Volltext Seite (XML)
Leute, welche sich bemühte«, die Theuerung zu erklären und zu vertheidigen. Sie -verstummten plötzlich bei'm Eintritt jener Thatsäche. —. Da mals ging die Sage von einer Vertheuerungs- Direction, die ihr Unsauberes Wesen im Stillen treiben sollte. -Da aber diese ihre Acten wohl Nicht zum ofsiciellen-Gebrauch für die Nachwelt aufbewahrt habe« wird', so müssen wir die Sache nur als Sage hinstellen. Damals waren die gro- ßtH Ärüsn-Vereine zu mancherlei Schwindeleien noch yWiso im Gange wie jetzt. — Kann es dahkr jWWcht ebenfalls einen geheimen Getraide- Vertheueri^M - Verein, weit leichter wie damals, in DeMchG-d geben — da das sogenannte Ge schäft mit'den unentbehrlichsten Lebensbedürfnissen unstreitig sehr belohnend ausfällt und die übrigen gewinnsüchtigen Vereine den Weg zeigen, wie man es sicher leiten muß? Vorstehendes mag zu einer Aufklärung derSache, den Leichtgläubigen und Verzagten aber zum Tröste dienen, daß eine natürliche Ursache zu Befürch tung einer Hungersnoth nicht vorhanden ist, und daß unsere deutschen Regierungen gewiß, zu Ver meidung sonst zu befürchtender Unruhen, solche Maßregeln ergreifen werden, welche das erkün stelte Steigen der Getraidepreise dis auf jene enorme Höhe verhindern dürften, ohne daß ein etwaiger Krieg sich in die Sache mischt. — Schon hat der Großherzog von Hessen eine strenge Ver ordnung gegen den Wucher mit den ersten Lebens bedürfnissen vor Kurzem erlassen, welche die Wu cherer ganz gewiß als eine Beschränkung der bür gerlichen Freiheit verschreien werden. (S. Dorf;.) Unpolitisches Allerlei. Die Buchdruckerlehrlinge haben einen sehr vorneh men College» erhalten. Der Thronerbe Frank reichs, der Graf von Paris, will Buchdrucker -werden. Schon ist eine Buchdruckerei für ihn eingerichtet und er beginnt tüchtig zu lernen. Gut, daß Frankreich keine Censur hat. In Preußens Hauptstadt Berlin, wo freilich im Polka-Enthusiasmus jeder andere Gedanke unter zugehen scheint, nennt das Volk sogar die neue kleine Kirche, welche im Thiergarten erbaut wird, die-Polka-Kirche. Kurz, es wird eben alles pol- kirt, denn Polka-Jacken, Polka-Röcke, Polka-Hüte, Polka-Stöcke, Polka-Wein ünd Polka-Bier, Polka-StiefelN, Polka-Hosen, Polka-Eigarr'n, Polka-Dosen / haben sie. c ' . Polka-Westen, Polka-Kragen, - Polka-Reiter,-Polka-Wagen, Polka-Bälle, hier und dort: ' Polka-Cnaster, Polka-Pfaffen, - Polka-Spiegel, Polka-Affen, Pölka-Narren, schcert euch fort. . ' Selbst die ncüe Todesart, von den BahnzüHen sich überfahren zu lassen, nennt man in Berlin den „Polka-Lod," die Cadesten „Polka- Soldaten," und von Skiten derMömlinge die deutsch - katholischen Geistlichen ,,P o l k a - P fa f- fen." ' " V ' Asmannshausen. Vieler Rothwein isthier bereits gekeltert, steht gegenwärtig in der Gäh- rung und zwar in solch starker Gährung, daß or dentlich Geister aus den Tonnen zu flüstern und zu singen scheinen. Diese Geister versprechen ei- - nen Wein, wie wir ihn lange- nicht gehabt ha ben, der mindestens mit dem Weine des Jahres 1811 verglichen werden kann. An Masse wird ebenfalls mehr geerntet, als die kühnsten Hoffnun gen bisher versprechen wollten, und somit wird mindestens der Winzer das gegenwärtige Jahr be loben müssen. ) - Ueberäll vöm rechten Rheinufer, besonders von der Mosel, tönen die Klagen über zunehmende Verarmung des Volkes. Im Trierschen Hochlande namentlich mag das Elend schauderhaft sein. Ein Beamter, der lange Jahre dort angestellt gewesen, und jetzt versetzt worden ist, giebt eine Herzzerrei, ßende Schilderung von der Lage der dortigen Be völkerung. Zeitungsberichte bestätigen dieselbe. — Vor Kurzem lagerten in Trier vor dem Regie rungsgebäude über hundert solcher.Armen, Män ner, Weiber, Kinder und Greise und schrieen um Hülfe in ihrer Noth. Die Regierung, welche schon öfter geholfen, verabreichte den Unglücklichen aus dem dazu bestimmten Fond auch diesmal eineUn» terstützung. Aber wie lange wird diese nachhal ten? Palliativmittel heilen das Uebel nicht, «S ist an der Zeit, daß die Staaten auf nachhaltige Mittel sinnen und zwar nicht allein dort, jenseits des Rheines, sondern überall, wo die Verarmung mit entsetzlicher Schnelligkeit um sich greift. Jeder, der ein Herz hat zu fühlen und einen Kopf zu denken, sollte mit allem Eifer und unablässig dar nach trachten, wie der zunehmenden Verarmung gewehrt werden könne. Das ist bei Gott uoth» wendiger, als theologische Streitfragen ausmachen und Concordate zwischen Volk und Himmel ab» schließe«! -