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Aus dem..Vaterlande. Penig, 2. ^r. ' Mstem NachtS gegen 1 Uhr brach in der dem Chemnitzer Hause C. M. Riedig gehörigen Baumwollspinnfabrik in Wolken bürg Feuer aus, wodurch das Fabrikgebäude, dessen Holztheile durch die Lange der Zeit mit Del durch zöge» n»aren, total niedergebrannt ist. Durch Ein sturz d?r Fußböden sinG die ausgestellten Maschinen rnivirt^ wördeN, rvie'auch an Rettung nicht ge dacht werden konnte, sondern nur darauf gesehen werden mußte, die benachbarten Häuser zu schü tzen. Das Feuer soll in dem zu ebener Erde be findlichen Comptoir ausgebrochen sein; gleich An fangs waren durch Qualm und Feuer dieHaupt- FiNgaNge unzugänglich geworden. Der bei der Fabrik angestellte Wächter Schillbach hatte das Feuer zuerst bemerkt; er war zuerst zur Rettung thätig und hat sich dabei erheblich, jedoch nicht lebensgefährlich verletzt. Durch Zerstörung dieser Fabrik sind an 300 fremde und einheimische Ar beiter und Arbeiterinnen plötzlich brodlos gewor den und dadurch in mißliche Lage versetzt. Die Gebäude, Maschinen und Vorräthe waren versichert, über die Entstehungsursqche war bis jetzt nichts Bestimmtes zu ermitteln. —— Vermischtes. Das Neueste ist: die Franzosen werden bald marschiren!— Aus Paris heißt es in der „Köln. Ztg " darüber: Die beiden Regierungen (Frank reich und England) haben beschlossen, eine Armee von 100,000 Mann, bestehend aus 80,000 Franzo sen und 20,000 Engländern, nach der Türkei zu senden, um dein osmanischen Reiche wirksamen Beistand zu leisten. Die Kriegskosten sollen bei derseitig zu gleichen Theilen getragen, und die durch Absendung dieses ErpeditionSheeres in der franzö sischen Armee entstandene Lücke durch Einberufung der Kriegsreserven^ der Lahr« 48LI und 18»2 (80,000) Mann ausgefüllt werden. Dir englischen Truppen, welche diese Expedition mitzumachcn bestimmt sind, haben sich lheUwelse bereits nach Malta begeben; auch sprach man in Paris davon, daß nächstens 3000 Engländer dort ourchkommen würden. Ferner soll jedes französische Regiment, welches den Feldzug mitmacht, ein viertes (Kriegs-) Bataillon erhalten. Die 80,000 Franzosen wer den in 4 Divisionen getheilt, und von den Generä len Canrobert, Mac-Mahon, Pelissier, Bousquet »mter dem Oberbefehl Baraguay v'Hilliers (eines alten Haudegen aus Napoleons I. Schule und je tzigen französischen Gesandten in Constantinopel) angeführt werden- Emt! später» Nachricht aus Paris in derselben Zeitung bestätigt diese Nach richt und fügt noch hinzu, daß der Abschluß eines Schutz- und Trutzbündnisses zwischen England und Frankreich, dem auch Belgien beitreten werde, eine ausgemachte Sache sei, und daß in dessen Folge Paris und London wahrscheinlich in nächster Zeit schon keine russischcN'Gesandten mehr haben würden. Wir sind nun begierig zu wissen, wie sich Ruß land diesen kriegerischen Borkehrungen gegenübet benehmen, und was es nun thun wird. Bestätigt sich der Wiederabfall Persiens, — so kann es leicht in die größte Verlegenheit'kommen, falls es nicht etwa noch einlenken und nachgeben sollte. In Ber, lin glaubt man. Ursache zu haben, so etwas mit der jetzigen Anwesenheit des Grafen Orloff in Wien in Verbindung zu bringen, wäbrcno Andere wie der den Grund dieser außerordentlichen Sendung in dem letzten Versuche Rußlands finden wollen, Oesterreich und Preußen zu einem Anschluß an Rußland zu bestimmen. Wir> selbst theilen die letztere Ansicht, um so mehr, als Graf Orloff zu der alt-russischen kriegerischen Partei gehören soll. Preußen soll, so sagt man, jedes Bündniß mit Rußland entschieden abgelehnt haben; dasselbe glaubt man auch von Oesterreich, wo — na mentlich in Wien — selbst in militärischen Krei- sen die öffentliche Stimmung dem Vernehmen nach eine türkenfreundliche ist, da unter dem Vorgehen Rußlands im Oriente Niemand mehr als Oester reich leiden würde. Uebcrhaupt ist die Stellung Oesterreichs und Preußens von außerordentlicher Wichtigkeit; sie allein haben den Frieden in den Händen, — aber auch nur dann, wenn sie in der bisherigen Gemeinschaft mit den Westmäckten blei ben. Darin allein liegt die Garantie des euro päischen Friedens, und zwar nicht blos für den Augenblick, sondern für eine weitere Zukunft. Im Verein mit Preußen und Oesterreich nimmt Ruß land allerdings die Herausforderung Englands und Frankreichs an; von jenen beiden Mächten verlas sen, würde es wahrscheinlich nicht lange zögern, die Vorschläge der Wiener Conferenz zu unter schreiben. Denen übrigens, welche dem Verdrängen der Türken aus Europa das Wort reden, theilen wir wörtlich mit, was der preußische Generaladjutant v. d. Knesebeck untcrm 28. Septbr. 1814 aus Wien dem Frhrn. v. Stein über die Neugestaltung Europa's erklärte. Er wollte die Türken als in, tegrirenden Bestandtheil der europäischen Confö deration, als südeuropäische Hauptmacht recipirt wissen. Er sähe den Einwurf voraus: Die Lür ken also in Europa! und beantwortete ihn fol gendermaßen: „Ja, die Lürken in Europa! WaS haben euch denn die Türken gethan? Sie sind ein kräftiges- biederes Volk. Seit Zahrhunderter