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ßungen, daß man wohl berechtigt ist, endlich ein mal mit ihnen Rechnung zu halten und nach den Früchten ihres Wirkens zu fragen. Leider sind einige ihrer ersten Wortführer mit Hinterlassung großer Schulden flüchtig geworden. — Vor allem verhießen sie Steuererleichterung. Um da zu zu gelangen, wollten sie das Budget, das stets sehr gründlich berathen ward, noch viel gründlicher berathen, kamen aber gar nicht zur öffentlichen Berathung, sondern verschwendeten die Zeit mit nutzlosen Interpellationen, um das edelste und volksthümlichste Ministerium zu stürzen und selbst Minister zu werden. Sparsamkeit, die ohne hin schon lange stattsindet, wollten sie überall im Staatshaushalt einsührcn; aber als der Antrag von besonnenen Freisinnigen gestellt ward, daß sie bei sich selbst anfangen und die Diäten der Abgeordneten herabsetzen möchten, ward dies von diesen Entschiedenen ganz entschieden abgelehnt, ja sogar von einem der Entschiedensten der Antrag auf Portobefreiung gestellt. Dagegen schlugen sie einen ganz neuen Weg ein, um zur Steuererleich terung zu gelangen. Sie betrugen sich neymlich auf dem Landtage so, daß es jeden Verständigen anekelte, der Landtag endlich aufgehoben werden mußte und die ganze Ausgabe* dafür weggeworfen war. Sodann stifteten sie den Maiaufstand an, bezahlten ihre Bedürfnisse an Wein, Rum und Cigarren mit Anweisungen auf die künftige Lan des-Casse, setzten mehrere Häuser in Brand, ver nichteten dadurch eine der kostbarsten Naturalien sammlungen, wollten sogar das königliche Schloß in die Luft sprengen, thaten dieß Alles, — um den gedrückten Staatsbürgern die Steuern zu er leichtern!! — Daß solche furchtbare Zerstörungen viele Geldkosten verursachen und die Regierung nöthigen würden, mehr Soldaten bereit zu halten, bedachten diese Goldsühne der Weisheit darum nicht, weil sie nach dem Wohle des Landes gar nichts fragten, sondern blos ihren Kopf durchsetzen wollten, und es kümmerte sie wenig, daß die Staatskasse, d. h. Steuerpflichtigen, all ihre Dummheiten zu bezahlen hätte. Und so haben sie es denn mit der verheißenen Steuererleichte rung glücklich dahin gebracht, daß wir viel mehr Steuern geben werden, um diese kheure Weisheit der entschiedenen Volksbeglücker, die jedoch nur sich beglücken wollten, zu bezahlen. Eine zweite Verheißung war die, daß verbes serte Gesetze erscheinen, Patronatsrecht und Pat rimonialgerichtsbarkeit aufgehoben, die Kirche von der Willkühr des Staals getrennt, das ganze Schulwesen verbessert werden sollte. Länger als drei Monate war der entschieden freisinnige Land' tag beisammen, aber'nickt ein Gesetz kam zu Stande, welches irgend, eine Verbesserung gebracht hätte. Denn daß sie die Pubikation der deutschen Grundrechte verlangten, war nur ein scheinbares Verdienst, da sie eigentlich mit diesem Verlangen nur das Ministerium stürzen wollten; sie selbst fragten ja in Baden gar nickt nach den Grund rechten, sondern brachen sie und setzten willkühr- lich alle ihnen mißliebige Beamte ab. Was von den Grundrechten ohne Nachtheil für unser Land — man denke nur an die Freizügigkeit, durch welche nach Sachsen sich Jeder wenden kann, während andere Länder uns verschlossen sind — eingeführt werden konnte, wollte die Regierung schon selbst einführen. Das Uebrige steht zwar auf dem Papiere, hilft unS aber nickts, so lange die Ausführungs-Gesetze fehlen. So haben also Vie Entschiedenen durch ihr Verhal ten den wahren Fortschritt aufgehalten. Doch, um gerecht zu sein, muß man zugeben, daß Eins durch sie erreicht ward, nehmlich die freie Jagd, die wir aber ohne sie viel sichrer er reicht hätten. — Mir den düstersten Farben schil derte Abgeordnete Müller aus Taura den Jagdlärm der Aristokratie, während der stillen Sonntagsfeier und dasZertreten Vergrünen Saat, der einzigen Hoff- nung des Landmanns. — Besser ist's jedoch nicht geworden. Grade des Sonntags wird am mei sten das blutige Jagdwerk gelrieben. Treibjag den werden jetzt auf den Saaten mit viel mehr Lhcilnehmern angestellt, während dies sonst nur geschah, wenn es gefroren halte; Gewehre werden in den Gehöften und Gärten dickt neben den Wohnungen probirt und arme Kranke dadurch zum Tode erschreckt. Endlich versprachen die Entschiedenen, als sie bei dem Mittelstände mit ihren Schwindeleien keinen rechten Anklang mehr fanden, um nur ein Publikum zu haben, dem Arbeiterstande ein glän-, zendeS Loos und das Recht auf gut lohnende Ar beit. Frankreich Hal bei dieser Idee viele Millio nen geopfert und blos liederliche Menschen ge macht, aber nickts Gutes erreicht. Denn daS Arbeitgeben läßt sich nicht erzwingen, wenn nicht alle Wohlhabenden auswandcrn sollen. In unsi cher« Zeiten läßt Jeder nur das Allerdrin gend ste arbeiten; in Ruhe und Friede giebt'S überall Arbeit, wenn Handel und Gewerbe bei allgemeinem Vertrauen auf eine sickere Aukuuft blühen. Das hat Nun auch der Arbciterstand größtentheils eingesehen, daß die -Entschiedenen ihm nur Nahrungslosigkeit gekrackt haben, und es wird nickt lange mehr dauern, so verweist haS Volk selbst die politischen Schwindler zur Ruhe, die nur Unruhe erregen wollen und nickts gelernt haben, als Schulden macken, räsonniren, ver» däcktigcn, lügen und verläumden. Denn Friede ernährt, Unfriede zerstört. —