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618 bisher ermittelt worden ist) noch Zt Personen ver letzte. Gegen 7 Uhr wurde daZ Ungeheuer getöd- tct. Die Verletzten stehen unter ärztlicher Pflege, man ist aber noch heute in großer Angst, da wahr scheinlich auch Hunde und andere Lausthiere von dem Wolf gebissen worden sind. Polizeilicherseits sind alle Maßregeln zur Verhütung weitern Un glücks getroffen. Die derzeitige Lage der Verbündeten vor Se- bastopol ist zwar nicht gerade günstig, allein doch lange nicht so schlimm, daß man Alles verloren geben müßte. Sie werden allerdings den Winter vor Sebastopol zubringen müssen, und die Rauh heit der Witterung wird ihnen schwere und große Strapatzen auserlegen, welche die Kräfte aufreiden und Krankheiten erzeugen, aber den Russen geht es nicht ein Haar besser; Sebastopol ist jedenfalls jetzt ein sehr ungemüthljcher Aufenthalt und der größte Theil der russischen Armee muß überdies ebenfalls im Freien campiren. Die Verpflegung ist für die Verbündeten zur See, selost bei den Pontusstürmen, immer noch leichter, als für die Russen zu Lande auf den im Winter bodenlosen Wegen der Krim. Was Menlschikoff an Verstär kungen zu erwarten hat, mag jetzt so ziemlich an Ort und Stelle sein. Von der Lonau und aus Asien können kaum noch russische Streitkräfte her beigezogen werden, und die aus dem Innern her- anmarschirenden Truppen werden allenfalls gegen Ostern auf dem Kriegsschauplätze cinlreffen. Las eigentlich Kritische in der Lage der Verbündeten ist der Umstand, daß sie, cs mag nun kommen wie es will, die Ausführung des einmal cingelci- teten Unternehmens durchsetzen müssen. An einen Rückzug und an eine Einschiffung ist jetzt, da ih nen eine russische Armee von 80,000 Mann gleich sam auf den Fersen folgt, nicht mehr zu denken. Der bloße Versuch des Rückzugs wäre unter die sen Umständen die Ursache einer schrecklichen Ka tastrophe. Wie die Sache noch enden wird, weiß in diesem Augenblicke kein Mensch zu sagen. Ge genwärtig ist in den Bclagerungsarveiten der Ver bündeten ein Stillstand cingctreten und ihre Ka nonade hat zeitwcilig aufgehört. An und für sich ist dies eine durch die Umstände geborene zweck mäßige Maßregel, da cs thörigt wäre, die Mu nition zu verschießen, wenn man vor dem Ein treffen ansehnlicher Verstärkungen einmal etwas Entscheidendes gegen den Platz nicht vornehmen kann. Gleichwohl dringt dies den Russen in so fern Vortheil, als dadurch ihr Muth gehoben wird und es im Grunde genommen doch halb und halb als ein Aufgebcn der Belagerung von den Geg nern betrachtet werden kann. Die Alttürken schütteln bedenklich die Köpfe, denn ihre französischen Freunde schalten in Stam- bul, als wenn sie daheim in Frankreich wären. Pera wird in ganz kurzer Zeit eine französische Stadt sein; es erhält nämlich mit einer französi schen Besatzung ein französisches Stadlkommando und eine französische Polizei. Die Wachen wer den ausschließlich von Franzosen besetzt werden und, was die Hauptsache ist, die Commandantur wird die Municipalität in die Hände nehmen. Die Straßen sollen neu gepflastert, erweitert, be namset, numerirt und mit Gas beleuchtet werden, wie dergleichen in kleinem Maßstabe in Gallipoli und Varna schon geschehen ist. Len Hausbesitzern in Pera ist bereits mitgeiheilt worden, daß sic be hufs der Kosten jener angedeutcten Reformen mit einer neuen Steuer belegt werden würden. Wie der Pesther Lloyd mitthcill, sind bei einem Kürschner in Pesth mehre Tausend Pelze für die englische Armee in der Krim bestellt. Nächst der orientalischen Frage ist es noch im mer die kevulenta urubicu der Herren Dubarry u. Comp. in London, die in vielen Zeitungen ihr Wesen — oder besser: ihr Unwesen treiot. Seit die Welt steht — und dies ist bekanntlich schon lange her! — haben schon viele Char.atane die Leichtgläubigkeit der Menge ausgebeuter und sich neben ihren gefüllten Geldsäcken ins Fäustchen ge lacht; aber noch keine Firma von PfuscMMedica- menren hat ihr Geschäft so großartig betrieben, als die Beherrscher der Revalenta - Sraaten, die Her ren Dubarry vom Linsenmchl. Und dabei sind diese Linsenmüller noch so unverschämt, sich als Wohlthäter der Menschheit, als strafende Lehrer der ungläubigen dummen deutschen Presse darzustellen; — Kumpane, die ein Pfund Linsen mehl von höchstens 8 Ngr. an Werthe für Einen Thaler b Neugroschen verkamen, enlblöden sich nicht, von „ihrer Mission in dieser kleinen Welt" zu reden. Wir begreifen wahrlich nicht, wie Je mand, der noch seinen vollen Verstand hat, an diesen Revalentaschwindel glauben kann! Jndcß: „Nunäus vult ete." oder mit andern Worten: Wer dumm ist, muß mit Revalenta arabica, d. h. mit Linsenmehle zu Tode gesüttert werden! In Stuttgart ist der Landtag nach acktzehn- monatlicher Vertagung wieder zusammengetreten. Gleich in einer der ersten Sitzungen wurde der Antrag gestellt, die Regierung möge im Hinblick auf die politische Weltfrage und die bestehende Theuerung die Thätigkcil des Landtags auf die Berathung des Slaatshaushaltplans beschränken und, um Geld zu ersparen, alles Andere ruhen lassen. Das Ministerium erklärte sich entschieden