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Morgen durch das eisern« Gitt.r meines G.fäng- nisses, es rasselte am Schlosse und unter Stau nen und scherzhaften Glückwünschen umarmte mich mein Freund, der eine solche Wendung des fröh lichen Äbends nicht vermuthet hatte; nur dunkel erinnerte er sid einiger Thatsacken aus der ver- wichencn Nacht und erst duren die ÄuSsagen der Wächter, des Bedienten und anderer dabei bethei- ligter Personen" war ihm der Hergang klar gewor den. Er nahm mich unter<den Arm und führte mich hinaus unter die staunende Menge. „Die ser Herr," sagte er zu den Gardisten und Büt teln, „ist ein vornehmer Herr und mein Freund; da ich bis zur Ankunft des neuen Bürgermeisters zugleich dessen Stelle versehe, so habe ich Eure Wachsamkeit und Treue prüfen wollen; geht nach Hause, Ihr Braven." Diese Worte, in sanftem Ernste gesprochen, zerstreuten sogleich die Klein- städterz wir aber lachten, nachdem die h itere Ruhe bei uns zurückgekehrt, recht herzlich über das be standene Abenteuer, bis der Postillon vorsuhr und mich aus den Armen des geliebt.« Jugendfreun des meinem Ziele näher brachte. N npolitischos " Allerle 'i. Die Breslauer Zeitung berichtet aus einem Städtchen der Pcovinz Schlesien folgenden Vor fall. Dem dortigen Kammerer war eine Kuhkette verloren gegangen. Er hielt sie für entwendet uyd nahm einen neunjährigen Knaben in Verdacht, den er dcßhalb ohne Weiteres auf der Straße aufgrei- sen und vor sich in's Verhör bringen ließ. -Da der Knabe das ihm vorgehaltene Vergehen nicht einräumen mochte, wurde er in den Hof geschleppt und erhielt von dem Polizeidiener auf den Befehl d.s Kämmerers unzählige Hiebe mit einem spa nischen Rohre.' AIS jedoch dessen ungeachtet der Knabe bei den Betheuerungen seiner Unschuld ste hen blieb, ergriff der Kämmerer selbst einen Och senziemer und schlug damit fürchterlich auf das Kind ein. Indessen hatte auch diese Mißhandlung nicht den erwarteten Erfolg; es mußten noch, an dere Mittel aufgedoten werden. Es wurde dem Knaben gedroht, wenn er nicht sofort gestehe, werde ihm mit einem Beile der Kbps abgeschla gen, werden. Das Kind blieb standhaft. Da wurde denn ein Klotz herbeigebraebt und ein Beil, der Kopf des Knaben wurde auf den Klotz gelegt, und das Beil erhoben und die fürchterliche Dro hung wurde wiederholt; dem vermochte das Kind nickt zu widerstehen und räumte den Diebstabl-ein. Jetzt wurde dasselbe als geständiger Verbrecher vor den Bürgermeister geführt: Dieser, der aus den Umständen wohl ersehen mochte, auf welche W.i e das Geständniß erlangt worden war, wendet, bei dem neuen Verhöre alle Milde und Freundlichkeit an, um die Angst des Knaben zu verscheuchen und eine freie Erklärung zu erlangen; indessen übte die vorangegangene Tortur auf das G.müth des Letzteren eine so starke Nachwirkung, daß er, ungeachtet der liebevollen Versicherung des Bür germeisters, cs werde ihm kein Leides mehr gc- . schehen, selbst wenn er seine frühere.Aussage wi derriefe, seinIHeständniß unabgeändert wiederholte und dasselbe auf Befragen durch die näheren An gaben unterstützte, wo und wann er die Kette entwendet,' an wen er sie verkauft, was er für den Erlös von 4 Sgr._ angeschafft und mit wel chen Knaben in Gemeinschaft er dieses verzehrt habe. NoÄ aber war das Verhör nicht beendigt - als aus dem Hause des Kämmerers die-Nachricht einging, die Kette habe sich gefunden und sei nur verlegt gewesen. Nachdem so die Unschuld des Kn ben sich cherausgestellt hatte, wurde er entlas sen. Man denke sich aber den Schrecken der'El ten, die von dem ganzen Vorgänge nichts wuß ten, als das Kind am ganzen Körper zerschlagen und kaum mächtig, sich aufrecht zu erhalten, nach Hause kam. Dasselbe liegt krank darnieder, und sein Körper äst von dem Hälse den Rücken ent lang bis unterhalb der Waden ganz blau und ge schwollen. Der Mißhandlung haben mehre. Bürr ' - ger und ein königlicher Beamter beigewohnt. Die Sache ist übrigens bei keiner Behörde anhängig. gemacht, denn der Vater des Knaben, dem die Pflicht dazu zunächst obläge, ist Barbier und möchte sich nicht gern eine Kundschaft verscherzen. Was von den öffentlichen Anpreisungen.man- " cher Lotterie-Collectcure zu .halten ist, geht aus folgender „bescheidenen Anfrage" hervor-, welche im Leipziger Tageblatte enthalten ist? „Wird denn bei Ziehung der Lotterie eine Nummer, wenn, sie nur 1000 Thlr. gewinnt, noch einmal in's Glücksrad gesteckt? Mit Nr. 22409 in der glück lichen Collecte Hrn. P.'s, laut Tageblatt vom 2. d. M-, war es der Fall, denn sie hat 1000 Thlr. und 400 Thlr. zugleich gewonnen. Auch hat daselbst Nr. 2V38Z, die bei meinem Eollec- teur nur l»0Thlr gewann, 200 Thlr. gewonnen ! Mancher ^hat doch "u n verschämtes Glück!!!" Im Herzogthum Nassau ist der Ankauf von K-ar- toffeln zum Branntweinbrennen verboten worden.