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300 Waldheim, 17. Juni. Wir erfahren soeben aus sicherer Quelle, daß es der Thäligkeit der königlichen Polizeiorgane vor wenigen Tagen ge lungen ist, eines der frechsten und böswilligsten Verbrecher unserer Lage, eines Brandstifters , hab haft zu werden. Er befindet sich bereits beim Justizamle Colditz in Haft und Untersuchung, soll schon 3 Brandstiftungen eingestanden haben und ein entwichener Zögling der Braunsdorfer Bcsse- rungs- und Erziehungsanstalt sein, Namens Fros, der vor einiger Zeit bei Gelegenheit seines nach seiner erfolgten Aufgreifung eingeleitelen Schub- lransports von Meißen nach Nossen entsprang und sich vagirend und bettelnd in hiesiger Gegend um- hcrtricb und da, wo Gaben ihm verweigert wur den, die ruchlosen Tbaten beging. DaS Geschäft der Chemnitz Riesaer Staatseisen- babn mehrt sich immer mehr und mehr. Im vo rigen Monat Mai hat sie 30,199 THIr. 24 Ngr. 9 Pf. Einnahme aus dem Verkehre gezogen. Wir haben heute von einem Morde zu berich ten, der an einem Sachsen jenseits des Gebirges, bei Kommotau, mit großer Frechheit verübt wor den ist. Einem Müller aus Reitzenhain, der sich, um Getraide einzukaufen, nach Kommotau begeben hatte, wird auf dem dortigen Markie von einem ihm unbekannten Individuum eine Kornprobe vor gezeigt und ihm eine Anzahl Scheffel davon, die angeblich in einem nahen Dorfe liegen sollen, zum Verkaufe angeboten. Als aber der Müller mit dem vermeintlichen Verkäufer sich nach dessen Wohn ort auf den Weg gemacht hat, wird er nur we nige hundert Schritte vor der Stadl und Chaussee zwischen Gärten und Gesträuch ermordet, wahr scheinlich — wie der Leichnam zeigt — mit Stei nen erschlagen, von denen sich noch Stücken in dem ganz zertrümmerten Schädel fanden. Man soll dem Thäter auf der Spur sein. Der Ermor dete soll 7 oder 8 Kinder hinterlassen. Dresden. Bei der in diesem Jahre hier ab gehaltenen allgemeinen Versammlung der sächsischen Landwirthe kam die Frage mit zur Besprechung: Bis zu welchem Preise wird der Peruanische Guano, welcher bei eintretendem Kriege im Preise steigen dürfte, auch mit Nutzen in Sachsen angewendet werden können? Im Verlaufe der Discussion hierüber machte Herr Professor Stöckhardt die Er öffnung, daß man in neuerer Zeit eine Methode erfunden habe, Fische durch Behandlung mit Schwefelsäure direct in Guano zu verwandeln, statt ihn durch die Seevögel bereiten zu lassen. Wir fügen dieser interessanten Mittheilung Folgen des hinzu. — ES ist hinreichend bekannt, daß ge trocknete und gepulverte oder flüssig gemachte Thier stoffe sich mit großem Erfolge zur Düngung ver wenden lassen, weil Fleisch und Blut in getrock netem Zustande 15 bis 16 Proc. Stickstoff enthal ten. Dazu kommt noch, daß diese Lhierstoffe mit Leichtigkeit in Fäulniß übergehen und mithin ihre treibende Kraft schnell entwickeln. Früher verfaulten Hunderltausende von Centncrn getrock neten Büffelfleisches in Buenos-Ayres nutzlos, jetzt schafft man es nach England und verwandelt es in einen vortrefflichen Dünger. Das Weltmeer 'ist ein großer Fischbehälter und der Engländer Petitt hat ein Verfahren erfunden, wie man aus Fischen Guano macht. Namhafte Chemiker Eng lands haben das dargestellte Produkt untersucht und einen Werth von 88 bis 115 Ngr. pro Cent- ner darin gefunden. Wie verfährt nun Petitt hier bei? — Er bringt die Fische in ein großes Bassin, und verwandelt sie durch Anfeuchtung mit Schwe felsäure in eine gleichförmige, breiartige Masse, die den frischen Ercrementen der Vögel nicht un ähnlich ist. Diese Masse wird getrocknet und zu Pulver zermahlen. Das beiläufig gewonnene Fett deckt mehr als die Hälfte der Kosten für Herbel- schaffung der Fische. Wollte man auch die in den wässerigen Theilen enthaltenen Düngestoffe festhalten, so dürfte man nur pulverisirtc Holz- koyle hinzusetzen. Daß dieser Fisch-Guano vor trefflich wirkt, ist bereits durch Versuche festge stellt. Der französische Schiffslieulenant Gautier hat hierdurch auf dem unfruchtbaren Kiesboden der Küste Neufundlands schöne Ernten von Gras, Kartoffeln und Hafer hervorgebracht. Dort wer den jährlich gegen 700,000 Cenlncr Stockfische ge fangen, welche 350,000 Centner Abfälle geben und woraus wiederum 100,000 Centner trockner Dünger dargestellt werden können. Der Slick stoffgehalt beträgt reichlich 12 Proc. Bei dem Fischreichthum der dortigen Gegenden würde man leicht viel größere Mengen fabriciren können. Wür den die fischreichen Küsten Europas zu diesem Zwecke ausgebeutct, so könnte man den Centner Fische für einen halben Thaler erhalten und es würde dann der Centner Fisch-Guano für 3 bis 3t Thlr. in den Handel gebracht werden können. Dann fänden Tausende von Arbeitern lohnende Beschäftigung und den Oekonomen wäre auch ein großer Stein vom Herzen gefallen. Vermischtes. Man schreibt der Elberfelder Zeitung aus Dort mund vom 13. Juni: „Ein in diesen Lagen aus Petersburg zurückgekehrter gewesener Vorsteher