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diS an sein Ende'wenichtete er treulich sein Amt, saß dann in seinem vielgeliebten Lehnstuhle MV statt des zahmen HuhneS pflegte er jetzt Mattta'S lievlicki Kinder, die sich jubelnd auf se^en Knie«n schaukelten und mit den weißen Locken deS ehr würdigen Greises spielten. Er war der glücklichste der ganzen Familie. V e r m i sch t e S. Frankenberg, 8. Juli. Bei den , ernsten Gedanken, deren man sich bei den höchst traurigen Nachrichten vom Kriegsschauplätze nickt erwehren kann, ist es wohlthuend, jetzt durck die Fluren zu gehen und den herrlichen Stand der Feldfrüchte zu betrachten. Die Natur kennt Nichts von dem un heilvollen Getriebe der Menschheit; sie läßt sich IN ihrem Fruchtbringen nickt stören, wenn auch der Boden von der Kriegsfurie zerstampft und mit Menschendlut überreich getränkt wird. Bewahrt uns der Himmel vor Wasserergüsien, wie sie im vorigen Jahre waren, aber auck vor längerer Fortdauer der jetzt Alles versengenden Hitze und Trockenheit, so werden wir mit einer außerordent lich günstigen Ernte gesegnet werden. Die G«- lraidepreise stellen sich auch in Folge der guten Ernteaussickten immer niedriger; denn wer von den Landleuten nock Vorräthe hat, sckafft sie fort, da er rin weiteres Sinken der Preise fürchtet. Leipzig, 7. Juli. Gestern Nachmittags pas- sirle ein 2000 Centner schwerer Transport Pulver, unter österreichischer Bedeckung, unsere Stadt. Derselbe kam auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn und ging auf der Verbindungsbahn nach der Säch sisch. Bairischen über. Dem Vernehmen nach ist der Transport für die von den österreichischen Truppen mitbesetzten Bundesfestungen bestimmt. In Rötha hat eine Wöchnerin, welche vor 14 , Tagen mit Zwillingen niedergekommen war und seitdem kiänkelte, sich,, jedenfalls in einem Anfälle von Geistesstörung, mit einer Scheere den Leib aufgeschlitzl und sich sodann im Innern auf schaudererregende Weise mit diese«, Instrument« zahlreich« Verletzungen deigebracht, infolge deren sie nach 4stündiger Qual den Geist aufgeben mußte. Endlich sind — beinahe 14 Tage nach der Schlächterei vom 24. Juni — speciellere Nach, richten über die Getödteten und Verwundeten ver-' öffentlichl worden: ca. 30,000 Mann auf beiden Seilen! Es schaudert uns, diese Ziffern zu schrei ben ! Welcker unendliche Jamm«r ist über Eltern, - Geschwister, Gattinnen, Kinder, Bräute, Freunde h»einß«brvch«n durch- dvrserEcklachh die «Fl ftührkeadiestSkraurigenKrikge« AHtttifft !: > ? E l b«r fe l d, 4. Juli. Die„Eibrrf.LZ." schreibt! Auf dem Bahnhof» der bergisch-märkischen Eisen bahn hierselbst hat gestern Abend, ein bedauerlich» Vorfall stattgefunden, über den wir so genau wie eben möglich berichten wollen. Biele Landwehr, leute deS 36. Landwehrbalaillons Essen, welche unsre Stadt zur Hrimath haben, waren zum Be such ihrer Angehörigen hierher gekommen und woll ten den um 6 Uhr 10 Minuten abgehenden Züsg benutzen, um nach Essen zurückzukehren. Ein Landwehrmann wollte nun, obgleich » keine Karte zur zweiten Eisenbahnklaffe gelöst, ia einem Wa gen genannter Klaffe Platz nehmen und batte zu- fälliArweise den gewählt, in welchem auch der Landrath v. Diest Platz genommen. Der Con- ducteur, den einsteigenven Soldaten sehend Und annrhmend, daß-von diesem zur zweiten Klaffe keine Karte gelöst sei, bat solchen, von seinrm Vorhaben abzustehen und in der Wagenklaffe'Platz zu nehmen, zu welcher er eine Kart« gekauft habe, in welcher Forderung er von dem hinzukömmtndru Zugführer unterstützt wurde. Trotz dieser Auf forderung wollte der Landwehrmänn den einmal ausgesuchten Patz einnehmen,^- kä« zu wtitkrm Wortwechsel, infolge dessen der Landwrhrmann seinen Säbel zieht und dem Zugführer einen Hieb in die Seite versetzt, der glücklicherweise,vom Hv- senträgerknopfe geschwächt wurde; außerdem ist der Zugführer, da er weitere Hiebe mit der Hand parirte, an zwei Stellen derselben verwundet. Land rath v. Diest, die Heftigkeit des Streites ein sehend, trat gerade in dem Augenblick« aus dem Wagen heraus, als der Landwrhrmann «inen zwei ten Hieb führte , welch» so unglücklich fiel, , daß dem Herrn v. Diest die linke Oberhand und «ia Theil des Armes durch hau«n wurde, so daß «r an seiner Weiterreise verhindert Und nach Hause gebracht werden mußte, wo » in ärztlich» Be handlung liegt. Drei auf dem Bahnhose anwesende Gendarmen waren nickt im Stand«, den Lhäter zu ergreifen, weil eine groß« Zahl der andern Landwrhrleute sofort ihre Sabel zog und die Brr» Haftung verhinderte. In Vohwinkel, woselbst sie die Waggons verließen um di« Weiterreise nach Essen fortzusetzen, versuchten nun dieselben Leut«, sich an dem mitfahrendeUZugführer zu rächen, sie »griffen denselben, hatten ihn bereits auf der Erde liegen und wurden an ihrem Vorhaben glücklicher weise durch einen in Vohwinkel anwesenden Haupt mann verhindert. Ueher daS Betragen und über diese Vorfälle, welche lediglich von den aufgereg ten Landwehrmännera veranlaßt sind, soll deieitS