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Intelligenz- und WochmöM für Frankenberg mit Sachsenburg 1854 und Umgegend Mittwochs, den 14. Juni. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Stadirath bringt hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß der diesjährige erste hiesige Jahrmarkt nicht, wie in mehreren Kalendern und Jahrmarktsverzeichnissen irrthümlich ange- kündigt ist, den 3. Juli, sondern erst den 10. Juli d. I. abgehaltcn werden wird. Mittweida, am 6. Juni 1854. Der Stadtrat h. Hofmann, Brgrmstr. Aus dem Lakerlande. Leipzig, 7. Juni. In den nächsten Tagen steht unS Leipzigern das unerquickliche Schauspiel einer Hinrichtung bevor, indem der des Mordes an der Wulwe Friese geständige Müller seine vor ungefähr einem Jahre vollbrachte grauenvolle That mit dem Leben büßen wird. Daß die Erccution, wie verlautet, aus dem Marktplatze statlfsnden soll, inmitten der Stadt, berührt allgemein unan genehm, denn wenn auch das Gesuch, den Ver brecher im Hose des Georgenhauses hinzurichlen, höher» Orts abgeschlagen worden ist, so wäre im merhin noch ein passenderer Platz als der Markt platz zu finden gewesen. Das Georgenhaus, zu dessen .Bewohnern auch die Waisenkinder gehören, war allerdings ein schlecht gewählter Ort. Die Hinrichtung wird Morgens um 6 Uhr staltsinden und unter Anderm zwei Compagnien Communal- garde den Dienst dabei mit versehen. — Die von mehreren auswärtigen Blattern erwähnte Auswei sung eines Schweizers aus Leipzig geschah nicht, weil der davon Betroffene ein Schweizer war, sondern aus gewöhnlichen polizeilichen Gründen, wie sie allerwärls, wenn eine Behörde Veranlas sung zu haben glaubt, in Anwendung kommen. Die Nationalität kam dabei gar nickt ins Spiel, wie denn auch in Leipzig sehr viele Schweizer je den Standes durchaus unangefochten leben, und hier sogar ein Schweizer-Verein besteht, dem nie etwas in den Weg gelegt wurde. Auf einen di plomatischen Konflikt zwischen Sacksen und der Schweiz jener Ausweisung wegen hinzudeuten, ist daher eitle Rederei. — Vor einigen Tagen ver anlaßte eine Schaar böhmischer Auswanderer in unseren Straßen eine ziemlich lebhafte Nachtscene. Die guten Leutchen, der Sitte ihrer Heimalh ge treu, wollten die Ausgabe für das Nachtquartier ersparen und beschlossen daher, auf offener Straße zu campircn. Die polizeiliche Nachlrunde erhob hiergegen Einsprache, da jedoch zwischen Czechen und Deutschen das sprachliche Mittel der Ver ständigung fehlte, so kam es von beiden Seiten zu einem tapferen Geschrei, das bei den Weibern und Kindern zu einem entsetzlichen Geheul wurde, als die Diener des Gesetzes schließlich zur Abfüh rung der Contravenienten schritten. Die ganze Scene war natürlich vorzugsweise komisch, und hatte auch keine schlimmen Folgen. Aus Johanngeorgenstadt meldet man, daß es daselbst am Morgen des 7. Juni eine halbe Stunde lang recht wacker geschneit habe. Dresden, 12. Juni. Heute Vormittag hat unser diesjähriger Wollmarkt begonnen. Der Ver kauf geht nickt so rasch als voriges Jahr. Fei nere Mittelwollen waren am meisten gesucht. WaS bls Nachmittag ubgesetzt wurde, ist durchgängig