Themenmaterial der Exposition, jedoch ohne Reprise. Die Sinfonie endet mit einem kurzen „Rausschmeißer“-Finale. Mozarts kindlicher Schalk lässt grüßen! Letztes vollendetes Werk im allzu kurzen Leben Mozarts ist das einzigartige Klarinettenkonzert KV 622, das in der gesamten Konzertliteratur für die Soloklarinette bis heute an einsamer Spitze steht. Wo immer virtuose Spielfloskeln auftauchen, sind sie nie Selbstzweck einer Bläserartistik, sondern folgerichtig aus dem thematischen Zusammenhang entwickelt. Der langsame Mittelsatz ist ein Kleinod sondergleichen! Weltkultur-Erbe! Wenig Platz bleibt für die Würdigung des Anfangs und des überwältigenden Abschlusses der insgesamt 104 Sinfonien Joseph Haydns. Aus den einfachen, aber soliden Familienverhältnissen eines kinderreichen Dorfschmiedes und Landwirtes hervorgegangen, bekommt der Jüngling wegen seiner reinen, schönen Sopranstimme mit 14 Jahren die Chance, als Kapellknabe im Internat des Wiener Stephansdoms eine gute musikalische Ausbildung zu genießen. Mit 19 Jahren verliert er jedoch wegen des Stimmbruchs diese Vergünstigung und muss sich unter erbärmlichen Verhältnissen autodidaktisch weiterbilden. Glück und Zufall helfen: als Ersatz-Korrepetitor bei dem berühmten Komponisten und Gesanglehrer Nicola Porpora wird er durch eine aristokratische Schülerin als Musiker für das kleine Hausorchester des Grafen Morzin nach Lukavec bei Pilsen empfohlen. Dort entsteht 1759 seine erste Sinfonie. Geschickt kombiniert der begabte „Anfänger“ das modische Vorbild der dreiteiligen italienischen Opernouvertüren (schnell-langsam schnell) mit der damals modernen Klangsprache der „Mannheimer Schule“: Crescendo- Walzen und Kontrastthematik im ersten Satz, aufsteigende Ton-Raketen im Presto- Finale. Souverän beherrscht Haydn bereits die Orchesterpraxis. Gut gerüstet kann er so dem baldigen Ruf zu seiner Lebensstellung, einem 30jährigen Erfolgswirken als Hofkapellmeister im Schloß Esterhäza, folgen. Mit der Reife und wachsendem Ruhm folgen Aufträge aus Wien, Paris und London, zuletzt auch als reisender Dirigent eigener Sinfonien und Oratorien. Abschluss seines sinfonischen Schaffens bildet Haydns letzter Beitrag Nr. 104 zu der durch ihn berühmt gewordenen — keinesfalls von ihm erfundenen! - Werkgattung. Den Beinamen „Salomon-Sinfonie“ trägt dieses Werk zu Ehren des Londoner Konzertunternehmers Johann Peter Salomon. Seine Einladungen Haydns in die Themsestadt zur Leitung dortiger Aufführungen 1791 und 1794 hatte er mit der Bestellung von „12 Londoner Sinfonien“ verbunden. Als Wegbereiter der Orchesterdramatik Beethovens weisen diese philharmonischen Meisterbeiträge deutlich in die Zukunft. Noch das Hauptthema des Sonatensatz-Rondos im Schluss-Satz mit Zitat des kroatischen Tanzliedes „Oj Jelena!“ bestätigt die allezeit gültige Devise des Meisters: „Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt“! Dr. Gerhard Pätzig