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— 208 — KAA Die mit vielem Nutzen gegen Schreibkrampf, Zittern und Schwäche tu den Händen anzuwendcnden Goldberger schon thermo-elektrischen Finger-Minge (ä, Stuck mit Gcbr.-Anw. Prima: 1 Thlr. Secnnda: 20 Sgr.) sind stets ächt zu haben bei Aus dem Vaterlandes ^Mfvchenhain. Bei uns sind die frechsten HjMreieli an der Tagesordnung. Am 27. April wurd^ sogar in das Amtsgefängniß eingebrochen, und "dem Frohn mehrere Kleider und sonstige Ge genstände gestohlen. Am 28. April erstiegen Diebe das nahe gelegene Herrenhaus in Dallwitz und raubten auS dem Speisesaale in der ersten Etage viele werthvolle Gegenstände.^. Leipzig, 19. April. D^ Klagen über Sit- tenverderbniß sind zwar so alt als die Welt sel ber; doch aber schaudern wir bei jedem neuen dahin deutenden Fall. So wurde gestern in dem sogenannten Kanonenteiche im Johannislhale die Leiche eines zweijährigen Kindes gefunden; die zusammengebundenen Arme und Beine deuten of fen auf einen entsetzlichen Mord. Zwei Lage vor her fand man nicht weit davon die Leiche eines neugebornen Kindes. — Die Zahl der unehelichen Geburten mehrt sich bei uns in auffallender Weise. Die sächsischen Jndustriegegenstände in der Aus stellung zu London sind nun vollständig geordnet, indem Alles ausgepackt und nur des Staubes we gen zugedcckt liegt. Biel Aufmerksamkeit werden hier einige tragbare Maschinen erregen: eine Buch druckerpresse, eine Hobelmaschine und ein neuer Apparat zum Reinigen von Schornsteinen. Iwci Weihnachtsabende. Die Christnacht des Jahres 1847 war mit ih rem tiefen Dunkel auf die Stadt herabgesunken. Eisiger Wind fegte den dünnen Schnee durch die Straßen, die schon um des Wetters willen öde waren, noch mehr aber darum, weil alle Welt, Jung und Alt, sich in den warmen Stuben um die Christbäume drängte, die ihr Helles Frcuden- licht in das unheimliche Dunkel der Winternacht hinauswarfen. In ein Haus drang kein Strahl noch Schim mer .dieses Lichtes, kein Laut des allgemeinen Ju bels. Dieses Haus war die Frohnfeste mit ihren hohen, massenhaften Mauern. Und in einer en gen Zelle dieser Feste saß ein junger Mann, statt lich von Wuchs, hübsch von Angesicht, das nicht durch den dichten Bart, wohl aber durch die bleiche Gefängnißfarbe ein wenig entstellt war. Er hatte den Kopf in die Hand gestützt, ein Licht brannte vor ihm auf dem kleinen Tische, und selbst ein paar Bücher lagen darauf. Eines derselben war vor ihm aufgeschlagen, er stierte hinein, aber le sen — das konnte er nichts ,,O du fröhliche, selige Weihnachtszeit!" riesi er plötzlich, als ob aus der Brust heraus all die lang verhaltenen Gefühle sich Bahn brechen woll ten; warum liegst du so weit ab von mir! warum fällt kein Strahl deiner schimmernden Kerzen mehr in meine Seele! — O Vaterland! Vaterland! ich dachte einst mitzuhelfen, um dir einenfreudenhellen Christbaum anzuzünden, aber die farbigen Lichter erlöschen alle unter der Hand, es bleibt so trübe, so finster. Da stehen sie alle die finstern Gestal ten und verbauen das Licht und lassen der Frei heit Morgenroth nickt durckscheinen, und das Volk ist stumm und stumpf und laßt die Märty rer der Freiheit im Kerker verfaulen! — O Mut ter! Mutter! wie recht haltest du, als du sagtest: Sei kein Thor, hoffe nichts vom Volke! — Wie mag dir die Weihnacht heute so trübe sein!." Es schlug sieben. Der Gefangene zählte die Schläge. Mit dem letzten sprang er auf. „Sie ben!" rief er, „sieben! ja, das ist die fürchterliche Zahl! Sieben lange Jahre soll ich elend hinter Gitter und Riegel hinschmachten wegen ein paar Worten, die sie für staatsgcfährlich und hochver- rätherrisch zu halten belieben! Entsetzlich!" — In fieberhafter Erregung schritt er im engen Kä, figt auf und ab.. „Schon die sieben Monate hät ten mich in Verzweiflung und Wahnsinn gestürzt, fuhr er leise fort, „wenn sie nicht wäre. — Wird