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4«7 düng des standrechtlichen Verfahrens weil dasselbe nur durch Ergreifung auf der That begründet wäre.' Das Schicksal Blum's erregt um so mehr Theil, nähme- als er eine Familie hinterläßt. Man hätte, soviel auch geschehen, noch sehr viele Sym pathien wieder gewinnen können, wenn man sich streng an Repression dsS anarchischen Treibens gehalten hätte. Aber gerade.Denen, die von Haß hiergegen erfüllt sind, uttd welche die Freiheit nur mit dem Rechte und der Ordnung wollen, thut es weh, die schwierige Aufgabe verkannt zusehen. Messenhauser und Bem sollen Heuke erschossen worden sein; auch von Fen neberg spricht man, und heute früh wurden drei Wagen mit zum-Tode Verurthcilten, deren Namen noch verborgen sind- nach der Brigittenau abgeführt; auf jedem Wagen mochten wohl 4 bis 5 Menschen sitzen. Nachstehendes Schreiben wird von Berlin aus veröffentlicht: „H err Predig er Sydow! Ehrenwerlhes Mitglied der Rechten in der preußi schen Nationalversammlung! Nicht Ihre Urwäh- Icr^ wohl aber mehrere Mitglieder Ihres Bezir kes, erinnern Sie heule an Ihre, in unsern Be- zirksversammlungcn gehaltenen, oftmals sehr geist reichen Reden, um Ihnen und der Welt Ihre Inkonsequenz vor das Auge zu führen. Wir ge denken-vorzüglich des Abends, wo Sie über das Thema »von Gottes Gnaden" sprachen/ Sie sag ten damals: „Von Gottes Gnaden sei zu verwerfen! So wie im politischen Leben -die Religion selbst sehr oft der Deckmantel vieles Unheils gewesen sei, so habe auch das Prädikat „Von Gottes Gnaden" vielen Handlungen der Fürsten gegen ihrer Völker Wohl als Deckmantel gedient, vermittelst welches sie jene zu-unterdrücken gesucht^hätten. Wir Alle sind „von Gottes Gnaden." — Solche Worte haben Sic in unseren Versamm lungen gesprochen, Sie gaben uns schöne Hoffnun gen'^ Wir wiederholen Ihnen daher heute.Ihre eigenen Worte und fragen Sic: „Was thaten Sic heute zur Ausführung Ihrer derartigen Ansichten ? Heut/ wo Sie vor einer hohen und geistreichen Versammlung durch die moralische Kraft Ihres Geiste^zur Abschaffung dieses absolutistischen Ue- berbleibsels mit beitragen konnten und sollten, da hatten Sie die Revolution vergessen, Ihrem. Ge dächtnisse waren Ihre eignen Worte entfallen! Was sagten Sie heute über das Thema „von Gottes Gnaden?" — Sie schwiegen ! sagten Nichts — und als es zur Namentlichen Abstimmung kam, da fanden Sir^s für gut, sich^ zwrntftrmm-Wir - aber, di« wir nicht die - Ehre hätten, zu hahen^Llauben aber so vielMcht,.qüW dürfen, Ihre Handlungen zM Ihrem t.heiltew Worten zu Vergleichs«. Eben wir uns aber auch verpflichtet,/^ kennen, daß wir damals, als wir uns iw unserem Bezirke näher kennen lernten, nicht verblendet wa ren, sondern erst verblendet wurden-durch einen Jesuiten der protestantischen Kirche." (Folgen die Unterschriften.) ' , - - ' " ' So sehr auch die preußische Nationalversamm». lung sich gegen ein Ministerium B ran d enburg ausgesprochen» weil sie voraussetzen zrz-. hömien glaubte , daß unter einem solchen Ministerium, ist keiner Weise an die Durchführung demokratischer Grundsätze zu denken sein werde, so hat der König dennoch "darauf beharrt und der Nationalversamm lung dies zu wissen gethan. — Roch glaubte dis Nationalversammlung nicht daran, daß ein Mann, beladen mit dem Fluche der Dertrauenslösizkeit, cs unternehmen, würde, das Staalsruder zu ergreifen, da trat am 9. d. Mts. des Morgens das neue Ministerium, Brandenburg an der Spitze, in die Versammlung der Volksvertreter. Seine erste Thal war ein Staatsstreich. Nach dem Wahlge setz, nach welchem die Nationalversammlung rin- berufen, kann dieselbe^ weder vertagt noch aufge hoben werden. Das Ministerium Brandenburg aber vertagte die Nationalversammlung, um sie in 14 Tagen — Brandenburg wieder zu sammen za berufen. Se. Maj. hatt.cn gesagt: „Entwedep-Brnndendurg in der Kam-' m e r, oder die Kammer inBrandenbu rg.", Die Nationalversammlung, nicht Willens, durch die Reäction des Hofes sich vom gesetzlichen Bö den hinwegdrängen zu lassen, hat sich nicht ver tagen lassen, sondern erklärte, beisammen bleiben zu wollen und ihrem Präsidenten (v. Unruh) au jeden anderen Versammlungsort Berlins folgen zu wollen, wenn rohe Gewalt sie von. hier vertreiben sollte, und wirklich, es ist auch Gewalt-ge braucht worden. Man hat die Vertreter des Volkes aus ihrem Sitzungssäle trieben, man hat auch den Befehl zur AussösunK - der Berliner Eürgciwahr gegeben, welche sich zur Disposilion des Präsidenten der Nationalversamm lung gestellt und letztere unter allen Umständen schützen zu wollen bereit erklärt hatte. Berlin, mit einem zweimeiligen Umkreis ist von der Regierung in Belagerungszustand erklärt- würden» vM. wäh rend wir-dirsesniederschreiben, ist vielleicht schon Bürgerblut geflossen. — ——