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V« »», »u 'M >> , ° « 1 »» - — 72. — . sollt«?.. . . . Und doch," setzte sie mit einem schmerzlichen Vorgefühle, hinzu, „weiß ich woh( Doß Alles mich beschuldigt, mich verdammt, daß Aller Schein gegen mich ist!/< . EL war auch wirklich" ein« seltsam« Begebenheit, rin in d«r That unbegreifliches Zusammentreffen von Umständen,»welches Margarethen in den Ker ker brachte. Als" Tochter eines armen Bauern, der den kleinen Wckrn * * * in der Nähe von Küln bewohnte, war sie, nach, dem Tod« ihrer Mutter, schon Ä frühe« Jahren genöthigt gewesen, durch ihrer Alyde Arbeit ihr Fortkommen zu suchen, ' und ihr Vater, der be ungemein liebte, hatte sie nicht ohne Kummer scheiden und in das Haus des-Notar B. in Köln, eines sehr vermöglt- chen Mannes, als Magd eintreten sehen. Ihre Sanftmuth, ihr religiöser Lebenswandel, ihr Ei fer in der Erfüllung ihrer Pflichten, waren sich in drei Jahren, welche sie in der Stadt diente, stets gleich geblieben, und nicht der geringste Feh ler, oder die kleinste Nachlässigkeit war ihr bis jetzt nachzuweisen, nicht der kleinste Zweifel in ihre Redlichkeit zu setzen gewesen. Es war nach dem Zeugniß des Notars und nach allgemeinem Zugtstandniß ein bescheidenes, ehrliches und beson nenes, in Rechtschaffenheit und Frömmigkeit auf- erzogenes Mädchen gewesen. Plötzlich war an ei nem Sonntage, in der Abwesenheit ihrer Herr- , schgft, rin Körb.chen mit Silbcrgeräthschaften von beträchtlichem Werthe abhanden gekommen, ohne daß-Mvrgarethe begreifen konnte, wie es hatte geschehen könnet^ KMe Spur, kein Anzeichen chatte ihr auch nur den geringsten Wink zur Er- fKrschWg des.Diebs an die Hand gegeben; denn, nachdem der Metzgerjunge, der jeden Lag Fleisch in'L Haus brachte, fortgegangen war, hatte sie, wie sie sich,, dessen noch recht genau erinnerte, l^e Thüre zuM Speisesaal, in welchem daS Körbchen unbeHhrt an seinem Platze stand, sorgfältig wie der verschlossen. Eine halbe Stunde nachher war eS fort. ' Der Notar war ein sehr interessirter, harter und strenger Mann; er nahm keine Rücksicht auf daS vorhergegangene vorwurfslose Betragen der jungen . Magd, hielt ihren Schrecken für Verwirrung, und- ließ sich weder durch Bitten noch durch Thränen rühren. Erreichte beim Gerichte eine Klage ein, und Margarethe wurde verhaftet. Das arme Mädchen erzählte seinem Vater alle . diese Einzelheiten und legte seinen Worten so sehr den Steypel der Aufrichtigkeit, der Naivität und Wqhrheit bei, daß er von ihrer Unschuld insiertichst überzeugt Diurde. . ' ,L> verzeiht mkk, Margarethe, daß ich Dich auch Mr einen Augenblick im Verdacht haben konnte!" rief Peter tief gerührt aus. „Laß den Muth nicht sinken, Margarethe," setzte derAfarrer hinzu, ^,ein reines Gewissen heilt viele Wunden und wenn auch vielleicht etwas spät, die Wahrheit-siegt zuletzt doch." . Das junge Mädchen sah abwechSlungsweise bald ihren Vater, bald den Pfarrer an, witz wenn sie sich dadurch in einer Hoffnung hätte bestärken wol len, die sie selbst längst aufgegeben. „Wie es nun aber auch kommen mag, ob ich freigesprochen oder schuldig erfunden werde, nicht wahr, mein Vater, Ihr liebt mich immerfort? .... nicht wahr, Herr Pfarrer, Ihr betet für mich? .... Auch Jakob wird mich nicht verachten/' setzte sie leise hinzu, denn Lhränen erstickten ihre Stimme. Wir werden Dich immer bedauern, und fort fahren, Dich zu lieben, Dich zu segnen!"? Acht Lage nachher konnte der Saal des Poli zeigerichts zu Cöln kaum die Menge Neugieriger fasse», die sich in denselben drängten. Peter war auch zugegen die Augen mit unend licher Wehmuth auf Margarethe geheftet, welche auf der Bank der Angeklagten, dem Staatsprp- curator gegenüber, saß. Wer aber die ergebene, doch anständige und'edle Haltung sah, den trau» rigen aber unerschütterlich festen Blick, die.Stand- haftigkeit dieses jungen Mädchens gewahrte, die», ser armen Magd, gegenüber der großen Versamm lung, dieser strengen Richter, die über ihre Ehre und ihre Freiheit entscheiden sollten, wer die würde volle Sicherheit^-verbunden -mit so viel Bescher- ' denhcit ^ind Schüchternheit, bemerkte, der konnte sich nicht-enthalten , günstig für sie «ingenom'men zu werde» und an ihre Unschuld zu glauben.. Nachdem der Präsident die herkömmlichen Fra gen an sie'gerichtet, ging er- auf die UchstärM der Lhat selbst ein, der sie bcschuldigHMw. -- Mar garethe antwortete aufrichtig und genau, sieversi, cherte auf's Bestimmteste^ von dem Verschwinden des Körbchens mit Silbergeschirr nichts'zu wissen und gegen Niemand Verdacht hegen zu können und wenn dieß selbst die gegen sie erhobene AW klage erschwere. Der Staatsanwalt hielt hie Anklage mit u*i«r- müdlicher Hartnäckigkeit und scharfer Logik auf recht; selbst die Ansichten, die sich zu Margarethens Gunsten hätten geltend machen lassen, wurden unter seinen Händen Waffen, mit denen er in un heilvoller Beredtsamkeil ihre Schuld nachzuweisen suchte. Die beabsichtigte Heira'th zwischen Jacob und Margarethen gab ihm Aufschluß über den Zweck des Diebstahls und er bemühte sich zu be-