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- . — 277 — Speculationen, oder aus Kummer darüber, setzt er 112,000 Dollars an; Krankheiten aus durch Lesung schlechter Romane entstandener erhitzter Phantasie 39,000 Dollars; für Krankheiten aus Liebesgram einen Halden Dollar, von einem deut schen Dienstmädchen, aus Berlin gebürtig! Man schreibt aus Paris: „Fast jeder Tag bringt uns ein Gewitter und nicht selten trifft der Blitz, aber, dem Himmel sei Dank, ohne bisher bedeutenden Schaden angerichtet zu haben. Am" letzten Sonntage, Abends, wurde der von hier nach Orleans gehende Eisenbahnzug zwischen Tourny und Etampes von einem furchtbaren Ge witter überfallen. Wenige Schritte vor letzterer Stadt traf der Blitz den Waggon, welcher das Gepäck führte, zerriß dessen Decke, ohne aber im Innern Schaden anzurichten, fuhr dann zur Thür hinaus und an der ganzen Wagenreihe vorbei bis ans Ende des Zuges, wo er die Laternen aus löschte. Die Reisenden kamen mit dem Schrecken und einer durch unerträglichen Schwefelgeruch er zeugten Betäubung davon. .Zweien auf dem vom Blitze getroffenen Waggon sitzenden Conducteuren geschah nichts, nur einer, der im Waggon saß, hatte während zehn Minuten die Hände völlig gelähmt." Wien geht für den Sommer einer bedeutenden diplomatischen Windstille entgegen, indem sich die angesehensten Vertreter der Diplomatie in die Bä der begeben werden, der Hof selbst aber sowie die höchste Aristokratie das Bad Ischl besuchen wird. — Einem schles. Blatte zufolge soll der berüch tigte Arthur Görgey in seinen bereits erschie nenen Denkwürdigkeiten u. A. auch über Kos- suth Folgendes schreiben: „Kossuth hatte den Entschluß gefaßt, mit den Russen Friedensunter- handlungen anzuknüpfen. Er hatte ferner am 9. oder 10. August sogar beschlossen, der Dynastie Romanow die Krone Ungarns ganz unvcrhoh-, len anzubictcn. Er halte zur Ausführung dieses Entschlusses gcthan, so viel nach Zeil und Um ständen in seinen Kräften stand. «Er hatte ein zu diesem Zwecke bestimmtes Sendschreiben an den russischen Felvhcrrn — wenn ich nicht irre — selbst aufgesetzt oder doch aufsetzen lassen,-wahrscheinlich durch den in diesem Fach schon geübten Minister präsident Szemere. Er hatte sich persönlich — wie er mir versicherte — nicht ohne Erfolg darum bekümmert, Jemand ausfindig zu machen, welcher das Rundschreiben in das russische Lager befördern sollte/ Mit einer Angelegenheit, auf deren-Gelin gen man keine Hoffnung gründet, pflegt man sich in der Regel nickt so eifrig zu befassen. Kossuth glaubte somit noch in dem Augenblick, in welchem er seine Mitgetheilte Abschiedsproklamation unter« schrieb, an die Möglichkeit, Ungarn durch Frie- densunterhandlungen mit Rußland zu retten." — Wenn, zwei Freunde sich mit einander verfeinden, so sagen sie sich die bittersten Wahrheiten, Originelle Zeitungsnachrichten. AIS sich die Franzosen über die Gesinnungslosigkeit ih»' rer Zeitungen unter Ludwig XVIII. lustig machen wollten, stellten sie den „Moniteur" und andere Pariser Blätter zusammen, worin die Nachrichten von der Rückkehr Napoleons von Elba gemeldet wurden. I. Nackricht. März 1815. Der Unhold ist aus seiner Verbannung entronnen, er ist aus Elba entwischt. 2 Nachricht. Der korsische Wehr wolf ist beim Cap Juan an's Land gestiegen. 3. Nachricht. Der Tiger hat sich zu Gay gezeigt. Truppen sind auf allen Seiten gegen ihn in Be wegung. Er endet damit, als elender Abenteu rer in den Gebirgen umherzuirren. Entrinnen kafin er nicht. 4. Nachricht. Das Ungeheuer ist-wirk- lick, man weiß nickt durch welche Verrätherei, nach Grenoble entkommen. 5. Nachricht. Der Tyrann hat in Lyon verweilt. Entsetzen lähmt Alles bei seinem Anblicke. 6. Nachricht. Der Usurpator hat es gewagt, sich der Hauptstadt bis auf sechzig Stunden zu nähern. 7. Nachricht. Bonaparte nähert sich mit starken Schritten, aber niemals wird er bis Paris gelangen. 8. Nach richt. Napoleon wird bis Morgen unter den Mauern von Paris sein. 9. Nachricht. Der Kai ser Napoleon ist in Fontainebleau. 10. Nachricht. Gestern hielten Se. Majestät, der glorreiche Kai- ter und König Napoleon I. Höchstihren Einzug in den Palast der Tuillerien. Alles ist in unaus sprechlichem Jubel. In dem Gewerberathe zu Berlin wurde neu lich bezweifelt, ob diejenigen für ganze Schuh macker zu halten wären, welche nur Verfertiger entweder von Herren- oder von Damen-Schuhen^ wären. Einige hielten diese Schuhmacher nur für halbe, dach endlich wurde durch die Mehrheit ' ihre Ehre gerettet. Die geheime Polizei.' Friedrich der Große war mit seinem Polizeickef v. Ramin nicht zufrie den und redete ihn eines Tages mit folgenden Worten an: „Ramin, Er ist ein Esel und Seine Polizei mag der Teufel holen. Erfahren thue ich von ihm gar nickls; nehme er sich doch ein Mu ster an der französischen Polizei, die weiß Alles, aber Er ist stockdumm." Da erwiderte v. Ramin: „Halten zu Gnaden, Majestät. Ich will eben > solche Polizei machen, wie der Lieutenant zu Pa ris, aber es wird etwas kosten." — „Was wird es denn kostend" erwiderte der König. — „Die