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Johannes Brahms: Akademische Festouvertüre, op. 80 Als Dank an die Universität Breslau, die ihm 1879 den Titel des «ersten Meisters der strengeren musikalischen Kunst», also eine Art Doctor honoris causa, verliehen hatte, komponierte Brahms die launige «Akademische Festouvertüre». Mit einem ungewöhnlich grossen Aufgebot an Instrumenten wird hier humorvoll die alte germanische Burschenherrlichkeit besungen. Studentenlieder wer den am laufenden Band hervorgezaubert: Zuerst bläst die Trompete «Wir hatten gebauet ein stattliches Haus», dann singen die Violinen «Hört, ich sing' das Lied der Lieder», als dritte lassen die Fagotte unsäglich komisch das Fuchslied «Was kommt dort von der Höh» erklingen, bis schliesslich der gesamte Bläserchor das «Gaudeamus Igitur», das «Hohelied der Studenten», anstimmt. Gegen Ende fallen dann auch noch die versammelten Streicher in den Jubelgesang ein. Die Ouvertüre hat bei den «Zünftigen» der «strengeren musikali schen Kunst» wenig Freude, dafür viel Ärger und Kopfschütteln erregt, das Publikum hingegen hat - im Gegensatz zu den Pharisäern der Kunst - das Werk mit dem dafür notwendigen Humor aufgenom men und den Spass verstanden. Peter I. Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 2, G-Dur, op. 44 Wer Tschaikowsky sagt, denkt automatisch an dessen Klavierkon zert. Aber ans erste in b-Moll mit seinem gewaltigen Beginn und dem hymnischen Schluss. Wenige jedoch wissen, dass Tschaikowsky unheimlich Mühe bekundete, seinen späteren «Reisser» in der Musikwelt durchzusetzen. Rubinstein hatte sich geweigert, das Werk in Moskau aus der Taufe zu heben, Hans von Bülow schliess lich wagte den Sprung ins «russische Wasser» in Boston. Weniger schwierig zu Anfang hatte es da das zweite, weniger provokante und provozierende G-Dur-Konzert, das Tschaikowsky fünf Jahre später komponierte. Bezeichnend für das Werk ist der fulminante Start mit einer typisch russischen Melodie. Das zweite, lyrische Thema wird dann vom Klavier solo aufgenommen, ehe die - nach klassischem Vorbild komponierte - Durchführung beginnt, die in einem ausgie bigen und virtuosen Solo mündet. Der Mittelsatz erinnert stark an Salonmusik. Zusammen mit Solo- Violine und Solo-Cello ahmt Tschaikowsky hier Beethovens Tripel konzert nach. Ein Satz zum Träumen und Schwelgen. Doch damit ist’s gleich vorbei, wenn das Finale beginnt. Da ist Virtuosität gefragt. Und schliesslich meint man, das Ganze verklinge in Minne; doch plötzlich - wie wiederum Beethoven, diesmal allerdings in seinem fünften Klavierkonzert - hebt Tschaikowsky zu einem fulminanten «Endspurt» an, der den Applaus des Publikums richtig gehend provoziert. Das G-Dur-Klavierkonzert stellt höchste An sprüche an Solist und Orchester. Denn, wenn von ihnen keine Inspi ration ausgeht - und hierin liegt wohl der Hauptunterschied zum brillanten b-Moll-Konzert-, fällt das Werk in sich zusammen. Kein Wunder, dass es nur selten in unseren Konzertsälen zu hören ist. Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 7 in A-Dur, op. 92 Die Siebte zählt zu den Werken Beethovens, die sich sehr rasch einen wichtigen Platz im Musikleben sichern konnten. Bereits bei der Ur aufführung 1813 wurde ihr allgemeine Zustimmung zuteil, einzig