Volltext Seite (XML)
land find gestern aus Brest mit Marinesoldaten angekommen. Der Agamemnon wird heute in Marseille erwartet. Vermischtes. .In Brüssel finden sich täglich mehr Russen ein, die Frankreich verlassen baden. Koblenz Unsere Gegend wird in diesem Au genblick von französischen Agenten durchzogen, die Weizen zu jedem Preis in Masse auskaufen und Nach Frankreich senden, der dem Bernehmen nach zu Schiffszwieback verbraucht wird. Schon sind 5 Schiffsladungen von Koblenz nach Metz abge gangen. Neuyorker Nachrichten vom 9 Febr. bringen die Mittheilung, daß in Neuorleans am 4 Febr. unter den an den Kais liegenden Dampfschiffen eine Feuersbrunst ausgebrochen ist, welche 7 Dampfschiffe und mehre Lichlerschiffe nebst ihren Ladungen völlig zerstörte, 20 Negern das Leben kostete und einen Schaden von 700,000—I Mill. Dollars anrichtete. Die Kroustädler Zeitung berichtet: Bei Braila ist am 9. Febr. eine heiße Schlacht engagirl wor den und am 10. Febr. war dieselbe bei dem Ab gang dir Post noch nicht beendet. Die Kanonen donnerten so surchtbar, daß die Erde erzitterte; ja es wird uns in einem Briefe geschrieben, daß man bei Braila schon seit dem 7. Febr. furchtbaren Kanonendonner gehört habe, lieber den beider seitigen Verlust konnte man uns noch nichts Nä heres melden, weil der Kampf 1 Stunde weit von Braila wüthete und, wie oben gesagt, beim Abgang der Post noch nicht zu Ende war. Rom, 13. Febr. Das Aussehen Roms deutet seit mehren Tagen auf eine ungtwöhnlicke Aufre gung der Gemülher. Alle Lebensbedürfnisse stei gen wieder im Preise, der Aufschlag des Brodes wird noch heute erwartet Nicht allein in der Romagna, auch in verschiedenen nickt so fern von Rom entlegenen Gebirgsgegenden ist das ärmere Volk nickt mehr im Stande, die hohen Getraide- prcise zu bezahlen, und sieht sich für seine Nah rung jetzt hauptsächlich auf Wurzeln, Schnecken und anderes Gewürm angewiesen. Am Abend des 9. Februars (des Proclamirungstages der Re publik) waren Roms Straßen mehr als belebt von Zügen junger Leute, deren zweideutige Ab sichten jedoch die Polizei durch starke und zahlreiche Patrouillen in Schach hielt. Bor der Kirche der Lrfanelli begegnete der Geiger Conti mit dem Bei namen Pagetto, einem Trupp solcher junger Stra ßenschwärmer. Beim Anblicke Comi's, der im Rufe eines Denuncianten steht, schieden alsbald zwei Bursche aus dem Haufe» vttd durchstachen mit Dolchen rücklings und vom seine Brust, der Getroffene sank tvkt auf die Stufen der Kirche nicter. Bis heute erhielt man ntckl die geringste Spur der Mörder. Dagegen ward vorgestern eia anderes Organ der Revolution, durch dessen Dolch vor zwei Jahren der den Freunden der Republik wegen seiner Strenge so sehr verhaßt gewordene Kanzleidirektor des Criminalgerickts, der Sagra Consulta Evangelisti fiel, entdeckt und sofort zur Halt gebrockt. Es ist ein in unsrer Künstlerwelt bekanntes Modell mit Namen Locatello. Zwei der besten Familien der Stadt Ciltü dio Castello zugehörige Individuen, Fidanza und Costarellr, sind gestern unter militärischer Bedeckung hier eingedrückt worden, weil sie in Umbrien für die Revolution Propaganda gemackt haben sollen. — Prinz Georg von Sackscn wird in einigen Lagen hier erwartet. — Der Winter ist wider Erwarten noch einmal bei uns eingekehrt. Gestern und heute waren alle Springbrunnen auf freien Plätzen mit langen Eiszapfen behangen, welche die Sonne den ganzen Tag über nicht Kraft genug hatte, herun» lerzulhaucn. Die Wiener Berichte bestätigen es immer mehh daß Oesterreich durch die neuesten Ereignisse zu weit umfassenderen Rüstungen sick genölhigt sieht, als Anfangs beabsichtigt wurde. Es sind alle Vor» kehiungen getroffen, um daS an der ferbiicken Grenze ausgestellte Beobacktungscorps von 2s,000 Mann sofort aus 80,000 Man» zu verstärken und bei dem bedrohlichen Stande der Dinge in Ser bien wird sich die Ausführung dieser Maßrcgtl vielleicht schon in nächster Zeil nothwendig machen. Am 17. Febr. Nackmiltags sind von Wien drei Separatzüge mit Brückenequipage und den Pon toniercorps nach der türkischen Grenze abgegangen. — Der Wiener „Lloyd" führt gegen Rußtanfd eine Sprache, wie man sie sonst in österreichischen Journalen nickt gewohnt ist. Er weist mit kräf» ligcn Worten nach, daß, wenn auch Oesterreich in dem Kampfe zwischen der Türkei und Rußland seine Neutralität aufrecht erhalten wolle, so könne es dock diese Stellung nickt einnchmen, sobald sich die durch fremden Einstuß aufgestackelken Un» terthanen der Pforte gegen ihren rechtmäßigen desherrn empörten. Oestcrreick könne nicht dulden, daß innerhalb der Schußweite seiner Grenzen die Fahne der Revolution gegen den Sultan aufge- pflanzt werde, denn ein solches Zusehen heiße den gefährlichsten Keil in den eigenen Staaiskürper treiben. Der Moment, wo Oesterreich handelnd auftrcten. müsse, nahe sick mit jedem Lage, und wenn man die drohende Gefahr in's Auge fasse, könne man nicht mehr in Zweifel sein über die zu erwartende Entschließung. Aus dem ganzen