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M ünd außerhalb Preuß«? langst die verdieMe Wür digung gefunden hätte. Wie die preußischen nu- nisteriellen Blätter dazu kommen, den Norschlag ihrer Regierung, sobald als möglich wieder einzu ziehen in die Eschenheimer Gaffe zu Frankfurt a. M., als einen Sieg der preußischen Politik dar zustellen, ist unbegreiflich; man muß in Berlin den Leuten ein sehr schwaches Gedächtniß zulrauen, um zu glauben, das Volk werde das sür einen Sieg halten, was in den ofsiciellcn Organen noch vor Kurzem als die schmählichste Niederlage be zeichnet wurde. Die drückende Noth im Fuldaischen wird noch durch die Mittellosigkeit der Regierung gestei gert. Trotz aller Contracte zahlt die Regierung kein Geld an die Handwerker und Lieferanten aus und diese fallen den Gerichten oder Wuche rern in die Hand. Das Frankfurter Journal erzählt ein anschauliches Beispiel. Die Metzger- zunfl in Fulda hat 37,000 Thaler für geliefertes Fleisch zu fordern. Einen großen Theil des Schlachtviehes hat sie von den Bauern auf Kre dit entnommen. Die Bauern dringen auf Be zahlung, da sie von ihren Gläubigern gedrängt werden. Die Regierung kann nicht zahlen, die Metzger zahlen nicht, die Bauern zahlen ihre Zin sen nicht. Dem Bauer wird das Kapital gekün digt, er selbst ruinirt — ohne eigene Schuld. In der Gegend von Heilbronn hat jüngst ein Weber eine entsetzliche Entdeckung gemacht. Er wollte nämlich -auf direktem Wege erfahren haben, daß nicht nur die Hölle so voll sei, daß keine Seele mehr hineinginge, sondern auch daß der Himmel für einige Zeit zugeschlossen sei, so daß die armen Seelen der jetzt Sterbenden in der Luft herum schwimmen oder gar..in andere Menschen fahren müßten, wo sie natürlich dann mit der da einhei mischen Seele in unangenehme Berührung und deshalb in Zank und Streit geriethen. Nament lich auf junge Mädchen sollen eS die ruhelosen Seelen abgesehen haben. Oie löbliche Polizei hat jwgr dem himmelnden Weber seinen Glauben nicht nehmen können, aber doch die Betstunden, die er mit solchen Mädchen hielt, untersagt. Die Anzeichen eines nahe bevorstehenden Actes, der die preußische Verfassung, wenn nicht in ihrem Bestehen, doch in ihren Grundelementen berühren wird, mehren sich täglich. So hat z. B. der Prinz von Preußen in diesen Lagen ge gen mehre Abgeordnete sich ziemlich deutlich dar über ausgesprochen, daß eine solche Verfassungs änderung in mehr als einer Beziehung wünschens- werth erscheine. Man sieht hierüber nächstens ei ner königlichen Botschaft entgegen. Aus Kärnthen schreibt man: In einer Ge meinde an der Grenze zwischen Kärnthen, Krain und Steiermark ist eine Kellnekin Bürgermeister,. Gemeindeausschuß und Protokollführer. Die Sache) verhält sich so. In der Gemeinde kann' kemL Seele lesen oder schreiben, außer dem Pfarrer und der Kellnerin, welche im Hause des Bürgermei sters in Diensten steht. Diese Kellnerin, welche ihre Bildung an der Schule zu Eisenkappel genoß, verfaßt alle Eingaben und Ausweise, führt bei den Sitzungen die Protokolle, stellt die Heimathscheine aus, kurz, verrichtet die Geschäfte des Bürger meisters, mit dem einzigen Unterschiede, daß sie nicht ihren eigenen Namen unterfertigt, sondern, so oft es nöthig ist, den Namen des Bürgermei sters mittels Stempels aufdrückt. Bei einer höchst adelstolzen Frau von ** in Norddeutschland (der Großvater ihres Mannes wat ein reicher Kriegslieferant, der sich den Adel für 2000 Lhlr. kaufte) wurde ein österreichischer Offi zier, ein schon bejahrter Mann, nebst 20 Solda ten einquartiert. Der Offizier wurde auf dem Gute zur herrschaftlichen Tafel gezogen, obschon eS der gnädigen Frau nicht sonderlich behagen wollt^ „Andere Sitten, als bei uns," dachte sie, „ritt preußischer Gardeoffizier würde mehr Tournüri haben; doch der süddeutsche Adel soll sieh ja-über Manches hinwegsetzen." Bei Tische.kommt daS Gespräch auch auf die Stockschläge,--dir im öster reichischen Heere noch herrschen, und die Gouver nante des Hauses, eine Schweizerin aus Genf- erklärt sich mit Lebhaftigkeit gegen solche Herab würdigung des Menschen, obgleich sowohl der gnä- 'r dige Herr wie die Frau cs ganz natürlich finden, daß das gemeine Pack mit Schlägen tractirt werde. „Schauns, meine Gnädige," sagte der Oesterei cher zur Schweizerin ganz naiv „i yoab oack schon früher manche 25 mit dem Haslinger auf dss Gesäß aufgezählt bekommen, und bin doch noch ein ganzer Kerl geworden " Die Damen erröltzr» und die Hausfrau ruft erstaunt aus: „Ader wie geht Venn das zu? Was sagte Ihr Herr Vater dazu?" — „Ja schauns, mein Vater der ist hoalt nit viel gefragt worden, der war so ein armer Holzhacker, in Böhmen und hat wohl selbst oft welche aufladen müssen. Ich hab an 8 Jabr alS Gemeiner und 10 Jahr als Eorporal gedient, und bin anno 1844, als an Offizieren viel Mangel war, da die Ungarn und Welschen fast alle pfutsch gingen, Lieutenant geworden," und damit schenkte er sich ein neues Glas Bordeauxwein ein und trank cs wohlgefällig aus. Die Edelfrau soll, empört darüber, mit einem socken Plebejer an ei nem Tiscke sitzen zu müssen, sich blllweise an den österreickiscken General gewandt haben, sie wolle nölhigenfalls auck zwei Offiziere in Quartier neh men, wenn diese nur von gutem Adel wären. - Zwei Italiener vom Regiment Erp