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— 455 Korficht ist nöthig bei säureerzeugenden, blähen den, leicht vermehrte Darmausleerangen erregenden, schwer verdaulichen Speisen und Getränken; eS gilt dies namentlich von rohen säuerlichen Früch- ten, (Lepfeln, Pflaumen, Birnen, Gurken, Me lonen u. a.) Kohl, Kohlrüben, Kraut aller Art, fettem Fleische und fetten Fischen, fetten Würsten u. dgl. m. Gekochtes oder gebratenes, nicht zu fettes Fleisch, frische oder trockene Gemäße, gut gepökeltes oder geräuchertes Fleisch riebst gutem, ausgebackenen, lockeren und nicht feuchten Brode und derartiger Semmel wird als zuträgliche Nahrung angesehen werden müssen. Bei Bier hat man sich an das gehörig ausgegohrcne, weder hefige noch schache oder sauere zu halten, vor dem Nebermaaße in dem Genüsse der starken untergährigen Biere sich zu hüten; von Wein find die nicht sauren, rotben, herben die geeignetstem Thee, Kaffee, Kakao und Chokolave werden nach zusagender Gewohn heit fortzugemeßen sein, während der Genuß von Milch und Buttermilch Vorsicht erfordert und we nigstens von denen zu unterlassen ist, welche zu Durchfällen nach dem Genüsse dieser Dinge ge neigt sind. Branntwein ist am meisten geeignet, die Verdauung zu schwächen und somit Gelegen heit zum Ausbruche der Krankheit zu geben; die an denselben Gewöhnten haben sich dessen nur in großer Mäßigkeit zu bedienen. Die Lebensweise überhaupt hat sich Mäßig keit in jeder Hinsicht zum unverbrüchlichsten Ge setze zu machen, damit alle Schwächung an Geist und Körper vermieden werde und somit eme Haupt quelle von Krankheiten ungeöffnet bleibe. Daher sind nicht Mr Ausschweifungen und er schöpfende Genüsse aller Art gewissenhaft zu ver meiden, sondern auch solche körperliche Anstreng ungen, und Geistesaufregungen, welche die Kräfte über die Maaßen aufreiben. Unentbehrlich ist di« gehörige und regelmäßige Nachtruhe und der Schlaf; das Durchwachen der Nächte unter Arbeiten, rauschenden oder geistig aufregenden Vergnügungen oder Schwelgereien, ist in hohem Grade nachtheilig und schwächend, wie denn auf der anderen Seite Müssiggang und allzulanger Schlaf nicht minder die Kräfte des Körpers abspannen und zum Widerstande gegen He eindringende Krankheit unfähig machen. Dagegen ist die für den Körper so. nothwendige, an ^em«m Tage zu versäumende Bewegung in steie»,Lutz, als ein wichtiges Beförderungs- und Erhatüngsmittel her Gesundheit zu bettachten,' da dieselbe, sobald fie len UHer ii«^ erschöpft, denselben wie überhaupt, so auch insbesondere zur Abwehr von Krankheiten in vorzüglichem Grade kräftigt. . ' - ' ' Nichts mehr aber kann eine Anlage zu einer senchenartigen Krankheit begründen und dem Aus bruche derselben entgegenführen, als die vorzeitige, unnöthige Furcht vor derselben. Denn eine solche übertriebene Aengstlichkeit raubt den LebenSmuth, untergräbt die körperliche und geistig« Gesundheit und macht für die befürchtete Krankheit etnpMng- licher. Auch veranlaßt sie wohl zu einer gnvalt- samen plötzlichen Umänderung der Lebensweise, die, wie schon bemerkt, nie heilsam fein kann, oder zsim Gebrauche von Schutz- und Geheimmit- teln, welche an sich unsicher sind und leicht zu ei ner Geringschätzung und Vernachlässigung der un gleich wichtigeren diätetischen Gesundheitsregeln verleiten. Vertraue daher ein Jeder bei der uns bedrohen den Gefahr auf den Schutz der Vorsehung und wache seinerseits darüber, daß er sowohl als die Seinigen die nothwendigen Maßregeln im Vor aus ungesäumt ergreifen, welche ihn, soweit eS menschlicher Vorsicht möglich, vor der Krankheit bewahren und jedenfalls den Kleinmuth nicht minder, als die unbesorgte Keckheit von ch men werden, welche beide unS einer solchen Seuche gegenüber nicht frommen und nicht geziemen. Dringt jedoch die Krankheit wirklich ein, so vergesse man nie, daß eben weil ihr Verlauf ein äußerst schneller zu sein pflegt, in keinem Falle mehr als hier es Nöthig werde, un gesäumt nach zweckmäßiger Hülfe sich umzuthun,. und daß sonach das Herbeirufen eines Arztes allemal möglichst beschleunigt werden muß. — Die Zeit, welche übrigens doch bis zu Ankunft ärztlicher Hülfe zuweilen vergehen kann, wird stets am besten dazu benutzt, den Kranken, der welchem gewöhnlich zuerst Magendruck, Kopfweh, Erbrechen, Durchfall, Kaltwerden und leichte MuSkelkrämpfe das Uebel ankündigen, sofort zu Bett zu bringen, mit warmen, wollnen Tüchern zu reiben und durch lticht^Theeaufgüffe und über haupt warme, schweißbefördeimde Getränke zü ei ner vermehrten Lhätigkeit dtr Haut zu letten, welche, wenn sie später durch angemWA Mittel unterstützt wird, immer beigetragen hat, den glücklichen MMa eines Cholera - Anfalles. herbeizuführen. ' "7