Volltext Seite (XML)
Aus dem Vaterlande. Aus dem Boigtlande. Ein Theil der Ar beiter an der Göltzsckhrücke war in diesen Tagen schwierig, oder schwierig gemacht und fand die Akkordlöhne nicht genügend, auch hatte er in den benachbarten Waldungen sich Üebungen im prak tischen Communismus zu Schulden kommen las sen und einen Jägerburschen lebensgefährlich ge- Mlügen. Da kam am 16. Juli eine Compagnie Mlitair vvn Plauen herab; einigeMädelsführer wurden verhaftet, eine ziemliche Anzahl Arbeiter / entlassen. Beiläufig erwähnt, arbeiten über 2000 M. an dieser Riesenbrücke. — Bei dem Einberu fen der Kriegsreservisten wurde, wie man zuverlässig vernimmt, die für unser Boigtland Hämhafte Summe vo.n mehr als 20,000 Thlrn. M Linstandsgeldern eingezahlt. Dresden, 22. Juli. Die Roggenernte hat bei uns begonnen; man ist mit Menge,'und Güte zuftiedeo. - * , Dresden,'23. Juli. Heute wurde der we gen Betheiligung an den.Maiereignissen steckbrief lich verfolgte Steinmetzmeister Keßler eingebracht. Er wurde ist Leitmerib, wo er sich für einen Holz- Händler Eichler von hier ausgab, zufolge des vor liegenden Steckbriefs erkannt. Keßler machte sich beim Dresdner Aufruhr besonders dadurch berüch tigt, daß er bei der provisorischen Regierung den Antrag stellte, das Polizeigebäude niederzubrennen. Dresden, 24. Juli. Zu unserm höchsten Be dauern steigt die große Anzahl jener Mitglieder des sächsischen LehrerstandeS, welche sich bei den Wühlereien überhaupt, sowie an den Maiereig nissen insbesondere betheiligten, immer noch. So wurden z. B. gestern wieder Rector und Conrec- lor zu Dippoldiswalde gefänglich eingezogen. . Der Ueberfall von Fridericia. (Von einem Augenzeugen.) Fridericia liegt dicht am kleinen Belt, welcher hier so schmal ist, daß die gegenüberliegende Insel Fünen mit dem leichtesten Boot und in weniger als fünfzehn Minuten erreicht werden kann. Der Verkehr zwischen der letztem und der Festung wurde immer lebhaft un terhalten ,- steigerte sich aber in den ersten Tagen des Monats Juli so sehr, daß cs auffallen mußte. Un sere Vedetten und Wachen sahen so viele große Schiffe gehen und kommen, daß sich im Heere Äne ernstliche Besorgniß zu verbreiten begann. Doch nein, Besorg niß ist nicht das rechte Wort; vssr wünschten ja nichts sehnlicher, als so bald als möglich, dem Feind Stirn - an Stirn gegenüberstehen zu können. Unsere Oberen trafen übrigens keinerlei Maßregeln, welche der Er wartung Aller entsprechen konnten; wir beruhigten uns, denn wie ost schon waren wir enttäuscht wor den. Der Morgen des st. Juli brach rauh und neb lig an. Ein mit feinen Wassertheilchen prägnirter Wind schüttelte uns das Mark in den Knochen und die großelltheils aus Stangen, Brettwerk und Stroh gebauten Lagerhütten konnten trotz der großen Wacht feuer, welche den ganzen Tag vor jeder Gaffe unter halten wurden, kaum Schutz gewähren. Ich war da her sehr froh, als ich mit 12 Mann kommandirt wurde, vier Brvdwagen von dem anderthalb Stunden entfernten Dorfe Hagelund abzuholen und zu escor- tiren. Ich bin nämlich, beiläufig gesagt, seit vier Wochen eine Stufe auf der Leiter zum Feldmarschall höher geklommen und wohlbestallter Unteroffizier im vierte» schleswig Holsteinschew Hägercorps. Meine Mission war um 3 Uhr Nachnmtags vollbracht; wir krochen in unsere Lagerhütten und machten es uns be quem. Bald auch stand der mächtige Kupferkeffel, ei» Gefäß von unschätzbarem Werth, da es zu allen möglichen Verrichtungen der Kochkunst dient, über dem Feuer, das Wasser brodelte lustig darin und un ser Feldwebel schickte sich an, aus den wunderbarsten Ingredienzien die Ihnen wohlbekannte, hoffentlich noch unvergessene Kriegsbowle zu brauen. Einige flotte Bursche hatten schon vorher in der benachbarten La gergaffe ein kleines Zechgelage begonnen und frisch und fröhlich tönte ihr Gesang zu uns herüber. Es wird mir stets im Gedächtniß bleiben; das Lied. Es wär Herwegh's Reiterlied und eben klang die Strophe: Du junges GraS, was siehst so grün? Wirst bald wie lauter Röslein blüh'n — als von allen Seiten die Signalhörner ertönten, Schüsse fielen und die Offi ziere zu den Waffen riefen. In freudiger Hast und in wenigen Augenblicken standen wir auf-unseren Sammelplätzen' Die Dänen hatten in zwei, Colon- nen mit etwa fünf Bataillonen, aber ohne Geschütz, einen Ausfall gemacht. Wir Jäger rückten im Sturm schritt vor bis zu . den Schanzen, hier bildeten die beiden ersten Compagnien allsogleich rille Tirailleurlinie, und der Angriff auf den Feind erfolgte Wit Unge stüm. Aber die falschen Rothröcke Hielten nicht Stand,' kaum hatten wir zweimal gefeuert, ja ehe noch di» Artillerie unserer Schanzen thätig wirken konnte, wa ren sie schon wieder verschwunden und von ihren Ra velins herab brummten die Dierundzwayzigpfünder den hitzigen Verfolgern drohend entgegen. Das Com- mando zum Rückzug erfolgte und nach einer Stunde befanden wir uns wieder in unserm Hütten. Schon so ost hatten die Dänen dasselbe Spiel getrUben, als daß chir unS^ so. sehr darüber, hätten ärger« müssen, um die angefangene Bowle nicht auch zu Ende zu