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und trieb bei einem Umlauf von 600 in der Mi- nute mehrere Water Spinnmaschinen zu 168 Spindeln eine jede. Sie stand einfach auf der Diele, ohne alles Mauerwerk, nur an einer Holz fäule von etwa 3 Zoll Durchmesser befestigt, und da sie nur 300 Thaler kostet, wird wohl mancher Fabrikant es vorziehen, drei oder vier solche Li lipute, dieses ist der Name der neuen Maschine, in seinen Sälen zu placiren, statt ein theures Ge bäude für eine mehrere Tausend Thaler kostende größere Maschine aufzuführen, die, wenn sie ein mal reparirt werden muß, die ganze Fabrik Wo chen lang zum Stillstehen nöthigt, wogegen, wenn auch einmal ein einzelner von vier solchen kleinen Lili Putern erkrankt, die übrigen munter in ih rem Berufe fortarbeiten können und höchstens ein Saal zum Feiern kommt. — Man fragte begie rig, wer dieses niedliche Wunderwerk construirt habe und erfuhr, daß der Erbauer derselben Herr A. Sabey aus Aachen sei, derselbe, wel cher unter Mitwirkung der Herren Hammer und Schmidt hier, die Gasbereitungsanstalt für Chemnitz herzustellen im Begriffe ist. Ost ritz, 26. Juli. Vorige Woche ereignete sich in dem uns so nahe gelegenen Kloster Marien thal ein Fall, der uns stark an das Mittelalter erinnerte. Eine Nonne, aus Böhmen gebürtig, die bereits in ihrer zartesten Jugend von ihrem Vormunde dem Kloster überliefert worden war, hatte den Schleier nehmen müssen und lebte so bereits seit vielen Jahren in demselben. Schon früher sollen in ihr weltliche Gelüste stark rege geworden sein, die sich aber, seit sie in Erfah rung gebracht hatte, daß ein kürzlich verstorbener Onkel ihr 17,000 Thlr. vermacht habe, so heftig regten, daß in ihr der Entschluß reifte, aus dem Kloster zu entfliehen. Glücklicherweise sand sie auch Hülfsmittel. Mittels einer Leiter überstieg sie die Klostermauern und gelangte, begünstigt durch einen finstern Abend, unversehrt in's Freie. "Aber das Schicksal hatte es anders beschlossen. ^Unbekannt mit der Gegend, irrte sie planlos in der finstern kalten, regnichten Nacht umher, bis sie ermüdet und an allen Gliedern zitternd, in der Morgendämmerung in einem Hause einsprach, um Schutz und etwas Erwärmendes zu erflehen. Aber die Bewohner des ländlichen Hauses, eine Weberfamilie, hatte vor einiger Zeit gehört, daß ein Räuber sich in der Gegend herumtrcibe, und glaubten nun fest, das schüchterne vermummte Wesen sei derselbe. Man holte den Schulzen und in Folge seiner Nachforschungen sah sich die un glückliche Nonne nun gezwungen, sich zu entde cken. Ein Bote benachrichtigte schnell die Kloster bewohnerinnen von dem Vorfall und nach einer halben Stande, so nahe war die arme Unglückliche dem Kloster wieder gekommen, rollte plötzlich ein Wagen vor das Haus des Dorfes, eine Nonne steigt aus und die Entflohene wird mit Gewalt den engen dumpfen-Klostermauern wiederum über liefert. Harte Bußübungen werden nun wohl das künftige Loos der kaum einige zwanzig Jahr alten Nonne sein, wenn nicht irgend ein weltli cher schützender Arm sich ihrer erbarmt.. Schneeberg. Ein wolkenbruchähnlicher, von Abends 8 Uhr des I. August bis Morgens 8 Uhr des 2. August anhaltender Gußregen bat in hie siger Gegend und namentlich in den Dörfern Zschorlau und Schlema beträchtlichen Schaden an Straßen, Häusern, Feldern und Wiesen angerich tet. Zum Glück ist der Damm des in der Nähe gelegenen großen FUzteiches nicht durchbrochen, was, wenn es geschehen, für Lindenau und Zschor lau, wie schon einmal, höchst verderbliche Folgen hätte haben müssen. Chemnitz, 2. August. Heute gegen Mittag sand ein hiesiger Postillon in dem durch Gewitter regen hoch angeschwollenen Chemnitzfiuß nebst zwei Pferden den Lod. Er war von Oederan mit ei nem mit vier Pferden bespannten leichten Wagen, in welchem ein Soldat der dritten Compagnie des vierzehnten Bataillons der Leibinfanteriebrigade saß, zurückgckehrt und fuhr, um Wagen und Pferde zu reinigen, durch den Chemnitzfluß an einer Stelle, wo sonst ohne Gefahr durch das Wasser gefahren werden konnte. Bald hoben die Wellen den Wagen und rissen ihn, ingleichen die vier Pferde, den Postillon und den Soldaten mit sich fort. Der Soldat entrann der Gefahr durch Schwimmen; auch die beiden Vorderpferdc wurden gerettet; der Postillon aber und die beiden Hin terpferde waren todt, als sie in einer weitern Ent fernung der Gewalt der Fluthen entrissen wurden. Vermischtes. Stuttgart, I. Aug. Ein Wolkenbruch, welcher im Laufe der gestrigen Nacht uns über raschte, hat im Neckar- und den angrenzenden Lbälern furchtbare Verheerungen angerichtet. Die Routen sowohl nach Heilbronn als nach-Ulm sind großentheils Unter Wasser, letztere bloS bis in die Gegend von Plochingen fahrbar, da bei Reichen bach der Eisenbahndamm in einer Länge von 40 Schuh durchbrochen und Plochingen selbst glänz- lich überschwemmt ist. In Kannstatt sind die Be wohner des rechten Neckarufers geflüchtet; von Badhäuschen, namentlich von der Etzel'schen Schwimmschule ist, keine Spur mehr zu sehen. Die Lelegrapheneinrichtung in Göppingen ist durch den Blitz zerstört. Die Ernte wird zum großen Theil vernichtet sein. Aus Nordamerika. Eine Ueberschwem-