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weisen - daß der Erlös des Gestohlenen wahzfchM» lick das Mitgift hätte werden sollen» welche daS arme Mädchen ihttm Brautigam brizubringen ge dacht habe. Man mußte unwillkürlich Mabimen- schaudern, nachdem man diese Worte vernommen, denn diese Unterschiebung machte ein Berdamm- üngsurtheil beinahe anauSblerblich. Ein vcAi Amtswegen ernannter Advokat ftwach für die Angeklagte, aber ohne Wärme, ohne Hin reißende Beredtsamkeit, ohne Ueberzeugüngskraft, und seine Vertheidigung brachte nur eine mittel mäßige Wirkung', nur einen vorübergehenden Ein druck hervor. > Ais der Pfarrer, der Peter keinen Augenblkck verlassen, und ihn mit seinem Beistand in dieser traurigen Leidensprobe unterstützte, das arme Mäd chen so schlecht vertheidigen sah, stand er auf, nä herte sich den Schranken «nd bat um die Erlaub- niß, sprechen zu dürfen. -- „Meine Herren," begann er, nachdem er das Wort erhalten, „Niemand, das darf ich kühn be haupten, achtet die Gerechtigkeit höher als ich; so sschwer man auch unter ihrem eisernen Arme leiden kann, so sehr sehe ich die Nothwendigkeit ein, sie unter allen; Umständen aufrecht zu erhalten. Aber bei aller Achtung vor ihr, bleibt ihre Vollziehung doch oft menschlichem JrrthuMe unterworfen, und rin trügerischer Schein leitet nicht selten das Ur theil irre. Sollten Sie bei'dem Mangel posi tiver Beweisgründe, welche keinen Zweifel mehr übrig lassen, einen Urtheilsspruch zu thun wagen, der einer Unschuldigen die Freiheit, einem Vater die Ehre, das Glück einer ganzen Familie raubt? Erlauben Sie mir, meine Herren, es offen aus- zusprechen, daß nach meiner Ansicht in der ganzen vorliegenden Verhandlung, der ich mein« volle Aufmerksamkeit geschenkt, fÄ Sie, Ihre Richter, Mch kein einziger-gültiger Brweis vorgebracbt wuode^drr Margarethens Schuld erwiese, daß in meinew Augen dagegen Alles für ihre Unschuld spricht . .»v. Ich habe^sie als Kind gekannt," fuhr der würtzge Geistliche mit zitternder Stimme fort, „ich habe sv aufWchsen und groß werden gesehen, M habe ihr in der heiligen Laufe das geweihte Wasser auf die Stirne gegossen, ich habe sie zu den Seligkeiten des ersten Abendmahls ge führt, mir hat sie ihre ersten Wünsche, ihre ersten Geheimnisse,, ihre ersten Fehler gebeichtet und ich spreche es hier im Angesichte Gottes , der unS All^ hört und über ünS richtet, aus, daß ich noch nie, nie ein reineres, unschuldigeres und keuscheres Herz gefunden habe . . . . Margarethe war seit fünft Fehn Jahren ein Muster kindlicher Frömmigkeit, Sanftmuth und Aufopferung. Wie kann Man nun annehmen und glauben, »daß sich'so plötzlich straf, base Gedanken m den Griff meseS frommen und bescheidenen Mädchens «»geschlichen haben sollten, daß Kefe reine SeÄk auw nur einen Augenblick für die BerführungenMWsWs ^n brechens zugänglich geweftt^äre : ^..'O, nein, meine Herren, ein solcher WiderArnD kann nicht in der menschlichen Ratur liegest^ eineHlckMäNz- liche Umwandlung kann nichED^WM MMi» den . . . . Mein, Maraä rethe " ist nich^gefak- len, sie hat die Meißen MüreöWMMWrs'nicht mit Schande befleckt; nem> . Herrschaft nicht - bestohlen. La^MM ich, die Hand auf dem Herzen und di« Augen auf das Kreuz des Erlösers' gerichtet!" „Danke, Herr Pfarrer, danke," rief daS junge Mädchen mit gefalteten Händen aus und ihr Blick suchte in der Versammlung Jakob'S Antlitz, der sie mit Augen voll Mitleiden und Liebe be trachtete. n: > Die Advokaten, die Richter , der Staatsanwalt selbst wurden tief bewegt durch dir einfache und, rührende Ansprache des alten Phlkrers; aber die Reflexion und die KaltblüMM folgten diesem günstigen Eindrücke auf dem FHe und bei nüchter ner, unparteiischer Zufammenstrllüng aller Um stände stimmte die Mehrheit der Geschworenen für die Schuld der Magd. Ein herzzerreißender Ausruf und ein lautes Ge» lächter durchdrangen bei derVerküNdigunädeS Ur» theilSspruchs der Jury gleichzeitig die ssanzr'Mr,- sammlung. Der erstere mar Ma^arethenS^Lippe» entfahren. Bleich und zitternd stand daS cktme Mädchen auf, kreuzte leicht die Arme üb» eich- ander und schaute ihre Richter mit jenem ruht» gen Stolze, mit jener edlen Ergebung M», die man nie auf der Stirne eines Schuldigen /erblickt. „Ich bin unschuldig, meine Herren," rief sie aus; Sie haben eine Unschuldige verurcheilt; möge Gott Ihnen vergeben, wie ich Ihnen ver zeihe! " (Beschluß folgt.) . ch:. Ein neues SachstuliedH^ Gott, stjKe Sachfenland, ' P-Wo ruht tn -Vaterhand M » Der Krone Macht,' » , Wo walttt. Wissenschaft, ' *) Dieses Lied wurd^zuerst am Sl- Januar b. Z. vor Sr. Wäj. unserm KMig in,Leipzig von den Studirenden bei feierlichem Fackekzuge gesüngm s und dürfte nach 'M Aufnahme, die es' allseitig gefvndm' -at, wdhrscheiniich allgemeines Borrslied werden, ,D. R eb: