Die Komponisten und ihre Werke ♦ Webers Ouvertüre zur Oper „Oberon“ Schauplatz des Debüts war das kleine Komödienhaus im Italienischen Dörf chen, das alte „Morettische Theater“ oder „Die angeschimmelte Pastete“, wie der Volksmund diesen ehrwürdigen Tempel späterer Weber-Verehrung mit Vorliebe nannte. Ein Künstler malte Webers Wirkungsstätte, ohne zu versäu men, dem dirigierenden Männlein die Züge Webers mit zu geben. 1824, als ein noch berühmterer Kompo nist, nahm Weber einen Opemauftrag für Covent Garden an, den der ewig kränkelnde Komponist gegen den guten Rat seines Arztes realisierte. 1826 leite te er diese Uraufführung des „Oberon“ in London, für die er nur einige szeni sche Anweisungen ausgearbeitet hatte - eine überarbeitete Opernfassung hatte er für Deutschland vorgesehen. Wenige Wochen danach und noch vor der Rückreise stirbt Weber in London. Achtzehn Jahre wartete der Leichnam des in Dresden so beliebten Musikus auf eine Heimkehr an die Elbe, 1844 schwenkte er über Hamburg unter den Klängen eines Trauermarsches von Beethoven ein. Tausende emp fingen die Leiche Webers mit Fackeln in Dresden, Wagner hatte eine Trauermusik aus Teilen von „Euryanthe“ geschrieben. Aufwen dig und kompliziert gestaltete sich die Realisierung eines Denkmals, und erst 1860 schrieb der Bildhauer Rietschel, selbst totkrank: „Mein Weber steht!“ Der Reiz der Musik zu Oberon liegt vor allem in der Atmosphäre der Feenwelt und des Orients. In den orientalischen Szenen arbeitete Weber mit folkloristischen Zitaten. Das wichtigste Motiv des Werkes erklingt bereits am Beginn der Ouvertüre und übernimmt leitmoti vische Funktion: Der Hornruf wurde zum Inbegriff romantischer Ver schmelzung von Naturmotivik und Klangsymbolik. Kahnfahrt auf der Elbe, Gemälde von C. G. Carus 12 J Kontrapunkt-Konzerte