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— 482 - altes Mädchen stürzte bei dieser Gelegenheit kopf über in denselben. Während nun alle Kinder schreiend davonliefrn, sprang der 8jährige Knabe Raue dem Mädchen nach, zog dasselbe, welches mit dem Kopfe in dem Schlamme steckte und dem Ersticken nahe war, heraus und übergab eS dem unterdeß auch zu. Hülfe hrrbeiaeeilten Later. In Leipzig feierte am 25. Juli einer der tüch» _ tigsten und rüstigsten GewerbSlrute, der Schlosser- meister Karl Kästner, der erst vor achtehald Jah ren, bereits im Hähern Lebensalter stehend, die Er bauung von fruersten Geldschränken begann und seitdem mit ausdauerndem Fleiße arbeitete, daS Fertigwerden seines tausendsten Geldschranks durch ein Fest, daS er seinen Arbeitern veranstaltet hatte. Treuen, 22. Juli. Am vergangenen Mon tage fand die feierliche Beerdigung der vier in der Nacht vom 14. zum 15. Juli im Schreiter'schen Wohnhause zu Wetzi'arsgrün Ermordeten statt. Biele tausend Menschen aus der Nähe und Ferne hatten sich hierzu eingesunken. Der Lrauerzug - setzte sich Nachmittags 2 Uhr vom Lrauerhause auS in Bewegung, und nachdem er unter Gesang und Glockengeläut« auf dem Marktplatz angekom- men war, wurden^ die vier Särge nochmals ge öffnet und die Angehörigen und Freunde sagten den schmerzlich Vollendeten unter herzzerreißendem Jammergeschrei das letzte Lebewohl. Unter Chor- gesang wurden die irdischen Ueberreste dem Schooße der Erde übergeben.' Hierauf wohnten die Leid tragenden in der hiesigen, mit Menschen überfüll ten Kirche der vom lU. Schubert gehaltenen Rede zum Gedächlniß der Todten bei. Jöhstadt, 24. Juli. Ich habe Ihnen heute ein bedeutendes Brandunglück in unsrer Nähe zu berichten. Gestern Mittag 12 Uhr brach in dem böhmischen Städtchen Klösterle — im Egerthale an der Straße nach Karlsbad gelegen — bei einem Töpfer Feuer aus, das bei der Schindelbedachung der Häuser und der durch wochenlange Hitze ver ursachten großen Trockenheit der Dächer so schnell um sich griff, daß bereits um 3 Uhr Nachmittags 163 Wohngebäude fammt ihren Hintergebäuden in Ascke logen. Das schöne neue Rathhaus, die Kirchen und Schulen sind niedergebrannt, daS gräflich Thun'sch» Schloß und die Porzellanfabrik verschont geblieben. Gerettet wurde vor der Wuth ^des Feuers nur wenig; ein I7jähriges Mädchen wurde von einem herabstürzenden Giebel erschlagen. AuS der Lausitz, 25. Juli. Am 22. d. M. haben der Flurschütz Rudolph und der Weber Köhler von Oberoderwitz auf einem Felde in der Näh- diese- Orts einen Streit rlkiteinander gehabt. Nach Beendigung desselben kommt deS Erster» Sohn, mit eine, geladenen Flinte bewaffnet, her bei und Rudolph ruft ihm zu, er solle Köhlern todtschießen. Rudolphs Sohn legt die Flint« an, sie versagt aber; er setzt ein neues Zündhütchen auf und schießt nun nach Köhlern die Schrotladung der Flinte ab. Biele der Schrote sind in des Letzter» Arm, mehrere aber auch in die Brust «ingedrungen. Köhler liegt infolge dessen lebens gefährlich verletzt darnieder. Die Staatsanwalt schaft hat bereits die Untersuchungseinleitung wider Rudolph Leu. und Hun., die gestern zur Hast ge bracht wurden, beim Bezirksgerichte Löbau be antragt. Treuen, 23. Juli. Die Bewohner Treuens haben in ihrer Entrüstung über die in ihrer Nähe verüble grauenvolle Mordthat im Sudscriptions- wege dir Summe von 125 Thaler aufgebracht, als Belohnung für denjenigen, der die Uebelthäter der Obrigkeit zur Bestrafung anzuzeigen vermag. An dieser Zeichnung hat sich Alles, selbst der Aermste, betheiligt. Zu gleichem Zwecke hat das Königliche Justizministerium 200 Thaler ausgesetzt. * Ein französischer Küchenzettel aus dem Jahre 1807. In der zu Breslau durch Graß und Barth ver öffentlichten Kriegsgeschichte vom Jahre 1812—13 befindet sich unter Anderem »ine umständliche Auf zählung der Lebensmittel, welche den ungebetenen „hohen" französischen Gästen für die tägliche Ta fel geliefert werden mußten. Es folgt hier die buchstäbliche Abschrift eines zufällig aufbewahrten Küchenzettels d«S 1807 in Breslau eommandiren- den Marschalls Mortier, sogenannten Herzogs von „Treviso", der bei weitem einer der gemäßigtsten jener unmäßigen Förderer war und nach seinem durch die FieSchi'sche Höllenmaschine erfolgten Lode von französischen Stimmen als »in „Muster krie gerischer und bürgerlicher Lugend" gepriesen wurde. Jener Küchenzettel datirt vom 4. August 1807 und lautet:' I Lamm, 6 Kälbergehirne, 2 Käl berlebern, 12 junge Hühner, 8 Enten, 2 Fasanen, 12 junge Tauben, 4 junge Auerhähne, I Wels, 6 große Fische, 12 kleine Fische, 4 Aale, 200 Krebse, 20 Quart Butter, 200 Eier, 20 Pfd. Schweinefett, 30 Pfd. Speck, 2 Schinken, 6 Pfd. Trüffeln, alle möglichen Gemüse (!), 6 Pfd. Kaffee, 12 Pfd. Zucker, 7 Pfd. ReiS, 1 Pfd. Pfeffer, 42 MuScatnüffe, 4 Pfd. Zimmt, H Pfd. Saffran, 6 Stengel Vanille, 1 Pfd. The«, 1 Pfd. Hausenblase, 6 Buch Papier (?!), 4 Rallen Bindfaden (?!), 24 Citronen, 4 Doutrillen Del,