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schönen Lande der Denkmäler und der Phantasie, nach Europa!" Das Luftschiff braust heran; es ist mit Passa gieren überfüllt, denn d^e Fahrt ist mit ihm schnel ler als zur See; der elektromagnetische Draht unter dem Weltmeere hat bereits tclegraphirt wie groß die Luflcaravane ist. Schon hat man Europa in Sicht, es ist die Küste von Irland; allein die Passagiere schlafen noch, sie wollen erst dann ge weckt sein, wenn sie sich über England befinden; dort betreten sie den europäischen Boden, im Lande Shakespeare's, wie es bei den Söhnen des Gei stes heißt, im Lande der Politik, der Maschinen, wie Andere es heißen. Einen ganzen Tag verweilt man hier, so viel Zeit hat das emsige Geschlecht auf das große Eng land und Schottland zu opfern. -Die Fahrt geht durch den Canaltunnel nach Frankreich, nach dem Lande Carl des Großen und Napoleons; Moliöre wird genannt, die Gekehrten sprechen von einer elastischen und romantischen Schule des fernen Alterlhums, und bringen Toaste auf Helden, Dichter und Männer der Wissenschaft aus, die unsere Zeit noch nicht kennt, die aber am Krater Europas: Paris, geboren werden sollen. Der Luftdampfer fliegt über das Land hin, von welchem Columbus ausging, wo Cortez geboren und wo Calderon seine Dramen "in wogenden Ver sen sang; reizende, schwarzäugige Frauen wohnen noch in den blühenden Lhälern und in alten, al len Liedern hört man die Namen Cid und Alham bra klingen. Durch die Luft, hoch über das Meer nach Ita lien, dorthin, wo die alte, ewige Roma liegt; es ist verwischt, die Campagna ist eine Wüste; von der Pelerskirche zeigt man -noch eine allein . .stehende Mauer — Ruine —, allein man bezwei felt ihre Aechtheit. .M Nach Griechenland, um eine Nacht in dem strahlenden Hotel am hohen Gipfel des Olymps zu schlafen, dann ist man doch auch dort gewesen! Die Fahrt geht weiter nach dem Bosporus, um dort einige Stunden auszuruben und die Stätte zu sehen, wo Byzanz lag; arme Fischer spannen dort ihre Netze aus, wo die Sage von dem Gar ten des Harems zur Zeit der Türken erzählt. lieber die Neste mächtiger Städte an dem star ken Donaustrome, Städte, die unsere Zeit noch kennt^ fliegt man dahin, aber hier und dort — an den Stätten der Denkmäler, an denen, welche die Zeit noch zu gebären hat — hier und dort läßt die Luftcaravane sich nieder und hebt sich wieder empor. -- Dort unten liegt Deutschland — einst von dem dichtesten Eisenbahnnetze umsponnen und von Ca nälen durchschnitten — die Länder, wo Luther sprach, Göthe sang und Mozart einst den Scep- ter der Töne schwang! Große Namen strahlen in Wissenschaft und Kunst, Namen, die wir noch nicht kennen. Ein Tag auf Deutschland, ein Tag auf den Norden, auf Oersted's und Linnse's Va terland und auf Norwegen, auf das Land der al ten Helden und der jungen Normanen verwendet. Island besucht man flüchtig auf der Rückfahrt; Geyser siedet nicht mehr, Hekla ist erloschen, aber eine ewige steinerne Tafel der Saga steht die starke Felseninsel inmitten des schäumenden Meeres. „Wahrhaftig in Europa ist viel zu sehen!" sagt der junge Amerikaner; „und wir haben es in acht Lagen gesehen; bas läßt sich ganz gut macken, wie der große Reisende" — hier wird der Name eines ihrer Zeitgenossen genannt — „in seinem berühmten Werke: Europa in acht Tagen gesehen, gezeigt hat." —— Vermischtes. Zu New-Orleans starb vor Kurzem ein. sehr berühmter Arzt mit Hinterlassung eines großen Vermögens. Er war ein geborner Magdeburger, Namens Schmith, war vor mehr als vierzig Jah ren, zur Zeit deS Königreichs Westphalen, aus Halle, wo er studirte, entflohen und hatte sogleich mit seinen kaum zur Hälfte genügenden Kenntnis sen zu prakticircn begonnen. Er hat ein Tage buch hinterlassen, in welchem er unter Anderem angiebt, durch welche Neigungen oder Lhorheiten deS Menschen er, und wie viel dadurch, verdient habe. So z. B. durch verdorbenen Magen, in folge von Schlemmerei, 62,000 Dollars — dito durch Tabakkauen 90,000 und durch Cigarrenrau» cken 70,000 Dollars; durch Lungenkrankheiten, infolge des Cigarrenrauckens entstanden, 40,000 Dollars; durch Faulheit 33,000; durch Erkältung infolge von Theaterbesuch 43,000, auf Bällen 92,000 Dollars; durch Genuß kalter Speisen und ungesunden Obstes 120,000 Dollars, durch den Gebrauch von Hausmitteln 145,009 Dollars; durch die Unwissenheit der College«, welche reiche, gesunde Leute krank machten, die er wieder curirte (oder auck nickt) 240,000 Dollars; durch ärztlicke Consuttation 85,000 Dollars; für Krankheiten, aus gekrankter Eitelkeit entstanden, hatte er nur 10,000 Dollars erworben (Venn den Amerikaner kränkt so leicht nichts, der hat eine dicke Haut, sagt er); für Krankheiten aus tollen, mißglückten