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27 StadtrathSmitgliede Möbius 8jährige, dem ge wesenen Stadtverordnetenvotsitzenden Weiske äjah» rige, dem gewesenen Schullehrer Böhme zu Ar ras und dem Webergesellen Otto einem jeden 4jäh- rige Zuchthausstrafe zuerkannt worden. — Der ge wesene Schullehrer Heyne zu Klostergeringswalde ist wegen politischer Vergehen zu vierjähriger Ar beitshausstrafe verurtheilt. Daschiesige Königl. Schloß ist seit'dem 14. Januar wieder mit starker Militärwache besetzt. Wilsvruf, 15. Jan. Dem hiesigen Postmei ster Hase, einem hier allgemein geschätzten Manne, ist Wit; dem 1. Jan. d. I. die Verwaltung der Post AWiNvmmen worden. Hase war mit in die Maiuntlrsuchung verflochten worden, jedoch völlig freigesprochen. Vor hundert und einigen Jahren erstreckte sich vor der Dresdner Neustadt ein weiter, unfrucht barer Raum bis an den Saum der großen Dresd ner Haide aus, der Beschaffenheit seines Bodens wegen, mit dem Namen „der Sand" belegt. Des Glaubens halber aus ihrem Vaterlande ver triebene Böhmen ließen sich zuerst daselbst nieder und gründeten eine noch heute bestehende böhmische Gemeinde, deren Glieder meistens Gärtner waren und durch eisernen Fleiß den unfruchtbaren Sand boden in gedeihliches Gartenland umwandellen. Später gesellte sich zu dem Namen „Sand" der des „neuen Anbaues", bis beide Benennungen jenes, jetzt so stattlichen und großen Stadtthtiles, in dem Namen „Anronstadt" untergingen und viel leicht nach wenig Jahren ganz vergessen sein dürften. Natürlich waren die dem Elbstrome zunächst gelege nen Ländereien die ersten, welche von den eingcwan- derten Böhmen in Angriff genommen wurden, und ein allgemein unter dem Namen „dasNeitscke Stift" bekanntes, großes Gartengrundstück gehört noch heule der böhmischen Gemeinde als Eigenthum zu und wird von deren Vorstehern verwaltet. Dieses Grundstück liegt auf dem rechten Elbufer zwischen dem Gebäude der Garnisonschule und demjenigen Gartenhause, welches gegenwärtig von den vier Prinzessinnen von Holstern, bewohnt wird. Der Verfasser erwähnt dieses Grundstücks um deswillen so genau, weit es der Hauptschauplatz nachstehen der Erzählung ist, welche ihm, als völlig wahr, von einem ehrsamen Mitglied« der böhmischen Ge meinde mitgetheilt worden ist und sich, wie man zu sagen pflegt, auch hören läßt. An einem kalten Nachmittage deS Februarmo- nates 1727 langte ein junger Mann, schweißge badet und einen Schiebebock mit aufgebautem Reißholze vor sich herschiebend, bei einem Garte«, Hause am rechten Elbufer an, das noch setzt steht und unter dem Namen des Neitschen Stifts in Dresden bekannt ist. Damals war das Holz noch nicht so selten und theuer wie in unserer Zeit und dem Unbemittelten daher vergönnt, seinen Bedarf an Brennholz aus dem naben Walde zu holen, ohne blos an das dürre Leseholz gewiesen zu sein. Darum lag auch auf dem Reißighaufen eine blanke Axt oben auf, mittelst welcher manch' schöner, starker Ast von seinem Stamme getrennt wor den war. - Während der junge Mann seinen Schichebock miedersetzte, um das Lhor zu öffneu, ging ein Fenster im Dachgeschosse auf, und der Kopf einer bejahrten Frauensperson zeigte sich in demselben. „Gut, daß Du kommst, Matthäus!" — rief jene ihrem Sohne entgegen. „Ich habe schonwir auf Kohlen gesessen. Die Fürstin Petrikowska hat zu heute Abend eine Menge Blumensträußchen be stellen lassen, und in meiner Angst, daß DÜ zu lange außenbliebest, wollte ich schon den Versuch machen, mit meinen geschwollnen Beinen in das Gewächshaus hinunter zu krabbeln. Da kam noch wie gerufen die Näther. Christel vorbei, die nun an meiner Statt die Blumen schneidet." Matthäus hatte hierauf nichts Eiligeres zu thus, als sein Holz in den Hofraum zu fahren und dann sich in das Gewächshaus zu begeben, des sen gewärmte Luft die wohlthätigste für seinen ge genwärtigen Zustand der Erhitzung war. Das Gewächshaus, zu dessen Eingänge Mat thäus über mehrere Stufen Hinabstieg, war weder groß, noch kostbar gebaut. Dessen ungeachtet stand sein Inhalt keinem andern an Werthe nach, denn Matthäus war ein wohlerfahrner Kunst- und Zier gärtner, obschon die königlichen Hofgärtner ihn und seines Gleiches mit dem Spitznamen „Kohl- haasen" belegten. Es ruht ein eigener, fast zauberhafter Reiz und Werth auf allen Erstlingen, seien solche nu« durch die Natur oder Kunst hervorgebracht. Wen erfreute daher nicht der Anblick eines bunten Flors von mannichfachen Blumen, wenn draußen starrer Frost di« Erde gefesselt und deren Kinder in ihr gefangen hält? Mitten unter des jungen Nischeks Blumen stand aber jetzt eine, die er nicht gezo gen, aber dennoch gern die seine genannt hLttr, obschon er sich selbst dies nicht laut zu gestehen wagte. Diese Blume hieß Christel Weiser und steckte in einer einfach schlichten Hülle von brau-