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235 russische Macht, an 80,VOS Mann, auf zwei Sei ten mächtig vor und bedrohte die Ueberreste der Insurgenten mit gänzlicher Vernichtung. Damals stellte sich ihnen Kmety mit seinem klei nen Corps von einigen tausend Mann zuerst vor Lugos, später in der Stadt selbst, entschlossen ent gegen und es gelang ihm, die zwanzigmal größere Macht des Feindes in einem heißen Kampfe einen halben Tag zurückzuhalten, und dadurch wurden Bew's und Guyon's Armeecorps gerettet. Der Feldherr selbst, welcher seine Pflicht so treu erfüllt halte, konnte sich nach dem Abzüge seines ArmeecorpS bei der Schlacht von Dobra nur schwer retten. Er entkam mit einigen Generalstabsadju- tanten durch die Schluchten der Grenzgebirge, durch Dornen und Disteln auf unwegsamen Pfaden und nach der wallachischen Grenze, aber nicht durch Mehadia, wie in einem Buche geschrieben steht. Nach langem Herumirren und nachdem sie mit den größten Hindernissen zu kämpfen hatten und ihre Kraft durch mannigfache Mühsal ganz er schöpft war, kamen Kmeth und seine Gefährten endlich in vollem Trabe in dem wallachischen Grenzdorfe Merul an, wo sie, obwohl mißtrauisch gegen die Gesinnung des Volkes, sich entschlossen, einen Rasttag zu halten. — Kaum waren sie von ihren Rossen abgestiegen, als der blutdürstige wal- lachische Pöbel mit allerlei Waffen versehen zu sammenströmt, ihre Wohnung umringte und ihnen unter wildem Gejohl und den fürchterlichsten Droh ungen zurief: „Ihr müßt sterben!" Von Ent fliehen oder Entkommen konnte gar nicht die Rede sein, denn ihre Pferde waren bereits weggenom men und in einem Nu waren sie auch all ihrer Habseligkeiten beraubt, so daß sie halb nackt da standen und die Ausführung des von den wuth entbrannten Möczen (Gebirgswallachen) ausgespro chenen Todesurthels erwarteten. Der fanatisirte Volkshaufe sing jetzt an zu be- rathschlagen, welche Todesart er den gehaßten Feinden zufügen sollte. Ein milder gesinnter al ter Mann brachte in Vorschlag, sic dem kaiser lichen Militär auszuliefern, aber diese Vorsicht wurde als zu schonend verworfen. Einer der Ra senden rieth an, sie durch langsame Pein, Zerstüm- mclung ihrer Glieder zu tödten; ein Dritter wollte, man solle eine große Grube graben und sie leben dig verschütten; ein Vierter wollte ihnen Gnade widerfahren lassen und sprach sich ganz einfach für den Galgen aus. Die große Mehrheit fing auch bereits an, sich in letzterem Sinne zu einigen. Indessen stellte Einer an diese Gespenster fürchten den abergläubischen Menschen oder vielmehr herz losen wilde« Ehiere die Frage: wer denn eigent lich von ihnen diese ungarischen Hunde aufhängen solle? dies wollte Niemand übernehme» Und «S wurde der Beschluß gefaßt, die Flüchtlinge in den ersten besten Schweinestall zu sperren-und dieses hölzerne Gebäude mit seinem Strohdache über ih nen anzuzünden. Kmety und seine Gefährten sahen mit Grausen ihrem fürchterlichen Tode entgegen. Schon brachte man die Feuerbrände, schon schickte man sich an, diese auf und unter den Schweinestall zu legen. Erbarme dich ihrer, barmherziger Himmel'. Wenn sie auch die größten Sünden begangen haben, gieb ihnen doch einen sanfteren menschlichen Tod! Soldaten kommen, Soldaten! ertönte es in der Mitte der Wallachen in dem Augenblicke, als eben der Stall angezündet werden sollte. Die, welche das teuflische Werk bereits begonnen hatten, wur den stutzig gemacht, und hielten einen Augenblick an, während der Ruf auf die zum Opfertode Be stimmten wie ein Trost aus himmlischen Sphären klang. „Soldaten," wiederholte die Menge, „Uhlanen, kaiserliche Soldaten." Dieser Ruf machte wieder die eingepferchten Re volutionshelden betroffen, aber sietrösten sich den noch, denn wenn sie sterben mußten, so wollten sie doch lieber durch die kaiserlichen Soldaten, als durch diese wilde Horde getövtet werden» Als die wallachischen Wüthriche die Soldaten herannahen sahen, wagten sie nicht mehr, ihr Ur theil zu vollziehen, warfen die Bränder weg und nahmen sich vor, die zum Feuertod bestimmten Gefangenen den Uhlanen auszuliefern. Einige von ihnen gingen der immer näher kommenden Cavallerietruppe entgegen, und zeigten dieser mit prahlerischem Geschrei an, daß sie einige Stabs» ofsiziere der ungarischen Rebellen gefangen', tnt» waffnet und nackt in einen Stall gesperrt hätten, um diesen über ihren Köpfen anzuzünden; jetzt aber freuten sie sich der Gelegenheit, ihre Gefan genen dem hochgeehrten kaiserlichen Militär aus liefern zu können. Unterdessen waren die Gefan genen bereits aus dem Stalle hervorgeholt worde«? Der Commanvant der Uhlanentruppe wurde btt dieser Nachricht nichts weniger, als aufgeheitert, warf einen düstern Blick um sich und erklärte mit blitzenden Augen und donnernder Stimme seinen Leuten den Vorfall; diese stemmten auf sein an eiferndes Commandowort sogleich ihre spitzen Lan zen vorwärts, drangen theils mit diesen, theilS mit gezogenen Schwertern auf die um den Stall zusammengedrängte Wallachenschaar und ßngen ohne Erbarmen zu stechen, einzuhauen und meder zumetzeln an, so daß im Nu der Platz von vielen