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^en standhaft, und beharrete darauf, daß er un schuldig sei. Da man nun kein anderes Mittel wußte, ihn zum Geständniß zu bringen, so wurde er endlich wieder losgelaffen, und bekam noch ein schriftliches Zeugniß seiner Unschuld, nebst der Erlaubniß, sich so, wie bisher, von seiner Krä merei zu nähren. Den Vorsatz zu stehlen, faßte er nun noch fester. — In der Vorstadt von Bay reuth war ein Wirthshaus, wo er gern einkehrte. Auch jetzt nahm er seinen ersten Gang dahin. Da es gerade Jahrmarkt war, so fand er in her Stube eine Menge Gäste beisammen. Einige alte Bekannte umringten ihn sogleich, freuetcn sich ihn wieder frei zu sehen, und fragten ihn, ob er völ lig gerechtfertigt worden wäre? und dergl. mehr. Nun fing er an, mit seiner Unschuld zu prah len. Er wieß sein schriftliches Zeugniß überall herum, und ließ dabei manches bittre Wörtchen fallen;-^weil man ihn so unschHdig gequält habe. Alle, -die dieses mit anhörtest,, bedauerten ihn, und drängten sich um ihn herum, um ihm, gleich sam zur Entschädigung, etwas.abzukaufen. (Beschluß folgt.) . Unpolitisches Allerlei. Schreckliche Folgen der Trunksucht. Vr. Posner, prakt. Atzt in Quaritz bei Glogau, berichtet als Augenzeuge in Nr. 8 des „Mäßig- keitshcrolbs" die schauderhaften Gräuelthaten eines Trunkenboldes zu Altgabcl, sprottauer Kreises, welche zur Warnung auch in weitern Kreisen be kannt zu werden verdienen. Ein Einwohner des Dorfes Altgabel,. Namens Jungnickel, welcher schon längst als liederlicher Mensch und Trunken bold bekannt und unter polizeiliche Aufsicht gestellt war, wurde nämlich den 2. Mai v. I. vom Säu- . ferwahnsinn ergriffen. In diesem Zustande ergriff er einen 2 3 schweren, scharfkantigen Stein und schlug mit demselben feine Wirthin, die Wittwe Scheibel, mehrere. Minuten hintereinander auf das Haupt, wodurch er ihr. mehrere lebensgefährliche Wunden beihrachte. Hierauf holte er sich aus sei ner Stube eine Axt, lief mit derselben auf das Feld und schlug damit den auf dem Felde beschaf, tigten Schmidt Welz auf den Ko.pf, so daß dieser eine 2—3 Zoll lange, sehr weit klaffende und tiefe Wunde an der rechten Seite der Stirn erhielt und ohnmächtig niedersank. In der Raserei lief der Verbrecher in den Wald und wüthete nun gegen sich selbst, indem er sich mit der Axt beide Füße a»y Oberschenkel abhackte, so daß diese, als er bald darauf gefunden wurde, uür noch an einigen Sebney mit dem Oberleibe zusämmenhingen. .Auf ärztliche Anordnung wurden ihm sogleich heilte Füße abgelöst, wobei er keinen Schmerzenstaüt von sich gab. Nachdem er noch mehrere Tage gelebt und die nähern Umstände seiner Greultha- ten dem vr. Posner und dem untersuchenden Rich ter angegeben hatte, machte endlich der Tod seiner Schreckenslaufbahn ein Ende. Die beiden von ihm schwer verletzten Personen sind, Gott sei Dank, auf dem Wege der Genesung. — DerDerbrech-r war früher ein wohlhabender Bauergutsbefitzex, aber der Branntwein, den er anfangs nur mäßig, später aber in immer größerm Maaß trank, stürzte ihn in Armuth und Elend, so daß er bis zur tiefsten Lhierheit und Menschentwürdigung hrrun» tersank und ein so schreckliches Ende nahm. In Mainz wurden in. diesen Lagen Mauer anschläge gefunden, auf denen Ronge mit. einem Strick um den Hals abgebildet war. Diesem in grimmigen ultramontanrn Skandale gegenüber kann sich Ronge Mit folgenden ihm aus Berlin zuge- gangenen Zeilen trösten: f ,,Luf die Walhalla, Freund, verzichte; Ein Luther durste sie nicht fth'nl Doch in den Hallen der Geschichte, ' -> Bei Huß und Luther Msi Du stch'n!" Unter den vielen Artikeln über den heiligen Rock erscheint jetzt auch das Schreiben eines Wiens Bürgers, worin derselbe sich und alle Oesterreicher gegen die Meinung verwahrt, dir man in den protestantischen Ländern von ihnkn, als von ei nem bigotten und abergläubischen Volke, hege. Er erklärt, daß alle Wiener empört gewesen wäx ren, daß in unseren aufgeklärten Zeiten noch ein Schauspiel, wie die Ausstellung deS ungenähte.N Rockes gegeben worden sei. In Oesterreich defitze man mehr Reliquien, als irgendwo zu finden ßeierz, aber Niemand falle es ein, die heiligen Ueberblrib- sel auf die Weise des Bischofs Arnoldi, zu miß brauchen, woraus hervorgehr, daß entweder die - österreichische Geistlichkeit aufgeklärter sei, oder we nigstens, daß sie einsehe, daß sich der gesunde re ligiöse Sinn her Oestekreicher nicht so mißbrauchen lasse. — Urberhaupt soll in Oesterreich, wenn auch nicht in den dortigen Zeitungen, doch die jetzige Religionsfrage so lebhaft besprochen werden wie im übrigen Deutschland, und die große Mehrzahl der Katholiken dem Treiben der Ultrakatholiken oder Marianex abhold sein,- Hauptsächlich soll et