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während des TranSpkrts mehrere Mat Mit einein Stock auf den Kopf und mir den Händen ins Gesicht und brachte ibn über Taubenheim und Oppach bis nach Schönbach, wo er über Nacht bleiben mußte. Am folgenden Tage aber, als man zur weitern Exekution wegen früherer An sprüche vorschreiten wollte, erhielt einer oder der andre der dortigen Gläubiger Aufschluß über das Ungesetzliche dieses Beginnens und nun ließ man Schlenz wieder gehen. Er wankte nun seiner Heis math über die Grenze zu und liegt nunmehr er krankt darnieder. Der ärztliche Befund bezeugt eine Anschwellung und entzündliche Nöthung der Stirnoberhaut, als angebliche Folge der mit der Hand erhaltenen Schläge, mehrere blutrünstige Striemen am vordern untern Theile des Halses und am Nacken, als Folge erlittener Quetschung, stellenweise Enthäutung an der äußern Fläche an den Händen, als Folge von Anlegen und Druck der Ringfesseln, oder des angelegten Strickes und einer Ercoriation an der Hintern Fläche des lin ken Unterarms nahe an dessen Ellenbogen, wahr scheinlich vom Hinwerfen in den Wagen herrüh rend. — Alle Merkmale zum Begriff des Menschenrau bes mitSelbsthülfe, .Gewaltlhätigkeit und Bedro, hung eomplicirt, sind vorhanden, und sollte man kaum Senken, daß ein solcher Fall sich in Sachsen ereignen könnte! Interessant und belehrend müßte derselbe sein, wenn er, wie künftig zu erwarten steht, öffentlich verhandelt würde! Wünschens- werth wäre es aber auch, wenn die Erkenntnisse gerade in einem solchen Falle öffentlich bekannt gemacht würden! — Frau und Madam. Zu den beliebten Zöpfen, die in Deutschland so lange nicht aus der Mode kommen wollen, gehört auch das Litelwesen und. die Titelsucht. Wir'lä cherlich dieses dem Auslande erscheint, ist allbe kannt. Dennoch sitzt ein solcher deutscher Zopf so fest, als ob'S ein Weichselzopf wäre. Daß matt nun Männer, welche einen Rang, eine Würde oder ein Amt bekleiden, im öffentlichen oder per« fönlichen Verkehr mit ihrem Charakter zu benennett beliebt, kann man sich noch gefallen lassen; Went» aber Frauen mit dem Charakter ihrer Männet be- nattrfet werden, so ist das wahrhaft lächerlich. Eine der schwierigsten Aufgaben ist es, einem Aus länder beizubringen, wenn et ein« Frau „Fraü" nennen darf oder „Madam", ein Mädchen „Fräu lein" oder „Mamsell". Die Frau Gräfin, Ba ronin, Frau von, Generalin, Präsidentin, Mini sterin, Doktorin, Räthin, Professorin, Revisorin so wie die schlichte Bürgersfrau wird „Frau" be nannt, während hier zu Lande und fast in ganz Deutschland die Millionairin, die Banquiersfrau, die Großhändlerin, die Kaufmannsfrau, die Apo thekerin, die Fabrikbesitzerin, so wie die vorneh mere Bürgersfrau und Künstlerin „Madame" für sich in Anspruch nehmen. So ist's in hiesiger Gegend Brauch, so erfordert's im ganzen übrigen Deutschland die gute Lebensart und es würde der Geschäftsreisende die Gunst und damit die Kund schaft der reichen Handelsfrau verlieren, wenn er sie mit „Frau" Hurlebusch statt „Madam" Hur lebusch bedienen wollte. Dieselbe Ungunst würde, in den anderen Regionen die „Madam" statt der „Frau" erfahren und dem Schreiber dieser Zeilen ist ein Fall bekannt, daß ein Hausfreund fünf lange Jahre hindurch deshalb nie mehr zu Tische geladen wurde, weil derselbe in der Zerstreuung sich einmal schlechtweg mit „Madam" anstatt mit „Frau Doktorin" in dem Hause des Wundarztes verabschiedet hatte. So gefährlich sind mitunter Zerstreuungen; doch glücklicherweise nicht in ganz Deutschland, die linke Seite des Niederrheins hat diesen lächerlichen Zopf längst abgelegt. Die Fran zosen haben ihn ihr abgeschnitten, und die dortige Frauenwelt war verständig genug, ihn nicht wie der wachsen zu lassen. Dort am Niederrhein, in Köln, Aachen, Koblenz, Trier, heißt jede Frau * „Frau", von der Frau Oberpräsidentin und Ge neralin herab, alle Rathsstufen hindurch, die bür gerliche Millionairin,' die Banquierfrau, die Groß händlerin, die Hüttenbesitzerin, die Kauftnanns- frau, die Apothekerin,- die Doktorin, die Guts besitzerin, die vornehme und geringe Bürgersfrau, so wie die Tagelöhnerin, Näherin und Wäscherin, alle ohne Ausnahme heißen „Fran Moritz" (die Frau eines Geheimen Ober -RegietuNg^-Äathes), „Frau Stößer" (die Frau eines Apothekers), „Ftau Campmann" (die Frau eines Advokaten), „Frau Grube" (die Frau eines Doctors), „Fraü Bel ling" (die Frau eines Handelsmanns) rc. So erfordett's dort die gute Lebensart; die Frmrett sprechen so unter sich; so spricht man von den Ab« . wesenden; so rödel man st« aM Dieser nachah- mungswerthe Brauch ist noch Nicht bis in unsere^ Gegend gedrungen uttd eS wäre Wöhl zü wünschen, daß sich auch hier zu Lande wie allenthalben itt Deutschland die „Frau"-so emanciprrtr, wir dies'