Volltext Seite (XML)
- 53/ - — und er erklärte, wie nur ein Jrrthum die Ur« fache seines Hierseins stzi. „Nun, so bin ich diesem Jrrthum zu Dank verpflichtet," entgegnete dir Dame freundlich. „Fräulein - von der Horst hat ungefähr seit acht Wochen dies Logis und Dresden verlassest, und ich bezog es sogleich Wissen Sie", mein junger Ritter vom Stuhlschlitten, daß ich während der schwinden-" war seine Antwort, -7- Cordelchen fragte nicht mehr, der Abend ging für sie und ihn in einem unangehmen Gesühle^vorüber. Im Verlauf einiger Tage vybleichte der Ein druck, den die Fremde auf ihn gemacht hatte, und Hie Neigung zu Cordelchen trat wieder in volle Geltung bei ihm. „Ach, Du hast mir eine recht schlafiose Nacht verursacht, als Du so mißgestimmt .'warst," gestand Cordelchen, „ich habe mich ge ängstigt, daß ich die Ursache dieser Mißstimmung gewesen sein könnte, und doch konnte ich mir kei nen Vorwurf machen. — Das griff tief in Ro- dert's Herz, und das Bild der Fremden verschwand gänzlich aus seinem Gedächtniß. Vierzehn Tage später empfing Robert von ei nem Freunde einen Brief an ein Fräulein von der Hörst, das aus der Lausitz vor mehreren Jah ren nach Dresden gezogen war und mit welchem sein^Freund ein zärtliches Verhältniß unterhielt, wiAMdbert wußte. Fräulein von der Horst be wohnte ein Logis in der Seegasse, und Robert begab/sich dahin. Auf seine Frage: „Kann ich häsMÄige Fräulein sprechen?" ward ihm die Antwort? daß das Fräulein so eben ausgehen woke- ",Nun, mein Anliegen ist von keiner lan- gM-Störung-, melden Sie mich nur und sagen Sie, ein sehr erfreulicher Brief von einem Freunde fützre mich her," sprach Robert, dem Mädchen seinenMamen sagend. Nach kurzem Warten wurde er in em ,prächtig meublirtes Zimmer eingeführt. Die noble Einrichtung zeugte von dem Ge- schmäA der- Bewohnerin. Schnelle Schritte im Rebengetyache verkündeten ihr Nahen; Robert wen dete-sichrer Thüre zu und war nicht wenig über- rascht- die Dame vom großen Garten-Teiche her- . eintreten zu sehen. .'„Sse haben mich zu sprechen verlangt, mein ^jllngerMitter?^ rief sie mit einem reizenden Lä- thUn^ „oh- ich ahnrte es, daß ich heute noch durch ezwas'schr Angenehmes überrascht werden würde, Wd siehe da, jetzt ist's z^r Wahrheit geworden. ^Hje bkingen mir einen Brief?" . Robert's Verwirrung'*fand den sichtbarsten Aus druck -in seinem. Gesicht — )vie schön war die Die Gewohnheit, Cordelchew zu sehen., mit ihr Fremde! Mit Mühe Unterdrückte er die Vestür» täglich za leben, verlor, alle ihre Netzte; sie er- zung, die sich seiner so gewaltsam bemeistrrt hatte schien ihm fade, und das sanfte Wesen Cordel- — denn unwillkürlich wie einc^nahnende Stimm« chen's trug jetzt iw seinen Augen'vas Gepräge war ein Gedanke anCordelchen in ihm aufgetaucht deS Seelenlosen. „DuWffcheiche «echt mißge stimmt- lieber Robert," bemerkte, ffe, die keine Ahnung von dem für sie so ungünstig ausfallen den Vergleich hatte, der ihn so sehr-beunruhigte- — „Man kann nicht immer guter'Laune sein — das sind Stimmungen, die aüstauchen und ver- Zeit, daß wir uns nicht sahen, von Ihnen ge« sprochen°und gewünscht habe, Sie einmal bei mir zu sehen? O, man hat mir gesagt, vuß Sie außerordentlich liebenswürdig und schrecklich ge lehrt sind, ja ich weiß sogar, daß Sie ein glück» sicher Verlobter sind." „Ich weiß- nicht, wodurch ich die Theilnahme verdient habe, die Sie ,..." „Finden Sie es denn als etwas so Außeror dentliches, wenn man für Sie Interesse fühlt?" fragte die Dame, ihn unterbrechend. Herr Mein hard, Ihr Universitätscollege, ein Freund meines Bruders, war letzthin bei uns hier, zufällig werfe ich einen Blick hinunter auf die Straße — ich erblickte Sie und rief: „Wer mag nur der junge Herr sein? Herr Meinhard war ein Ihnen sehr günstiger Berichterstatter. Da haben Sie die Auf-.. . löfung des Räthsels." Von dieser Stunde an ging mit Robert eine auffallende Verwandlung vor, der Friede seiner Seele war gestört; die Pein eines großen Zwie spalts war in sein Herz eingezogen. Aurelie von ' . Lichtenstein, die schöne Fremde, hatte eine so ge-. . wattige Leidenschaft in ihm entzündet, daß er jede Mahnung seines Gewissens unterdrückte. .Diese ' Liebe oder Leidenschaft war kein Glück für ihn^^ denn das bessere Selbst in ihm sträubte sich da- » gegen, indem eine jener Empfindungen, die zu-?.^ den edelsten Gefühlen des Menschenherzens gchö- ren, der Patriotismus, allmälig in ihm untergra-? A den ward. Er konnte es sich,nicht verhehlen , daß ' M seine leidenschaftliche Neigung für Aurelie ein. - Verbrechen sei, denn die Gesellschaft, die" sich bei " ihrem Bruder zusammenfand, und an welcher * ». Robert Theil nahm, trug die Tendenz der Vrr- , ' rälherci gegen sein unglückliches Vaterland als ihre Loosung, als Ziel ihres Strebens in sich. Sach- ' sen sollte die Beute Preußens werden, und Ro bert gewann bald die Ueberzeugung, daß Herr von Lichtenstein und seine schöne Schwester DreS- den. nur deshalb zu ihrem Aufenthalte gewählt hatten, , um für diesen Zweck insgeheim zu wir-