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— 428 — Bürgerrechts hier eingereicht, welches auch Geneh- rnigung gefunden hat. Hiernach dürfte also die v^n mehren Journalen gebrachte Notiz, daß Ei- senstuck nicht daran denke, jemals wieder nach Sachsen zurückzukehren, keineswegs als eine glaub würdige zu betrachten sein. - Glanchau, I. September. In der Nacht vom 2d. zum 30. August l. I. ist ungefähr zehn Minuten von, unserer Stadt auf der Straße nach Meerane an dem, vom hiesigen Vogelschießen nach Hause znrückkehrenden Wirth zu Höckendorf ein .Raubanfall von zwei Männern verübt worden. Durch die Dazwischenkunft des Wirths zum baier- schen Hofe in Meerane wurde der Angefallene ge rettet, Vie Räuber erkannt und vertrieben. Die letzteren, zwei übelberüchtigte Subjecte, sind so fort eingezogen worden. Der Angefallene hatte bereits drei Stichwunden in den Kopf erhalten; er führte 50 Thaler Geld bei sich. —— S' chider -Liebchen. - - Erzählung aus den Jahren 1813 und 1815. (Fortsetzung.) : „Um dem Herrn Vicomte seines rechtmäßigen Ver mögens und Besitzthums zu. berauben, Hal er ihn als einen im Geheimen gegen Napoleon Ver schworenen angeklagt. Die Beziehungen und An hänglichkeit des HerrnVicomte an die vertriebene Königsfamilie leisteten dieser schändlichen lügen, haften Anklage so viel Vorschub, daß nur die schleunigste Flucht dem Herrn Vicomte das Leben zu retten vermochte, seine Güter wurden sämmt- lich consiscirt und seinem unnatürlichen verräthe- rischen Bruder zugesprochen." „Die Rückkehr der Bourbonen setzte den Herrn Vicomte indeß wieder in den Besitz seiner Rechte; von Capitain Flouhard, seinem unnatürlichen Bru der, war nickts mehr zu hören, wir glaubten Alle, er sei in einem der letzten Gefechte, die der Katastrophe der Entfernung Napoleons nach Elba vorhcrgingen, gefallen, indeß diese Annahme war ungegründet. An demselben Tage, als das Gerücht in Paris erscholl, der Exkaiser sei am I. März (1815) in ConneS gelandet und alleKönig- licbgesinnte von Schreck und Entsetzen ergriffen wurden, erhielt der Herr Vicomte einen Brief, worin der Kapitain ihm in den nichtswürdigsten Ausdrücken des Hohnes anzeigte, daß er jetzt die ihm von der kaiserlichen Regierung zugesprochenen Güter wieder in Besitz nehmen werde. Der Zu fall verrieth uns, daß der Kapitain ein vorzügli ches Werkzeug des Verraths gegen die Bourbonen gewesen, welche nun, als Napoleon gleichsam auf den Flügeln des Sturmes gegen Paris heranzog, diese ihre Hauptstadt und Frankreich flüchtig ver ließen. Der Herr Vicomte folgte diesem Beispiele, aber er erreichte nicht die deutsche Grenze, hier auf der zu dem in Belgien gelegenen Grundbesitz seiner Gemahlin gehörenden Meierei St. Marie wurde er, während des Uebernachtens tödtlich krank, und der Plan der Flucht fand somit plötz lich sein Ende, wir konnten es nicht wagen, ihn in solchem bedrohlichen Zustande weiter zu brin gen. Nur der Treue des hiesigen Pächters ver» danken der Herr Vicomte, seine Familie und wir Alle unsere Rettung, Herr Jerome Lafaille — der Arzt deutete auf einen alten etwas seitabste- henden Mann — verbarg uns mit eigener Lebens, gefahr. Gestern kam unerwartet das Grenadier regiment zu Pferde des nun zum Oberst avancirten Kapitain Flouhard hier im Dorfe an und zugleich die Kunde von Napoleons gewonnener Schlacht bei Ligne. Der Schreck versetzte den Herrn Vi comte in den todtenähnlichen Zustand, in dem Sie, junger Freund, ihn in der Gruft des Herrn Lafaille gefunden haben. Was blieb uns in der Bedrängniß des Tages übrig, als den Todten so schnell als möglich um der Lebenden willen zu entfernen. Der Lodtcngrälur ward , durch eine Hand voll Goldstücke gewonnen, und so der Herr Vicomte in die Gruft gebracht. Uns verbarg ein Keller der Meierei. Als Herr Lafaille uns Nach richt gab, der Oberst Flouhard sei mit seinem Regimente heute am Morgen aufgebrochen, ver ließen wir das unterirdische Asyl und unser erster Gang war nach der Gruft.» Das klebrige wissen Sie." — „Nun, Herr Doctor, ich freue mich von Her zen, etwas zu des Herrn Vicomte Lebensrettung beigetragen zu haben," antwortete der Lützowrr. „Darauf können Sie sich indeß verlassen, führt der Himmel den Capitain oder Oberst, was. er jetzt ist und mich auf einem Naum von sechs Zuß breit zusammen, so hat nur Einer von ünS Bei den das Vergnügen, lebendig davonzukommen." Die Gemahlin des Vicomte stand auf und reichte dem deutschen Krieger dankend die Hand. Was sie ihm Alles sagte- verstand Leo nicht, denn seine Sprachkenntnisse im Französischen waren viel zu mangelhaft, indeß wie jedes Wort auS ihrer tiefsten Seele kam, bezeugten ihre Thränen, sie führte ihn an das Bett ihres Gemahls, der ihm gleichfalls die Hand reichte und leise Worte des Dankes sprach. Leo sprach den Wunsch aus, wenn es möglich wäre, wieder zu seinen kämpfenden Landsleuten