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««sammelnden Gesellschaft der Patrioten waren. Mr Rame der Gesellschaft trug zugleich ihre Len, denz in sich: sie war «in Verein von Patrioten, in dieser Zeit der Drangsale und der Partei- «Ngen treu und fest an" ihrem König hingen, und einen starken Damm gegen die preußischen Gelüste bildeten-. Sachsen als sogenannte Entschädigung sirr den Kraftaufwand, durch den Preußen sich selbst tzus Napoleon'scher Fessel gerettet hatte, zu erlangen, weshalb man von Berlin aus kein Mittel unversucht und das sächsische von den Opfern des Krieges hart bedrückte Volk durch Emmissäre in allen Klaffen der Gesellschaft bear beiten ließ. Ein alter Herr saß an einem Wandtisch und las beim Lichte zweier Kerzen in einem Zeitungs» blatt. Dieser Lesende trug in seinem Aeußern den Charakter des Ehrwürdigen. Unter dem blauen Sammetkäppchen stahl sich ein Kranz dünner sil- bKkrourr Löckchen hervor, sein Antlitz, durchfurcht vöBW"Spuren vieler Jahre, zeigte einen sehr «rnffksi; kummervollen Ausdruck. Seine Kleidung war fein und ließ auf Wohlhabenheit schließen. Kachdem er einen Artikel durchgelesen, ließ er die Zeitsing aus den Fingern gleiten und legte die Stirsi in die hohle Hand, in dieser Stellung 1iesim?Nachfinnens lange Zeit verharrend. : An..Üner Tafel in der Mitte des Gemaches hatten gleichzeitig mehrere andere Herren Platz ge- sommen und debattirten sehr eifrig, obwohl mit gemäßigter «stimme, über die Dinge der Gegen» wart. , „Meine Herren," sagte einer von ihnen, „ich glaube, Sie Alle wissen, wie schmerzlich und auf richtig ich vor zwei Jahren den Lod meines guten Vaters betrauerte. Ich hätte nie geglaubt, daß für mich eine Zeit kommen würde, wo ich mich freuen könnte, daß er gestorben. Jetzt, jetzt ist solch eine Zeit, der alte brave Mann würde, sollte er jetzt alle die Machinationen kennen, die man anwendet, um die Herzen der Sachsen zu preu» ßificiren, vor Jammer in die Grube fahren, denn er liebt« seinen König und fein Vaterland warm und aufrichtig." „Ja, das können wir Alle bezeugen, HerrKlaus- berger," stimmte Einer bei, „Ihr seliger Herr Vater war ein rrchtschaffenes sächsisches Herz, in dem kein falscher Blutstropfen eristirte."' „Heute war ich eines Geschäftes wegen bei dem Fürsten Repnin," fuhr der junge Klausberger fort, „er will die griechische Kapelle mit anderem Luche auSgeschlagen haben und hatte mich rufen lassen, d» man chm gesagt, ich hätte bedeutende Lorräthe von Luchen auf dem Lagers Ich kann Ihnen auf Eid und Gewissen versichern, meine Herren, daß ich mich heute zum ersten Male schämte, ein Sachse zu sein. Der Zufall wollte es, daß ich im Vorzimmer warten mußt«, da der Fürst-Gouverneur eine Deputation angenommen. Als man die Thüre im Zimmer des Fürsten öff nete, sah ich ihn in großer Uniform an einem Tische und die Deputation — es waren sächsische Staatsbeamte — vor ihm stehen. Ha, diese Ün» terthänigkeit, dieses Heuchlerisch-Schmeichlerische, diese glücklich lächelnden Gesichter und Worte, wie nur der Jubel über dies neue Regiment sie aus sprechen konnte, eckelten mich an." Eine lange Pause trat ein. Die Wahrheit der Worte des jungen Mannes lastete schwer auf dem Herzen eines Jeden. Der Verrath, die Treulo sigkeit schlichen unter dem Volke umher und suchten Anhänger. „Wir dürfen uns nicht wundern, daß solche Schmach im Unglück auf uns fällt," hob nach einer Pause einer der Herren an, „denn der Altar selbst ist ja zur Stätte des Verraths geworden. Erinnern Sie sich nur der Dankfeste nach Ankunft des Fürsten-Gouverneurs in Dresden, wie da mehrere unser hiesigen Geistlichen den Fremdlin gen geschmeichelt haben. Kein vernünftiger Mensch würde von ihnen einen Protest gegen die Eingriffe in unsere Landesverfassung von der Kanzel zu hören verlangt haben, aber ein ehrliches Mannes wort, ein geistlicher Trost wäre ihre Pflicht ge wesen." „Sehen Sie, Freund, deswegen bin ich auch solch ein abgesagter Feind der Geistlichkeit" — „man weiß nie recht, wie man mit ihr d'ran ist," fügte ein Anderer lachend hinzu. „Solche ehrwürdige Männer wie unseren seligen Reinhard giebt's nicht viele. Das war rin Mann nach -dem Herzen Gottes — gesegnet sei sein An- denken!" Jetzt trat ein junger Mann rasch in das Zim- mer, dessen Wangen von starker Erhitzung zeigten. Mit einem flüchtigen Gruße ging er an den an der Tafel sitzenden Herren vorüber und trat zu dem alten Herrn mit dem blauen Sammetkäpp chen, der immer noch im Nachflnnen versunken dasaß. „Guten Abend, lieber Vater," sagte er — „ich komme etwas spät, aber ich wurde aufgehalten, der Meinhard begegnete mir auf der Brücke, und es war ganz unmöglich, von ihm loszukommen." Der alte Herr richtete den Blick auf den Spre, chenden und sagte: „Es wäre mir lieber, Robert, Du hättest mir gesagt, daß Du irgend ein klei nes Unglück gehabt hättest, alS dm Meinhard zk»