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299 Und sprach: der Vater ist mit mir. Er trug die Schmach der Dornenkrone, Der Geißel Zug, des Kreuzes Pein, Unv hüllre sich beim lauten Hohne Der Höll' in sein Vertrauen ein. O Gott! wie gut ist's, dir vertrauen! Auf Fürsten, den erhöhten Staub, Sollt' ich den Thurm der Hoffnung bauen? Auf Fleisch, des Wurm's gewissen Raub? O nein, du Helfer aus den Nöthen, ' In dich, in dich bau' ich hinein. Für meinen Fürsten will ich beten; Doch mein Vertrauen, Gott, ist dein! Wie gut, wie gut ist's, dir vertrauen! Der helfen kann, und helfen will; Ich wanv'le fort auf meinem rauhen Bethrämen Pfav und schweige still. Dein Sohn steht ja auf Diesem Pfade, Und spricht: „vie Leiden dieser Zeit Sind lauter Zeugen meiner Gnade, Und enden sich mit Seligkeit." Wie gut, wie gut ist's, dir vertrauen! Mich dünkt, ich seh' dich voller Huld Auf meine Leiden niederschauen, Als hört' ich dich: „Geduld! Geduld! , Dich decken meiner Liebe Flügel! Vertrau nur Golt und sei getreu! Bald sprengen deines Kerkers Riegel; Mein bist du dann und ewig frei." ir. —«— Aus dem Vaterlande. Frankenberg, 21. Juni. Gleichzeitig mit dem Gewitter, welches gestern gegen Abend mit gewaltigem Regenguß über unsere Stadt herauf zog, und das in dem benachbarten Mühlbach ei nen zerschmetternden Blitzstrahl in einen Erlenbaum gesenkt haben soll, hat sich auch ein heftiges Ge witter über die Stadt Leipzig gewälzt. An 2 ver schiedenen Stellen, unweit des Windmühlenlhorcs und auf der Johanniszasse, schlug der Blitz ein, doch wurden in beiden Fällen Vie Gebäude nur äußerlich beschädigt, ohne daß weitere Verheerun gen angerichtel wurden. Vor dem Gewitter war schon ein Feuer auf der Schützenstraße ausgebro chen, das aber mit Hülfe der schnell herbeigeeilten Löschmannschaft bald bewältigt wurde. Frankenberg, 22. Juni. Unsre Nachbar- ftadt Mittweida hat jetzt von einem wackern Land bewohner ein Legat von 600 Thlr. erhalten, mit der Bestimmung, die alljährlichen Zinsen davon, sobald das Kapital durch Hinzuschlagung dersel ben die Höhe von 1000 Thlr. erreicht hat, zur Unterstützung ihrer Ortsarmen zu verwenden. Der ehrenwerlhe Testator ist der am 18. Mai verstor bene Gutsbesitzer Johann Gotthelf Winkler in Erlau, früher Mühlenbesitzer in Rößgen. Ehre dem Andenken eines solchen biedern Menschen freundes! In dem Dorfe Grötzsch bei Meißen ereignete sich am 13. dieses Monats der beklagenswerthe Vorfall, daß die beim Gutsbesitzer Kippe als Kindermädchen dienende Hübner von dort beim Wäjchmandeln vom Kasten der Mandel zerquetscht wurde. Man fand dieselbe Nackmittags um » Uhr hinter dem ungefähr 20 Centner sckweren Ka sten der Mandel, welcher aus dem Gestelle gelau fen und von dem armen Mädchen jedensfalls nickt aufgehalten werden konnte, an die Wand gedrückt, so baß der Tod erfolgen mußte. Leipzig, 21. Juni. Der aus der Revolutions zeit wohlbekannte Schütze Dolge, welcher als Sprecher und Vertrauensmann eine Rolle spielte, in Folge der Vorgänge des Jahres 1849 jedoch zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilt, gelegent lich der Vermählung des Prinzen Albert im vo rigen Jahre aber bis auf ein von da ab noch zu sitzendes Jahr begnadigt wurde, ist dieser Tage von Waldheim hier eingctroffen. Dolge hatte in Waldheim die Vergünstigung erlangt, sich mit der Erbauung von Fortepianos beschäftigen zu dürfen, in welchem Fache er auch wirklich etwas Tüchti ges leistet. Freiberg, 20. Juni. Ein Bergmann ent deckte heute in einem ganz nahe bei der Stadt stehenden Kornfelde einen Leichnam. Er machte sofort Anzeige davon bei der betreffenden Behörde. Man findet in sienem Leichnam, der bereits we nigstens 4 bis 5 Tage an dem genannten Orte gelegen haben mußte, einen in den dreißiger Jah ren stehenden Mann mit sehr anständiger Klei dung, neben ihm lag ein ganz neues, doppelläu figes Terzerol; der eine Lauf war abgeschoffen, und seine Kugel hatte offenbar den jungen Mann getödlet, während der Hahn des andern zum Ab schießen gespannt war. In der Kleidung fand man eine silberne Cylinderuhr, 8 Thlr. Geld und eine Paßkarte, welche den Unglücklichen als Schul director S aus Neustadt a. d. Orla cha- raktcrisirte. Man hat hier durchaus nicht die ge. ringste Kunde davon, was den Unglücklichen be wogen haben möge, gerade hier seinem Leben ein Ende zu machen, wo er, so viel bis jetzt bekannt ist, nicht in der geringsten Beziehung zu irgend Jemandem stand.