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— 442 — Biel« andere folgt«», und so «ntstand Ohio, daS hrut« über zwri Million«« Seele« zahlt. Der Tod unsrrS großen Alexander von Hum boldt hat hier nicht bloS unS, sondern auch die Amerikaner schmerzlich beruhet, und mehrer« ge lehrte Vereine haben außerordentliche Versamm lungen veranstaltet, um Grdächtnißreden auf den erhabenen Heist zu halten. Weil Humboldt mehr . von und über Amerika wußte, als alle amerika» nischen Gelehrten zusammen genommen, so glauben die Herren sich berechtigt^ den großen Deutschen sich anzueignen, und so mußten wir lesen, eigent. lich sei er ein Amerikaner gewesen. Du glaubst nicht, wie kindisch eitel und dabei lächerlich diese Menschen manchmal find'. Mit den Sänger- und Nurnersesten nimmt alles seinen besten Fortgang, und daS Schillerfest, den hundertjährig.» Ge burtstag des großen Dichters, werden wir hier wohl grmüthlicher feiern, als Ihr daheim. Schon jetzt fängt man überall an, große Vorkehrungen zu treffen, und der Schillertag wird eine ächte deutsche Nationalfeier werden, von Boston bis San Francisco. Hier bei uns wird daS Fest volle drei Tage dauern; ein kolossales Brustbild Schil ler's soll auf einem prächtigen Triumphwagen, gefolgt von fünfzig- bis sechzigtausend Deutschen, Milizen, Frauen, Kindern, Sangervereincn rc. durch die riesige Stadt geführt werden; musikali sche Aufführungen folgen und di« besten Redner werden auftreten. Wahrscheinlich wird ein Göthe- fest damit verbunden, und vielleicht trägt die Feier lichkeit dazu bei, daß ein oft ausgesprochener Wunsch jin Erfüllung gehe. Wir möchten näm. lich eine deutsche Universität gründen, und damit nicht nur einem großen Bedürfniß abhelfcn, sondern auch die amerikanischen Hochschulen über- flügeln. Geldmittel zu dieser „Schiller - Göthe- Universität" können reichlich fließen, denn wenig stens zwei Drittel unserer Landsleute leben im Wohlstand und viele im Reichthum. Soll ich Dir nun auch über politisch« Dinge schreiben? Unter den Flüchtlingen ist viel Regsam keit; manche Italiener find fort, um mit den Pie montesen zu kämpfen, während di« meisten von einem gemeinschaftlichen Kampfe mit dem Zwing herrn Frankreichs nichts wissen wollen. Sie sagen ganz richtig: wer sein eigenes Volk despotisch Vnechtet, kann unmöglich rin anderes Volk frei oder unabhängig machen wollen. Aber trotzdem find auß«r den Italienern auch manche Ungarn in die Falle gegangen; sie wurden durch Koffuth, der Briefe auS London herüberschrieb, aufgewiegelt; di« zwei Versammlung«»,, wrlchr sie abhielte«, lie fen aber kläglich ab, und man vernahm weiter nichts alS die hergebrachten Redensarten. Eine große Gährung hrrrscht unter den Irländern. ES sind heißblütige und sehr unbedachtsame Leute, die sich auch im Namen der Nationalität von England -frei machen wollen. Seit dem Ausbruche der ita- lirnischen Unruhen zeigt sich unter ihnen eine große Bewegung, und auch sie möchten auf ihrer hei. mathlichen Insel, wie sie sagen, das Joch ab- schüttrln. Daß französische Agenten bei ihnen wirksam sind, wird allgemein angenommen. Neu lich hielt ihr Landsmann, Smith O'Brien, der bei der Rebellion von 1848 stark betheiligt war, dann nach Australien deportirl, aber von der Kö nigin Victoria vor einigen Jahren begnadigt wurde, eine Rundreise durch unser Land, und schiffte in der letzten Maiwoche wieder nach Europa. Hier wurde ihm ein festlicher Abschied veranstaltet, und er äußerle in seiner Rede: Ein Despot habe ge sagt, Italien solle den Italienern gehören; viel leicht sei nun auch der Tag nicht fern, an dem eS heißen werde, Irland müsse den Irländern ge hören! — Du kannst Dir denken, worauf das hinzielt, mein lieber August; hier lackt man dar über, daß die Engländer glauben, in dem euro päischen Kriege neutral bleiben zu können. Unser« deutschen Zeitungen fassen die napoleonischen Plän« richtig aus; nur ein Paar schwärmen Sympathien für die kurzsichtigen Italiener, welche dem fran zösischen Gewaltherrscher als Katzenpfote dienen. Deutschland wird auch bald in den Weltkrieg ver wickelt ^werden, denn daß der dritte Napoleon eS für sich auf Belgien und das linke Rheinufer ab gesehen hat, begreift zur Noth auch rin Kind. Deswegen macht eS uns Freude, daß im alten Vaterlande alle Staaten so gut rüsten und kriegs bereit sind: Gott gebe Deutschland den Sieg und mache dem unruhigen Treiben deS Gewaltherrschers ein baldiges Ende." —— Vermischtes. Stockholm, 8. Juli. Se. Majestät der König Oskar von Schweden und Norwegen ist heute Mor gen 8 Uhr verschieden. (König Oskar, geb. 4. Juli 1799, succedirte seinem Vater, dem Könige Karl XIV. Johann, am 8. März 1844 und war vermählt seit 1823 mit der Königin Josephine, des Herzogs Eugen von Leuchtenberg Tochter, auS Welcker Ehe derselbe außer dem Kronprinzen - Re genten Karl, geb. 3. Mai 1826, zwei Söhne: die Prinzen Oskar, Herzog von Ostgothlanp, und August, Herzog von Dalekarlien, sowie ein« Toch ter, die Prinzessin Charlotte Eugeni«, hinterläßt.)