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L66 Zusammenhang der Kämpfe bei Magenta r»m 4. und 5. Juni, datirt aoS de» Hauptquartier« Lrlgiojoso (südlich von Mailand, bei Pavia) vom k. Juni. Derselbe siebt die Zahl der Lodten und Verwundeten auf Seiten der Oesterreicher mit 40W bis 5000 an. Der Feind habe minde stens um die Hälfte mehr verloren. Jede Zeile deS Berichts bekundet di« heldenmüthige Wider standskraft der Oesterreicher. DaS tapfere Regi, ment Großherzog Hessen-Infanterie verlor am 4. Juni I Stabsoffizier und 9 Hauptleute, 25 Of fiziere wurden verwundet und trotzhrm schlug es sich am 5., Juni noch löwenhaft: Paris, 7. Juni. Sämmtliche Privat-Corre- spondenzen der großen Pariser Blätter vom Kriegs, schauplatze sind heute ausgeblieben; wahrscheinlich hat der Postenlauf irgend eine Unterbrechung er litten. Der Verlust muß auf beiden Seiten un geheuer sein und qiebt die düstersten Aussichten für den weitern Verlauf dieses Feldzugs. Außer den bereits gemeldeten höheren Offizieren, welche getödtet und verwundet wurden, nennt man heute noch als ziemlich schwer verwundet die Generäle Richepanse, Mellinet und de Luzy. General Clerc soll nur wenige Schritte von dem Kaiser getödtet ^ordtn sein, welcher letztere sich im kritischesten Augenblick bei der Garde befand. General Vinoy hat sich persönlich so hervorgelhan, daß, ihm, wie dem Artillerie. General Auger, eine ehrenvolle Er wähnung in einem b,sondern TagtSbefeht zu Theil wird. Den Verlust der Franzosen schlägt man hier auf 8- — 10000 Mann an Lodten und Ver- spundeten an. SS ging ihnen nur Ein Geschütz verloren, aber dies war eine gezogene Kanone des neuen von dem Kaiser erfundenen Systems. Die Construction dieser Geschütze wurde bisher sorgfältig geheim gehalten, und es wird deshalb dieser Verlust um so schmerzlicher empfunden." In Paris scheint man sich bereits für gewisse „Eventualitäten" vorzubereiten. Jede Caserne hat mehrere Kanonen erhalten, natürlich nur zu dem Zwecke, „damit die Mannschaften den Arlillerie- vienst lernen". Vorsicht, denkt man, schadet nicht. Dir Kaiserin Eugenie hat mit den Senato ren und den Deputaten in den Tu»lerien ein« ganz allerliebste Posse aufgeführt. Sie erschien mit dem kaiserlichen Prinzen an der Hand. Der Prinz HSrsme, die Minister, di« Kammerherrrn und Eh- reädamen begleiteten sie. Der junge Prinz war iverß gekleidet und grüßt« di« Versammlung mit ^>»db«wrsangtn. Di« Präsidenten de» Senat», des gesrtzgrbeaden Körpers und d«S StaatSratheS richteten der Reihe nach das Wort an die Kaise rin, die auf t»dr dieser Reden rinig« Worte mit lareter und deutlicher Stimme antwortete. Untzr der Versammlung herrschte große Begeisterung, be sonder» unter den Deputirten. Als nach drr Red« der Kaiserin der Prinz JSrome den kleinen Prin zen auf den Arm nahm, stürzten die letzteren, de ren Rufe gar kein Ende nehmen wollten, auf paS kaiserliche Kind zu und küßten ihm die Hände. Biele vergossen Thränen, und die Kaiserin war sichtlich gerührt. Frankreich wird sich an seinen lakaienhaften Volksvertretern wahrlich nicht sehr erbauen. Jedenfalls Hal auch dieß Mal daS kai serliche Kind nicht gesprochen. Aus Paris vom 2. Juni wird der Allgemeinen Zeitung geschrieben: „In ministerielles Kreisen circulirt das Gerücht, in Vercelli, wo der 2. De- cemver den Kampfplatz am Tage nach dem Kampfe besichtigte, habe ein Priester ein Attentat auf ihn versucht. Der Verbrecher wurde ergriffen und vor den Augen des Louis Bonaparte füsilirt.. An dem Gerüchte muß viel Wahres sein, weil man in den Ministerien und bei Hofe die Anstiftung des Verbrechens den Oesterreicher» zur Last legt. Damit meint man nicht gerade die österreichische Regierung, obgleich man sich gegen sie die ver worfensten Insinuationen erlaubt; sondern man meint darunter die Mehrzahl der französischen Nation, deren Gewissen sich gegen die Tücke und den Charlatanismus des 2. December auflehnt, nämlich Orleanisten, Republikaner, Legitimisten, alles waS außerhalb der Polizei steht." Die Stadt Teschen (in Oesterreicdiscb-Schlesien) bot am 23. Mai einen so ungewöhnlich belebten Anblick dar, wie sich seinesglrichen selbst die ältern Bewohner des Orts nrcht gut «rinnern konnten. Festlich geschmückt durchwogten Tausend« von Men schen, Heimisch« wie Fremde, die Stadt. Man will behaupten, daß Teschen an dem genannten Wage über 3000 Fremde in seinen Mauern soll vereinigt haben. Der Grund dieser ungewöhnli chen Erscheinung war die Feier d«S einhundertund- funfzigjährigen Bestehens der dortigen evangeli schen Kirche, der einzigen im Orte, deren Bau am 24. Mai 1709 fertig geworden. An auswär tigen evangelischen Geistlichen waren zu dem Ju- btlfeste über LV eingetroffen. Deutsche Fürsten würden, wenn «in Krieg auS- brechen sollte, zahlreich jm Feld erscheinen. DaS 7. Armeekorps befehligt Feldmarschall Prinz Karl von Baiern, Generallieuteuant Prinz Luitpold die j. Division; Generalmajor Prinz Adalbrrt ist im Hauptquartier ang«stcllt, Oberstlirutenant-Herzog Ludwig in Baiern führt daS erste leicht« Reiter« rrgiment, ftin Bruder, Herzog Karl Theodor, dient alö Oberstlirutnant im S. ArtillerieriAiment.