Volltext Seite (XML)
374 Daß Kind und KindeSkind euch «ich- verklagen, Reicht jenen nah und'fern die Eru:crhans!, 3a, mag man auch nicht eure Name» neunen, Die Nachwelt noch wird eure Thaten kennen; .Und wenn ihr längst schon Staub und Asche seid, Bergilts euch Gott noch in der Ewigkeit. Beweis, wie schnell ein rechtlicher Mann zu Arrest kommen kann. Bor einiger Zeit traf ich zufällig bei einer Reise durch eine kleine Provinzialstadt einen ehemaligen Universitätsfreund, der dort eins der ersten Äem- ter bekleidete. Die Freude des Miedersehens war um so größer, da wir intime Jugendfreunde ge wesen waren und in früheren Jahren Freud' und Leid mit einander getheilt hatten. Obgleich ich Eile hatte, so zwang mich mein Freund doch zu dem Besprechen, einige Tage bei ihm verweilen zu wellen. In seiner Wohnung angelangt, nahte der Abend unter traulichen Gesprächen l)7rän, dann wurden einige Gläser Punsch verabredet, die sich indessen nach und nach zu einer Bowle erhoben, welche in Erinnerungen an die flotten Burschen jahre geleert wurde Indessen zeigte sich bald, daß wir das Trinken bereits verlernt hatten, der Schlaf begann nach ein Uhr sein Recht zu fordern, worauf mein Freund mir sein Bett einräumte, in dem er selbst,-um am andern Morgen sein Berufs geschäft nicht zu verschlafen, sich anqckleidet auf's Sopha legte, während sein Bediente, der den Rest des Punsches geleert hatte, taumelnd sein Lager suchte. Kaum mochte ich eine halbe Stunde ge schlafen haben, als ich durch ein Gepolter aufge schreckt wurde, und beim Schimmer der Nacht lampe gewahrte ich, daß mein guter Wirth, dem das ungewohnte Nachtlager doch wohl zu frostig sein mochte, der Rumflasche fleißig zusprach, wo bei er sein Uebergewicht mehreren Stühlen mitgc- theilt hatte. Ich verhielt mich ruhig und wollte eben wieder einschlummern, als ich ein Ziehen und Reißen an meinem Bette bemerkte. Mein Freund mochte vergessen haben, daß er am Abend zuvor Besuch bekommen, und forderte mit drohendem Ungestüm sein Lager. Belehrungen halfen nichts, denn der^ Ausspruch jenes griechischen Weisen vor 2209 Jahren, daß die Trunkenheit ein kurzer - Wahnsinn sei, bewährte sich auch jetzt, und eben kündigte der Wächter die zweite Stunde an, als mein Jugendfreund zum Fenster lief und in die Worte ausdrach: „Nachtwächter! Nachtwächter! hier hat sich «in verwegener Kerl in's Haus ge schlichen." Der Wächter chörte durch die eingesto ßene Glasscheibe die bekannte Stimme^seines lie ben Richters (denn so nannte man im Städtchen allgemein meinen Freund), pfiff sogleich die Noth pfeife, um schnell sseine Collegen herbeizurufen, und nahm Posto vor der Hausthür. Dieser Vor gang machte mich völlig nüchtern. Während der Herr Richter noch einmal einen herzhaften Zug aus der Rumflasche thatuno dabei den Tisch mit Bowle und Gläsern umstieß, suchte ich mich schnell anzu- kleidcn und öffnete dann das Fenster, um die Wächter zu beruhigen; aber vergebens. In sei nem Diensteifer packle mich der eine beim Arm, drohend, im Falle der Wicursetzung von der Pike Gebrauch zu machen. Vergebens suchte ich nun durch Worte den Freund zu ermuntern, der jetzt schnarchend auf dem Bette lag. Unterdessen hatte ein anderer Wächter die Bürgergarde geweckt und es entstand Lärm vor dem Hause, man suchte die Thür zu erbrechen, alS sie von dem erwachten Be dienten, der nicht ahirete, was vorgefallen, eröff net wurde ,Jch wurde noch immer von den Fäu sten des durch das geöffnete F nster eingestiegenen Nachtwächters gehalten, als die mit langen und kurzen Säbeln bewaffneten Gardisten in das un verschlossene Zimmer drangen und beim Schimmer der Laternen die umgestürzten Tische und Stühle, die zerbrochenen Gläser und Scheiben erblickten, dabei den lieben jungen Stadtrichter, einem Tod ten ähnlich, mit blutenden Händen, die er wahr scheinlich beim Einstoßen der Glasscheibe erhalten, auf dem Bette liegen sahen, und dann mich,mit zornigen Blicken, gehalten von dem treuen Wäch ter der Stadt. Was war zu thun? 'Ich mußte ein Raubmörder sein; denn die Vorstellungendes noch halb trunkenen Bedienten, der sickr mit lal lender Stimme als Vermittler zwischen uns stel len wollte, wurden verworfen. Man führte mich in die sogenannte Steittbude ab, wo, wie ich später erfuhr, vor Kurzem'wirklich ein Raubmör der eingeschloffen gewesen war. Das war zu arg, ich wußte nicht, ob ich wachte oder nur träumte; aus dem warmen Bette in diese eisige Clause ver setzt, mit einem Stiefel und einem Pariser ,in der Verwirrung angethan, kroch ich gebückt in der en gen Höhle umher, denn gerade zu stehen vermochte ich wegen Niedrigkeit der Decke nicht, dabei hörte ich air der- Thür den Streit der beiden Wache haltenden Büttel, die sich schon darüber zankten, wer meine Kleidungsstücke erhalten würde, wenn" ich hingerichtet wäre. Endlich brach der Helle