausgeschlossen und sie, beschloß daher, sich bei der Abreise dem Kaiser noch selbst vorzustellen. Zu dem Zweck sammelte sich eine große Anzahl der selben an der Brücke in Prag« (Vorstadt) mit dem Rabbiner an der Spitze, der dem Kaiser Brod und Salz überreichen sollte. Als der Oberpolizei- meister diese vielen Juden und den Zweck ihrer Versammlung wahrnahm, riclh er ihnen, sich des schlechten Welters wegen doch lieber in die nahe gelegen« Synagoge zu begeben und dort eine De putation zu wählen, welche er zur rechten Zeit werde herbeiholen lassen. Kaum aber waren die Juden in die Synagoge eingetrelen, als eine Wache vor die Thür gestellt und Niemand heraus gelassen wurde, bis der Kaiser Warschau längst im Rücken halte." Smyrna, 2s Octbr. Auch hier wollen wir Deutsche nicht Zurückbleiben, unsere Liebe zu dem gefeierten Dichter an den Tag zu legen. Unsere Liedertafe) wird am IO. Novbr. irw Saale der Englischen Schule, deren Director ein Deutscher ist, ein Concert geben. Es werden zwei Festreden gehalten werden, eine deutsche und eine französische. Zur Eröffnung ist die Ouvertüre zu „Don Juan" gewählt worden; da aber kein Orchester bler ist, wird sie auf zwei Klavieren vorqetragen. Hierauf werden mehrere Gesangsstücke und Declamationen zum Vortrag kommen. ES scheint wenig, waS wir zu dem Freudentage bieten; kennten Sie da draußen aber die Schwierigkeiten, die hier Lkw hällniffe aller Art unS in den Weg legen, so wü^ den Sie unS gewiß zugestehen/ daß wir alles ge- than haben,-waS in unsern Kräften -lag. In Poisdam ereignete sich in vorletzter Woche der Fall, daß ein Regierungs- und Medicinalrath v. P. in öffentlicher Verhandlung wegen Dieb stahls zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt wurde. Der betreffende Beamte, welcher einen Gehalt von 2000 Thlr. bezieht, wurde überführt, in öffentlichen Verkaufslocalen allerlei Kleinigkeiten entwendet zu Haden. — Im Regierungsbezirke Düsseldorf kamen seit einiger Zeit «ine Reihe be, unruhigender Diebstähle vor, ohne daß eS gelun gen wäre, die Urheber der Verbrechen zur Strafe zu bringen. J-tzt Hal sich ergeben, daß ein Poti- zelbeamler selbst Mitglied jener VerbrechekgesrS? schäft war und eS sich angelegen sein ließ- nicht nur die Spuren des Verbrechens stets zu vertu? schen, sondern auch den Verdacht aus Unschuldige zu lenken. Der Bösewicht ist bereits vom Schwur? gerichl verurtheilt worden. Zu Bäslingen in Ostpreußen ist eine evangeli sche Eonfirmandenanstalt eröffnet worden, welcht lödlicherweise von dem Gustav-Adolph-Verein UN» terstützt wird. Ihre, stattgefundene Eröffnung, ehr sie noch «inen gehörigen Kostenanschlag gemach^ Hal sie mil Fällen wie di« folgenden genügend entschuldig!: rin I4jähriger Knabe, der nie seine Aellern gekannt und nie in eine Kirche gekommen, sondern seit 8 Jahren das Vieh hütete, beim Be ginn des Winters aber broblos geworden, wpr schon im Begriff, in das katholische RettungShau- zur Heiligen Linde zu geben; «in andrer, dessen Vater in Polen gestorben und der seinen ausge suchten Oheim nicht gefunden, gleichfalls alS Hirt gedient hatte und entlassen worden war, stand a» der Schwelle derselben Anstalt, als ihm die Er mahnung seines sterbenden VaterS: „Mein Sohn, bleib dem evangelischen Glauben getreu!" einsiel, unV er zu uns kam; sollten wir Beide von un» weisen? Ihre königl. Hoheit dl« Prinzessin von Preußen Hal 80 Ducalen zur Hälfte der allgemeinen Deut schen Scdillerstistung zu Dresden, und zur Hälfte dem Schillerdenkmal in Wien gewidmet. Aus Eisleben wird geschrieben, baß dort Heu ganzen vergangenen Sommer hindurch die Ruhr grassirt und zahlreiche Opfer gefordert hab«, f» daß wenig Kamillen von derselben verschont ge blieben seien. In Moskau ist abermals rin großes HauS ge fallen, nämlich der bedeutende Fabrikant Gutsch kow, dessen Passiva 240,000 Pfd. Sterling de-