Volltext Seite (XML)
Dann wird eS mir wohl auch so gehen? fragte er. tür, Freund Sap Nachrichten a>zs dem Vaterlande. Aus der Oberlausitz. In einem unsrer Provinzialblatter wird aus Dresden berichtet, wie die bei der sächsischen Rekrutirung bestehmde Ein richtung des Loosens, wobei bekanntlich die niedrig sten Loose den Eintritt, die höheren aber eine Frei» loosung von dem activen Dienst bedingen, schänd licher Gewinnsucht als Mittel der Bereicherung ge dient habe. — In einem Rekrutirungsbezirk näm lich sei, wahrscheinlich von einem bei Anfertigung der Loose beschäftigten Unterbeamten, schon seit mehreren Jahren unbemerkt die Einrichtung getrof fen worden, daß die über das Etatsquantum an steigenden Nummern, somit die Freiloose, da durch markirt gewesen, daß die Nummernpapiere oben und unten etwas über die sie umschließenden Hülsen hervorragten; dieses Merkmal aber sei Ein zelnen der Loosenden gegen Geldvergütung mitge- theilt worden. Diesem Betrüge sei man plötzlich auf die Spur gekommen und bereits sei die Cri- minaluntersuchung gegen die Betheiligten verhan gen, von deren Ausgang es nun abhängen wird, welche Consequenzen hieraus auf die Gültigkeit der früheren Loosungen gezogen werden dürfen. In der Studentenwelt regt sich's wieder überall im Guten und Bösen. Es ist offenbar mehr wis senschaftlicher Sinn und Eifer, aber es machen auch Ne Verbindungen wieder Viele unglücklich. In Leipzig hat man drei verbotene Verbindungen, die Montanen, die Voigtländer und die Mar komannen entdeckt und man fürchtet, daß es wieder viele Verurtheilungen und viel Trauer in Familien geben wird. Unterhaltendes. Der schrecklichste Tag meines Lebens. (Fortsetzung.) ' Ach was, schweigt still Kamerad, unterbrach er mich. Die Sache ist vorbei, übergebt sie der Vergessenheit. Sagt mir lieber, was aus dem braven Oberst geworden ist. Nun, er wehrte sich tapfer, bis ihn ein Lan, zenstich vom Pferde warf. Er ist jetzt in Lour- nay, und wird, sobald er von seinen Wunden geheilt ist, nach Deutschland abgeführt. Könnt Ihr nichts für den braven Mann thun, daß er auf sein Ehrenwort entlassen werde? fragte Geaudry. Das steht nicht in meiner Macht, erwiederte ich. Rein, Kamerad, dafür habe ich gesorgt, versi cherte ich. Bon Euch weiß kein Mensch etwas, denn ich brachte Euch allein und ohne alle Beglei tung hierher. Die andern Verwundeten und Ge fangenen wurden durch Infanterie nach Toümay zurückgebracht. O, wenn ich doch meinen Oberst noch einmal sehen könnte! seufzte der Sappeur. Ihr habt eine götterglekche Mtur, Freund Sap peur, lächelte ich, und Unser Herr Jesus, berauch seinen Feinden so großmüthig verzieh, ist Euer hohes Vorbild- Jedoch wenn Euch so viel daran gelegen ist, so dürste ich dieß wohl möglich machen können. O, thut das ja, lieber Kamerad, bat derSap? peur, und ein freudiges Lächeln umzog seinen Mund, dann sehe ich ihn, der Vaterstelle bei mir vertrat, seitdem ich als Rekrut bei seinem Regi- mente eintrat, doch noch einmal wieder. '. - Ich versprach, seine Wünsche zu erfüllen und empfahl mich. Madelaine und der alte Zöllner begleiteten mich. Als wir draußen waren, fragte mich das Mädchen noch einmal um die Geschichte, wie es gekommen sei, daß Geaudry erschossen wer den sollte. Ich erzählte ihr Astes, was der ver ehrte Leser bereits weiß, und daß er lieber den Lod wählen, als sie verrathen wollte, und von der innigen Liebe gegen sie, und wie er mir das Tuch gereicht, um es ihe zu überbringen. Laut auf schluchzte das Mädchen, und stürzte hinein an sein Lager, um ihn mit tausend Lieb kosungen zu überhäufen, während der Alte ver- wundrungsvoll über diese seltene Aufopferung da stand. Ja, er ist ein Ehrenmann, rief er endlich, und ging zu Geaudry, um ihn seiner-herzlichsten Freund schaft zu versichern. Ich ließ mich am andern Tage bei den Oberst Reignal melden, und fand ihn noch im Bette. Was wünschen Sie, fragte er, mich aufmerk, sam betrachtend, und in seinem Gedächtnisse eine Erinnerung suchend. Ich komme von Ihrem Sappeur Geaudry, er wiederte ich. Lebt er? fragte er freudig, und gleichsam dem Himmel dankend faltete er die Hände. O wie danke ich Dir, Allmächtiger, daß Du jenen Ue- berfall der Preußen verursachtest. Wo ist er, kann ich ihn sehen?