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daß der Thäter ein raffinirter Kirchenschänder ge wesen ist. Leipzig, -25, Januar. Wir haben in den letz ten Tagen einen schweren Unfall auf der säch sisch-bairischen Staatseisenbahn zu beklagen ge- haot Am 2l Januar gerlely in der Nähe von Werdau ein Gülerzug aus den "Gleisen, wobei s zu dem Train gehörige Personen schwer verletzt wurden. Bisher ist zwar nur eine davon infolge der Wunden gestorben; doch soll leider auch für einige andere wenig Aussicht zur Rettung sein. Leipzig, 2K. Januar. Der hier gewöhnlich gegen 2 Uhr einlreffende Personenzug von Berlin und Dresden überfuhr am Sonntag den Brannt weinbrenner Lehmann aus Wolkwitz am Uever- gange unweit des Dorfes Paunsdorf. Der dort staiionirte Bahnwärter halte die Passage mittels der Kette gesperrt; als Lehmann ankam, wartete derselbe auch den von Leipzig kommenden Güter- extrazug ad, sprang dann über die noch gezogene Kette, da er nicht daraus achtete, daß in demsel ben Augenblick von der entgegengesetzten Seile her ein Zug kam, und es packte ihn dieser am linken Arm, verletzte ihn stark und schleuderte ihn weit fort. Infolge der Verletzung starb Lehmann drei Stunden nachher. St. Petersburg, Kalafat unv vaS schwarze Meer. In diesem Augenblicke sind es drei Punete der Erde, welche die Aufmerksamkeit Europa's in ho hem Grade fesseln und auf die sich m dieser ern sten kritischen Zeit eine ganze Welt von Hoffnun gen und Befürchtungen vereinigt. Es find Pe tersburg, Kalafat und das schwarze Meer. In St. Petersburg an der Newa ruht die di plomatische Entscheidung der orientalischen Frage. Es wird sich zeigen, was die europäische Diplomatie am Hofe von St. Petersburg noch vermag und was sie nicht vermag; es wird hier zur Entscheidung kommen, ob-der Czar so viel Mäßigung besitzt, im Interesse des europäischen Friedens sich dem Willen der Großmächte beizu ordnen, oder ob der Selbstherrscher der Russen sich über den europäischen Fürstcnrath zu erheben be reit ist. Zeigen muß es sich, ob Rußland den fei ner Eonfeguenzen wegen höchst bedenklichen Satz aufrechterhält, daß ein mächtiger Staat, um bet seinen auf einen schwächern Staat abzielenden Plä nen unbehindert zu sein, nur sagen darf, es se» dies eine specirlle Frage, die ihn nur a l kei n- an» gehe und in welche sich die anderen Staaten nicht zu grischen hätten — daß zufolge dieses Grunds», tzes dermaleinst Rußland, wie es jetzt bei der Türkei sagt, es sei ein rein türkisch-russische An» gelegenheit, behauptet, es sei eine rein schwedisch, russische, oder dänisch-russische, oder preußisch - rus sische , oder österreichisch-russische Frage, wenn es sich veranlaßt sieht, Schweden, oder Dänemark, oder Posen oder Galizien unter sein Protectorat zu nehmen. Dos Alles wird sich in der kürzesten Zeit zeigen, und darum sind alle Gemüther, wel, che ein Verständniß für die großen Fragen der Ge, genwart besitzen, in die äußerste Spannung versetzt. Auf den sumpfigen Evenen bei Kalafat tritt dagegen mehr die speciell russisch-türkisch« Seile der Frage in den Vordergrund. Der Ka nonendonner, welcher an den Ufern der Donau wiederhallt, das Schlachtengewühl, welches zwi schen Kalafat und Krajowa tobt, und die Tau sende von Todten und Verwundeten, welche dorr das Gefilde bedecken — es sind die so gewaltige» Hilfsmittel, deren sich das Geschick bedient, um die Existenzfrage der Türkei der Entscheidung nä her zu bringen. Ja, es ist nicht zuviel gesagt, daß in dem Raume von wenigen Meilen, auß welchem jetzt die Türkei den Kern ihrer Truppe» und ihre besten Anführer vereinigt hat, die ganze nächste Zukunft des Osmanenreichs eingeschloffeu ist. Omer Pascha ist in diesem Augenblicke der Mann, auf dessen Schultern bas Schicksal eines ganzen Reiches ruht. Seit Monaten ist selten der Lürken Alles daran gewendet worden, die Stel lung bei Kalafat Uneinnehmbar zu machen, alle Kräfte find hier vereinigt und beinahe die letzte Hoffnung der Türkei darauf gesetzt worden. In Asien sind die türkischen Armeen geschlagen, und auf dem schwarzen Meere der beste Theil der türkischen Flotte vernichtet worden. An der Do nau allein haben sich die russischen Waffen noch keines Sieges zu erfreuen gehabt. Man denke sich nun das türkische Heer bei Kalafat geschlagen, was in diesem Falle beinahe gleichbedeutend wäre mit einer Vernichtung desselben, — man denke sich die für uneinnehmbar gehaltenen Verschanzungen, wenn auch mit Strömen von Blut, von den Russen ge nommen: nichts würde die. Sieger aufzuhalten vermögen, über Sofia nach Konstantinopel vorzu. rücken und dem Sultan einen Frieden zu dictiren, welcher dem einst so mächtigen und gefürchteten Osmanenreiche wenig mehr als den Namen einer Existenz lassen würde. Auf der andern Seite steht die Kriegsehre der Russe» auf dem Spiele. Was für Erfolge haben dttsetben Kis jetzt an der Dvnau errungen? Gar