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ring, in seinem 40. Lebensjahre. Eine Badekur, welcher derselbe im verwichenen Sommer zur Her stellung seiner angegriffenen Gesundheit sich unter warf, blieb leider ohne den gewünschten Erfolg. Außer seiner tiefbetrübten Witlwe stehen drei un erzogene nun vaterlose Waisen an seinem Sarge, welche die Größe ihres Verlustes zu schätzen noch nicht fähig sind. Eine tüchtige und treubewährte Lehrerkraft geht mit ihm ins Grab; denn wenn die Zeit seiner Amtirung an unsrer Schule auch keine vieljährige war, so hat er in ihr doch durch sein treues fleißiges Wirken viel guten Samen aus- gestreuet und gepflegt, der gedeihen wird zu einer guten Ernte, und ihm dort am Throne Gottes die Vergeltung treuer Pflichterfüllung, hier in unsrer Mitte und in den Herzen seiner Schülerinnen aber ein gesegnetes und dankbares Andenken sichert. Frankenberg, 5. Octbr. Seit dem gestern Morgen erfolgten Ausmarsch des Militairs ist eS in unsrer Stadt bedeutend stiller geworden. Lei der klagen auch die Berichte, welche über den Gang der Leipziger Messe zu uns gelangen, über zu große Stille. Es ist dies für unsre Weber und Fabrikarbeiter schlimm, wahrhaftig sehr schlimm, um so mehr, als der Preis des Brodes immer noch bedeutend hoch ist, und zudem die Hoffnun gen, welche wir auf den Ausfall der Kartoffelernte gesetzt hatten, leider ganz vernichtet sind. Vor noch kurzer Zeit hatten wir Grund zu der An nahme, wir würden wenigstens eine mittlere Kar toffelernte machen, aber das Resultat derselben, welches sich schon überblicken läßt, täuscht auch die bescheidensten Erwartungen. Viele, die Kartoffeln gelegt haben, und dies trifft namentlich auch den mittellosen Arbeiterstand, nehmen nicht mehr gesunde Kartoffeln aus, als sie gelegt haben. Möchte da her nur wenigstens der längst gehoffte Abschlag des Getraides bald cintreten und der gefürchtete und zum Theil schon vorhandene Arbeitsmangel einem lebhaften Geschäftsgänge weichen! — Aus dem Vaterlande. Von dem großen Loose der eben beendeten K. S. Landes-Lotterie find 6 Achtel nach Dresden, 1 Achtel nach Leipzig und 1 Achtel nach Pirna gekommen und ist dasselbe in 8 verschiedene Hände gefallen. Groitzsch bei Wilsdruff, 26. Septbr. Am vorigen Sonntage, den 24. d. M., wurde hier um 8 Uhr früh ein Verbrechen verübt. Der hie sige Gartennahrungsbesitzer Karl Kieslich, ein ro her Mensch ohne Sitte, hatte schon öfters seine Frau thätlich gemißhandelt. Am vorigen Sonn, tage sind beide Eheleute vom Felde zurückgekehrt, wo sie friedlich eine Herbstarbeit auSgeführl hat ten, um nun in die Kirche nach Burkhardtswalde zu gehen. Nachdem die Kieslich'sche Ehefrau die Millagsspeise an das Feuer gesetzt, verlangt Kies lich von seiner Frau den Waschschwamm. Als diese selbigen nicht augenblicklich sucht, stößt Kieslich seine Frau mit dem am Fuße habenden holzbesohllen Stiefel so unmenschlich an den Unterleib, daß die Arme den heftigsten Blutverlust bekommt, der nicht zu stillen ist. Die Unglückliche, von furchtbaren Schmerzen gequält, jammert so, daß die Haus genossen herzukommen. Man holl die Hebamme, diese aber erklärt, hier nicht helfen zu können, man möge den Arzt rufen. Hierauf eilt Kieslich, der nun höchst betroffen von den Folgen seiner Roh heit ist, selbst zum Arzte nach Taubenheim; als er aber gegen 12 Uhr, eher als der Arzt, zurück- komml, findet er seine Frau, welche sich total ver blutet hatte, bereits verschieden. Die Verhaftung fürchtend, enteilte nun der Grausame der Ställe seines Verbrechens, um vermulhlich durch Selbst mord der Strafe des' irdischen Richters zu entflie hen. Die gestern durch den Bezirksarzt vr. Mc- ding in Meißen vorgenommene Section ergab, daß die Kieslich, eine Frau von 3» Jahren und völlig gesunder Leibesconstilution, infolge der Verblutung gestorben ist. Sechs unerzogene Kinder, von de nen das älteste noch nicht 14 Jahre alt, sind so zu jammernden Waisen geworden. Waldheim, 3. Octbr. Am gestrigen Nach mittage gegen 4 Uhr stürzte sich nahe bei dem Diedenhainer Viaducte ein fremder, wohlgekleide- ler und in den fünfziger Jahren stehender Mann in dem Augenblicke aus einem nahen Gehölze auf die Schienen der Ehemnitz-Riesaer Eisenbahn, als eben eine Hilfslocomotive nur noch wenige Schritte weit von ihm entfernt heranfuhr. Der Unbekannte ward von der Maschine, die der Führer augen blicklich zu hemmen versucht halte, erfaßt und an Kopf und Armen so bedeutend verletzt, daß der Tod augenblicklich erfolgte. Er trägt in seiner Wäsche die Buchstaben 6. IV. VI. und in den sammtlichen Bekleidungsstücken die Nr. 86, was zu der Vermuthung führt, daß der Unglückliche ein üus einer Versorgungsanstalt Entsprungener sein dürste. — (Wie wir beim Schluß unsers Blattes vernehmen, ist der Unglückliche der Haus besitzer und Tischlermeister Weißbach aus Mitt weida, welcher erst vor einigen Tagen aus der Heilanstalt zu Sonnenstein, wohin er vor einiger Zeit als geisteskrank ausgcliefert worden, zurück- g,skehrt war. D. Red)