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— 249 — gen mit einem Lager von 90,600 Fußknechten und 35,000 Reitern, den Lürken zu widerstehen. Spä ter hat Kaiser Maximilian der Zweite bei Raab wider die Türken ein Heerlager gehabt von 160,000 Fußknechten und 35,000 Reitern. Doch ist keine Theuerung gewesen. — Demschlund ist reich an Bergwerk von Gold, und Silber, vielerlei Erz, und übertrifft alle andern Reiche Europa's. Die Natur hat dem Lande Brunnen von Salzwasser gegeben, also daß an Salz kein Mangel. Deutsch land hat auch viel Kaufmannswaaren, denn die Eiuwohner befleißigen sich der Künste und aller lei sinnreicher Arbeit; hat auch schöne Wasscr- ströme, also daß die Waaren gar leicht von einem Orte zum andern mögen verführt werden. — Die Reichsstädte besitzen großes Einkommen, das ge- meinlich alle Lasten übertrifft. — Der Proviant ist nicht zu erschöpfen. Das Reich vermag in's Feld zu stellen 109,060 zu Roß und zu Fuß. Unter dem Fußvolk werden für die Besten erach tet die Tyroler, Schwaben und Westphalen, un ter der Reiterei aber die Braunschweiger, Clevi- schen und Franken. Die Deutschen handhaben am besten Schwert und Spieß, sind auch gut zu Feldschlachten, die Feinde anzugreifen und Wi derstand M thun. Dazu Hilst viel die Ordnung, die Jhnen'gteichsam angeboren, der langsame, feste Schritt; Luch' ihre Waffen, die zur Wehr wohl dienen. Sie werden aber für unbequem gehalten, die Städte zu beschützen. — Deutschland ist auch kräftig zur See; denn Emden, Bremen, Hamburg, Lübeck, Rostock und andere Städte, so am Meere gelegen, haben sehr viele Schiffe. In Summa: das Reich ist so kräftig, daß es keinen Feind fürch tet, wenn es nur einig ist. Ein Privatbrief von der afrikanischen Armee .enthält über die Lage der französischen Soldaten in Algier Folgendes: „Eure Journale sprechen von den Strapazen der Soldaten, aber in Frank reich kann man sich nicht vorstellen, was das sa gen will. Wir-haben Kälte, Hunger und Durst zu leiden, wir sind oft vier bis fünf Tage lang ohne Reis, ohne Salz, mit einer halben Ration Schiffszwieback auf 24 Stunden; man giebt uns dann Lebensmittel auf acht Lage, die in dreien aufgegessen werden, und die anderen fünf Tage lebt man, wie man kann. Ich habe geröstetes Korn, rohes Korn, Gerste, Kameelfleisch, Dchsen- blut, halb geröstete Eingeweide gegessen, kurz, man ißt Alles, was nur irgend möglich ist. Man verkaufte den Arabern für ein bischen Mehl seine Knöpfe, seine Bürsten, die Riemen am Tornister. In der Wüste von Angad hatten wir keine andere Nahrung als die Wurzeln des krüppelhaften Ga- vabaums; bei der Nacht legren wir uns wie die Schaafe alle auf einen Haufen an- und aufein- anher, ^um uns nur etwas zu erwärmen. Oft fehlte das Wasser 24 Stunden lang, und endlich kam man an eine Quelle von Salzwasser, das hier häufiger, als das trinkbare ist. Der Schloßochse und der Stadthund. In Lenzels. „Monatlichen Unterredungen" vom Jahre 1097, Seite 270 liest man Folgendes: „An einem fröhlichen Hofe hatte man vor 100 Jahren die heilige Fastnacht ziemlich unheilig.W- gebracht, und fürchtete, daß der Hofprediger Hei» nächsten Sonntag an heiliger Stätte etwas dar über sagen würde. Damals nämlich war den Hofpredigern noch'Macht und Gewalt gegeben, zu richten die Silte der Höfe^ und es ist nie er hört worden, daß derselben einer am Herzdrücken gestorben sei. Um also den Hofprediger des ge dachten fürstlichen Hofes Stillschweigen zu empfeh len, d. h. gut deutsch gesprochen, das Maul-zu stopfen, befahl der Fürst, einen feisten Ochsen, den man mit Band beputzt, und an den Hörnern ver goldet, durch die Stadt geführt hatte, endlich zum Hofprediger zu führen und dort stehen zu lassen, als ein Zeichen fürstlicher Gnade. — Der Sonn tag kam und alle Welt strömte zur Kirche, um zu hören wie der Hofprediger den Hof ob der Freuden.der Fastnacht abkanzeln wurde. Der Hofprediger, aber des feisten Ochsrn daheim geden kend, schwieg weislich über Alles, was der Hof in der Fastnacht gesündigt hatte. — Das nahm sich der Stadtdiakonus all ootam, dem keine Ochse zugeführt worden war, bestieg (wahrscheinlich voll Ingrimms darob) die heilige Stätte und er öffnete seinen Bortrag mit den Donnerworten: „Wenn der Schloßochse nicht brummen will, so muß der Stadthund bellen." Und nun zog er mit allen Waffen seines heiligen Amtes gegen das unheilige Wesen der letzten Fast nacht am Hofe zu Felde. In einem alten Herrnhuter Gesangbuch heißt es: Jesus mit dem duft'gen Leichelern, Umarm', umfaß dein Brautchen; Mach, dich mit uns heut so gemein (!) Als wären wir lauter Seitchen.*) Wer will jetzt noch leugnen, daß die Erwer bung Algiers für Frankreich sehr vortheilhaft!st! *) Was ist Seitcken? Kann uns Jemand hiervon eine Erklärung geben? .so bitten wir äm Interesse deutscher Sprachforschung angelegentlich darum. —