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198 — leiden; die Geistlichkeit hat sich jedoch an den König gewandt, um ihren Willen durchzusetz^n, und es kann wohl sein, daß wir in diesem Jahre zu Aachen ein ähnliches Schauspiel wie Dor zwei Jahren in Trier erleben. . Seit die Russen in Krakau Hausen, scheint auch dort Vie Knute zu regieren. Kurz vor der Durch reise der Kaiserin, welche am 31. Mai erfolgte, hatten acht Zimmerfrotteure aus Krakau Auftrag erhalten, die Zimmer für die Kaiserin in den Gränzgebäuden zu Michalowice in den Stand zu setzen. Als sie ihre Arbeit beginnen wollten, fan den sie die Zimmer noch nicht gereinigt, und sie kehrten deßhalb wieder zurück. Der Oberst Szwej- cowski ließ sie aber durch Kosaken einholen und einem jeden 30 Hiebe austheilen. Die Berliner Frauen sind über den engli schen Minister Peel höchst ungehalten und ver wünschen ihn, weil er ihnen die Butter und das Fleisch vertheuert hat. Die Meklenburgcr, die von jeher ihre frische Butter und ihr gutes fettes Schlachtvieh nach Berlin brachten, schaffen jetzt beides nach Aufhebung des Eingangzolles nach England und machen dort bessere Geschäfte als in Berlin. Ausrottung des Kornwurmes. Ein Oeconom hatte eine große Quantität Korn auf seinem Boden und litt daran durch den Kornwurm großen Schaden. Alle bekannten Mittel wurden angewandt, dieses Ungeziefer-von dem Boden zu vertreiben, aber vergebens. Der Zufall gab end lich das Mittel an die Hand. Der Oekonom schlachtete den Sommer hindurch einige Schaafe, warf die ausgetrockneten Häute derselben auf den Kornboden, und.als er nach Verlauf einiger Zeit wieder auf den Boden kam, fand er die Schaaf- Häute kaum mehr kenntlich, — eine so große Menge Kornwürmer lag darauf. Ein Pfarrer, Herr L. Pelg, theilte über die ses Mittel folgende Beobachtungen mit: „Obiges habe ich gelesen und machte im verflossenen Jahre nachstehenden Versuch. Ich legte in den ersten Lagen des Monats Juli, wo der Wurm zu fres sen anfangt, auf meinen Kornboden eine Schaaf- Haut, in der Meinung, der Wurm werde sogleich die Haut suchen und darauf sterben, — aber der Wurm ließ die Haut liegen und fraß am Ge treide. Ich sah mehrere Male nach und fand die vollen 2 Monate Juli und August hindurch die Schaafhaut unangetastet. Endlich mit Anfang des Septembers, wenn der Wurm gewöhnlich das Getreide verläßt und in die Balken und das Ge hölz des Bodens geht, trat das Wirken der Schaaf- haat ein. Der Wurm versammelte sich auf der trockenen Haut so häufig, daß ich mehr als 2 Maaß Würmer davon bekam. Ich ließ, weil ich den Tod derselben nicht abwarten wollte, die Haut viermal des Tages vom Boden bringen und legte dieselbe auf dem Hofe den Hühnern vor, welche- die Würmer eifrig verzehrten. Die sen Versuch setzte ich so lange fort, bis alle Wür mer aus dem Getreide sich auf der Haut versam melt hatten, — nach 7 Tagen zeigte sich kein Wurm mehr, weder im Getreide noch auf der Haut, noch an den Balken, und so denke ich mein Haus nächsten Sommer gänzlich von diesem Un- geziefet zu reinigen." — Da die Kornwürmer nur die Larven von Insekten sind, so leucbtet es ein, daß wenn ihre Vernichtung nach obiger Weise nicht das Getreide des -laufenden Jahres vor ihren Angriffen schützt, sie doch, indem sich die Larven dann nicht zu fortpflanzungsfahigen Insekten ausbilden können, die folgenden Jahre diese Insekten und die aus ihren Eiern entstehen den schädlichen Larven, die Kornwürmer, sehr vermindern muß. Zittau, 16. Juni. Gestern Abend gegen Uhr ist hier an dem hiesigen Bürger und Kauf mann, Adolph Bergmann, der außer seinem Co- lonialwaarenhandel auch den.Geldwechsel betrieb, auf die frechste Weise ein gräßlicher Raubmord verübt worden. Nach dem Schluffe des am Markte befindliche^ Gewölbes, mit seiner Familie im zweiten Stocke desselben Hauses am Tische sitzend, wird Berg mann durch das Verlangen einer fremden Manns person nach einer Büchse Senf, zu deren Verab reichung er anfänglich wenig Lust bezeigt, endlich doch veranlaßt, das Gewölbe noch einmal zu öff nen, und empfängt da, wahrscheinlich vorher zu Boden geworfen, durch einen tiefen Einschnitt in den Hals die Todeswunde. Die Gattin des Ge mordeten, über dessen längeres Atißenbleiben be unruhigt, eilt hinunter nach dem Eingänge des Gewölbes in der Hausflur, wird aber mit der Thür wieder zurückgedrückt; dadurch geängstiget, sucht sie sogleich Hülfe, wahrend deß es leider dem Mörder gelingt zu entkommen. Noch ist er nicht eingehracht. Außer der Uhr des Getödte- dbn sollen an Geld nur geringere Beträge in klei neren Münzen vermißt werden. Auflösung der in voriger Nr. d. BI. befindlichen Charade: Friedhof.