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der letzte Satz war einigen Kritikern etwas zu chaotisch, was daran liegen mag, dass er oft zu schnell angegangen wird. Zwei freundlich helle Themen nach einer breit angelegten langsa men Einleitung bestimmen den schwärmerisch-romantischen Grundcharakter des Kopfsatzes. Formal sind Ähnlichkeiten zur fünften Sinfonie erkennbar, doch was sich dort als Macht des Schicksals manifestiert, erweist sich hier als Geist des Übermuts. Nur selten erklingen ernstere Wendungen, die eine zwiespältige Stimmung verbreiten könnten. Die klare sinfonische Form - Haupt satz, Durchführung, Reprise und Coda - ist bei aller Freiheit klar erkennbar. Trotzdem bricht hier Beethovens unbändiges Tempera ment immer wieder durch: auffallende Modulationen, starke dyna mische Schwankungen, dramatische Generalpausen. Das anschliessende Allegretto schafft einen wundervollen Stim mungskontrast. Weltschmerz spricht aus seinem Hauptthema, eine leidenschaftliche Melodie der tiefen Streicher bildet einen wohl tuenden Kontrast dazu. Der Dialog wird immer erregender, bis eine friedliche Melodie der Klarinette Trost spendet und Erlösung aus der Not verheisst. Doch der strenge, ernste Rhythmus will nicht so recht verschwinden und setzt sich gegen Ende des Satzes wieder eindeutig durch. Der dritte Satz greift die Stimmung des ersten wieder auf. Übermütig tänzelt sein Hauptthema dahin. Eigenwillige, die Gesetze der Metrik kühn überspringende Rhythmik, krasse dynamische Schwankungen und gewagte Modulationen verursachen einen Wirbel voll ungebän- digter Fröhlichkeit. Das Trio hingegen ist wesentlich ruhiger. Seine Melodie soll einem österreichischen Wallfahrtslied entstammen. Das mitreissende Thema des Finale, in dessen Gefolge ein tänzeri sches Seitenthema einherzieht, ist Gegenstand einer Entwicklung, die in bacchantischer Wildheit die Dämme alles Herkömmlichen durchbricht. Dies mag Richard Wagner dazu verführt haben, die Siebte als «Apotheose des Tanzes» zu bezeichnen. Ein hinreissender Schluss für eine wundervolle Sinfonie!