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155 angegebene, vermuthe; worauf natürlich Lieschen, in der Befürchtung ie^annH;u werden, erröthete. Als hierauf Herr von Günther, bestärkt in seiner Vermuthung, fortfuhr, in devoter Stellung die Hoffnung auszusprechen, daß er so glücklich sein möge, den künftigen Landesvater vor sich zu sehen und in der darauf erfolgenden verlegenen Miene durchaus nur eine Bestärkung seiner Meinung fand: überzeugte er sich,. daß der Prinz sein Inkognito streng beizubehalten wünscht, und schlug ihm vor, als Graf von Holstein ihn einige Zeit mit seiner Gegenwart zu beglücken, was angenommen ward. — Mehre Zimmer wurden nun, aufs Prächtigste hergerichtet, Geld die Fülle geboten, eine sechs spännige Equipage zur Verfügung gestellt, der ganze Adel der Umgegend eingeladen, um dem 'Prinzen Inkognito so reichhaltige Unterhaltung als möglich zu verschaffen. Der Herr Obersischmeister war der glücklichste Mensch, er träumte sich schon als Minister von Sachsen; bereits wurde er mit Anträgen aller Art bestürmt, Jntriguen werden gespielt, um bei dem künftigen Premierminister, der Jedem einzeln ins Ohr flüsterte, Wen man in dem Grafen eigentlich vor sich habe, einen Stein im Bret zu gewinnen! Eine Vergnügungsparthie verdrängte die andere und eine Einladung folgte der andern. Man gab sich mehrfach Mühe, Annäherungen des Grasen an mehre Damen der Gesellschaft, die vielleicht auf besondere Gunst spckulirten, zu be werkstelligen, und Lieschen spielte ihre Roye so „ „Braucht Sie nicht Wunder zu nehmen, Edel ster, berücksichtigen Sie, wie lange der Prinz schon im Lande herumgestreift ist, und zu welcher Kost er wohl zuweilen gezwungen worden sein mag."" v. D. war jedoch, daß seinem borm'rten Sohne, hen er zum Pagendienpebei Hofe „bestimmt hatte, Vas Französische nicht eingetrichtett werden komite. Bei Gelegenheit des Besuchs der Städte Chnü- nitz, Frankenberg und Oederan erhielt unser Prinz eine Menge Bittschriften, Anstellungsgesuche, Em pfehlungen, und Vorstellungen, die er alle leut selig entgegennahm und welche später ein Dome stik an meistbietende Krämer verhandelte, so daß sie öfters als friedfertige Düten in die Hände der Ausfertiger zurückkamen. , ri Lieschen, der diese ganze Komödie sehr wohl gefiel, sing an, sich in die Sache einzurichten und war namentlich höchst vorsichtig !, sich nie selbst für den Prinzen von Sachsen, zu dem sie der-Mrsr Okerfischmeister mit aller Gewalt gemacht Wte, auszugeben; was ihr auch später in der über sie verhängten Untersuchung nicht aufgebürdet werden konnte und zu Statten kam. ' So mochte der Jubel ohngefähr 6 Wochen ge währt haben, als auf einmal ein feindliches Gr» gut, daß Alles von ihrer Liebenswürdigkeit be zaubert schien. „Bemerken Sie doch, Lheuerster," sagte bei Tafel Hr. v. A. zu Hrn. v. B., „welchen unge wöhnlichen, starken Appetit der Graf zeigt; das „Schätzbarster, es befremdet mich, daß der Graf das Französische, in dem ich ihn vergeblich anre- dete, zu vermeiden scheint," bemerkte ,Hr. v. C. dem Herrn v. D. „„Reiner Patriotismus,"" erwiderte Hr. v. D. „ „man flüstert bereits davon, daß das Französische bei Hofe künftig abgeschafft werden solle, und ich finde als guter Patnot Das ganz in der Ordnung."" - / / Der eigentliche Grund der Aeußerung des Hrn. schick das Paradies unseres "armen Lieschens sind die mit schwerem Gelbe errungenen AussichM i» Nichts zerrinnen machte. Einige vE den EdelliutrN welche dem Pseuda^ Prinzen so ^fleißig aufwarteten,, hatten Verwandte bei Hofe, denen sie als geheimo-und wichtigeNach» richt mittheilten, daß sich des Landes HMmmg inkognito in Augustusburg befinde.' Diese hatte» nichts Eiligeres zu thun, als dem König jene Briefe vorzulegen. Friedrich August wußte zu ge nau, daß sein Sohn zur Zeit in Wien sich auf- , hielt, und mit Nichts weniger als Beglückungs- Projekten seiner künftigen Unterthanen, sich beschäf tige; er schickte daher im-Geheimen . einen Hofbe dienten, welcher den wirklichen Churptigzen genau wundert mich, wenn ich an den verzärtelten Hof kannte, in die GegMd pon Augustusburg/ und - denke." ' dieser ließ sich ebenMs dem Herrn Grafen vor ¬ stellen; ihm wurde, gleich den Uebrig-^ ins Ohr geflüstert, wie glücklich man iw ÄüMiusbürg sei. Jener sah bald wie fW der Herr Obersischmeister und die ganze Gesellschaft sich.läuschPn, er eilte nach Dresden zurück und referiMdem König, daß jene in Augustusburg'sich auAafteNdePktson wohl einige Aehnlichkeit mit dem EhüMiNLen habe, je doch Nichts weniger als Se. Hoheft selbst sei. Man war eben lustig bei PK Augu ¬ stusburg, als ein von Dresden angekoäimenrs Kom mando Soldaten die Säle besetzteHden^falfcheo Prinzen und den Herrn vowGüuther verhaftete und nach Dresden transportttte»,