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307 — » diese Stunde pflegte der Förster im Vorübergeheu bei ihnen einzusprechen. Heutz weitteer auch gar zu lange! — „Was nur der Hanns beim Vater gewollt? was er nur mil dem plumpen Scherze von > der Frau Müllerin meinte?"^ Diese Gedanken : kreuzten sich in ihrem Kopfe. . Eine Stunde mochte so verflossen fein, als aber mals heftig an den Laden geklopft wurde; das Mädchen öffnete. Anton stand vor der Thür in seinem grauen Ueberrocke, Büchse und Waidsack umgehangen; sein braungefleckter Nero revierte im Schnee. Hastig trat der Jäger ins Haus und zog die Thür hinter sich zu. . Er war aufgeregt, erhitzt, fast athemlos vom schnellen Gehen, „Ruhig, Nero! kusch!" rief er dem Hunde zu, der mit freudigem Gebelle an dem Mädchen emporsprang. „Rose!" sagte er mit bewegter Stimme, indem, er seinen Arm um des Mädchens schlanke Gestalt legte, „ist es war, was ich von Dir hören mußte ? Ich kann es kaum glauben, kaum meinen Ohren trauen; aber ich hörte es unten , in der Schenke aus Deines Vaters eigenem Munde. Du. bist Braut?!'" „Ich?" stammelte das Mädchen^erschrocken. „Anton, was denkst Du?" — „Verstelle Dich nicht!" eiferte der Jäger, „ich weiß Alles. Du hast Dein Wort gebrochen und mit ihm mein Herzl Warum mußtd ich auch Dir trauen! ihr Weiber seid ja veränderlich, wie daS Aprilwetter! Freilich, wenn ein reicher Freier kommt, muß der, welcher nichts hat, als sein knappes Diensteinkommen und ein redliches Herz, Flucht ergreifen, wie der Edelhirsch vor dem Brak hunde! Ich hätte mir es denken können, wie der Müller so zuthulich wurde und dem Vater mit seinen harten Thalern wieder auf die Sprünge half. Es war ja auch das Sündengeld, das Dir die Auge» verblendete, daß Du einstimmtest zu dem Bunde mit dem Gßizhalse!" — „Anton!" rief Rose, „ich bitte Dich, was ist vorgesallen, daß Du mir solche Vorwürfe machen kannst, die ich nicht verdiene? Was hast Du er, fahren? Was soll's mit der Brautschaft und dem geizigen Müller? Geh', Du willst mich necke» und es ist nicht hübsch von Dir, daß Du solche Geschichtchen erfindest!" Ungläubig blickte der Förster das Mädchen an, welchem die Hellen Thränen in die Äugest getreten waren. „Scherz!" entgegnete er nach emer Weile, „Du glaubst, ich scherze und mir blutet das Herz. Es ist nur zu gewiß, Du bist die Braut des Mül- uns das Mädel da belauscht. Rosel! so hilf doch dem Gevatter aus dem Mantel!" Hanns halte bald den Mantel und die Mütze ab gelegt; — erstand im Festgcwande vor den Erstaun ten. In einer weiten Jacke von lichtblauem Tuch mit kurzen, breiten Schößen stak der Oberleib, unter derselben trug er eine Weste von rothem Tuche mir großen, runden Silberknöpfen; um die dürren Beine schlotterten kurze Hosen von schwarzem Plüsch, blaue Strümpfe und Schuhe mit großen Schnallen vollendeten den Anzug. Mit Wohlgefal- len besah sich der Müller, zupfte an der großen Schleife des schwarzseivenen Halstuches und folgte mit einem verliebten Blickte auf das reizende Mäd chen dem Vater in die Kammer. Mit leicht verzeihlicher Neugierde harrte das Mädchen auf der Ofenbank des Ausganges der Unterredung, welche eine ziemliche Weile dauerte. Ein paar Mal versuchte sie es, an der Thüre zu lau schen, aber ohne mehr als einige abgerissene Worte zu erhaschen, aus denen sie nicht recht klug werden konnte. Endlich, nach einer Glockenstunde, traten Beide wieder in die Stube. Des.Müllers Ant litz glänzte vor Freude; auch der Vater schien äußerst vergnügt. Der Müller näherte sich dem Mädchen und versuchte auf seine plumpe Art einige Scherze, indeß der Weber seinen Pelz anzog und die Mütze aufsetzte. Rose wies den Zudringlichen ernst zurück. „Hi! hi!" lachte er heiser, „ziere Sie sich nur nicht so, mein Engel; wenn Sie einmal Frau Müllerin ist, wird Sie schon ein anderes Gesicht machen!" „Gott behüte mich davor in Gnaden!" seufzte bas Mädchen vor sich hin. „Ich gehe mit Hanns in die Schenke," sagte der Weber, sich vergnügt die Hände reibend; „ich will heute früher Feierabend machen! Hüte mir das Haus, Mädel, und wenn der Anton etwa kommt, so schicke ihn auf der Stelle fort, oder das Donner wetter soll d'rein schlagen! Für eine Braut schickt sich das Liebehr, nicht mehr!" Das Mädchen war blaß geworden bei der Rede des Vaters. — Sollte Anton schon um ihre Hand angehalten haben? Die beiden Männer gingen fort; Röschen schloß die Thüre hinter ihnen. Ihr Herz pockte voll Unruhe; sie wollte spinnen, aber ihre Hände zitterten. Der Vater hatte gesagt, sie sei Braut; aber mit wem? „Warum soll ich An ton fortschicken, wenn er kommt?" dachte sie, „er ist ja mein Bräutigam! Der garstige Müller!" Die schwarzwalder Uhr wies auf Sieben; — um