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214 und immer höchst trübsinnig war. Eines Enges nun ruft der Bursche seinem Pflegevater vom Fenster zu: „Vater! Vater! ich habe die Muhme erschlagen und kann die Seele nicht finden, die ich bei ihr suchte." Und in der That findet der erschrockene Müller sein Weib in der Stube in ih rem Blute liegen, den Leib mit einem großen Messer zerfleischt, und neben ihr den wahnsinni gen Mörder, der mit blutbesudelten Händen in den Eingeweiden nach der Seele hascht. Im Orte heißt es, ein Mädchen habe den Unglückli chen insgeheim einen Liebestrank beigebracht und dieser sei an seiner Raserei Schuld, wie einst an der Mordlust des Caligula. Sehr oft lesen wir in öffentlichen Blättern von dem Lynchgesetz, welches in den vereinigten Staa ten Nordamerika's geübt wird; aber der Ursprung dieser Benennung dürfte vielleicht Vielen noch un bekannt sein. Man nennt die rohe Volksjustiz, die dort sehr an der Tagesordnung ist, das Lynch gesetz und es schreibt sich von einem gewissen Lynch her. Dieser Mann war seiner Profession nach ein Müller und zugleich Friedensrichter in den sogenannten Hinterwäldern. Da er von Jugend auf da gelebt Hatte, ehe die westlichen Bezirke des Staates Virginien organisirt waren, so war er mit allen örtlichen und persönlichen Verhältnis sen genau bekannt. Kam nun Jemand in Ver dacht, ein grobes Verbrechen begangen zu haben, so brachte ihn das Volk vor den Friedensrichter Lyüch, und sand dieser die Beschuldigung nicht so begründet, daß der Angeklagte nach dem Sitze der Regierung geschickt werden könnte, so ließ er ihn entkleiden, mit der Brust und dem Gesicht gegen einen Baum anbindeu, und zwei kräftige Bursche mußten ihm mit starken Lederriemen „die Fliegen vom Rücken verjagen," wie Lynch diesen Act zu benennen pflegte. Die ersten 20 Hiebe wurden nur als Vorbereitung gegeben und dann einige Fragen gestellt. Fiel die Antwort nicht genügend aus, so wurde „Ernst gemacht." Nach einer Weile kam die Frage: „Wie viel Hiebe glaubst Du wohl noch aushalten zu kön nen?" und dann die Aufforderung an die Bursche „den Mann noch 3 Mal" — wie Lynch sich in seiner Müllersprache ausdrückte - „zu schütteln, damit Alles, was im Trichter sei, herausfalle." Gewöhnlich erfolgte nun ein Geständniß, nicht fetten auch, wie zu erwarten, von Leuten, die völlig unschuldig waren. Aber der Scharfsinn Und das durchgreifende rasche Verfahren erhob den Hamen Lynch auf den Gipfel des Ruhmes und dos seitdem in Uebung gekommene „Lynchgesetz" ist der Schrecken aller Bösewichte, welche in je nen Gegenden, wo noch kein anderes Gesetz volle Kraft erlangt hat, ungestraft die abscheulichsten Handlungen verüben dürfen. In Petersburg ist noch ein Stück Geld zu ver, dienen, das heißt, wer etwas gelernt hat. Der bekannten Rachel in Paris hat man ohnlängst 200,000 Francs geboten, wenn sie sich bestimmen wolle, am kaiserlichen Theater der Czarenstadt ei nige Gastrollen zu geben. Charade. Erste und zweite Sylbe. Süß erklingen ihre Töne Unter'm Fenster Deiner Schöne, Und Dein Lied begleitet sie; Einst, in längst entschwundnen Tagen, Durst' es kühn Arion wagen, Ihm zu leihen Melodie. Dritte Sylbe. Bald im Wasser, bald zu Lande. Gern zumal im nassen Sande, Hält es sich gewöhnlich auf; . ' ' Wcißgeflcckt, von eigner Glätte, Schlüpft es durch des Flusses Bette, Häufig bringt man es zum Kauf. Das Ganze. Nur an wen'gen Meeresstrecken Kann's des Fischers Blick entdecken; Doch wie ist's so wunderbar: Du berührst es, Deine Glieder' Zücken fiebrisch hin und wieder, Furchtsam flieht der Fische Schaar. Frankenberger Kirchen Nachrichten. Am 4. Sonntage nach Trinitatis predigt Vor mittags Herr Pastor »I. Körner; Nachmittags Herr Predigtamtscandidat Gareis aus Glösa. Geborene: August Eduard Otto s, B. u. Wbrmstrs. h., S. — Christian Heinrich Hötzels, Seidenwebers hier, T. — Johann Daniel Hosfelds, B. und Seidenfärbers h-, T. — Friedrich August Anke's, B. und Wbrmstrs. h., L. — Johann Michael Glöckners, B. u. Webermstrs. h., S. — Gestorbene: Karl Friedrich Gotthelf Merkels, B. u. Schuh» machermstrs. h., S., 17 L., am Schlagfluß. — Der Amalie Ernestine Ulbricht hier, unehel. S., 27 W., an Diarrhöe. — ^ur. Johann August Köhler, Meister Gottlob Daniel Kneisels, B. u. Schuhmachers h., Stiefsohn, 18 I. II M. 14 T., an Leberverzehrung. — Johann Gottfried WießnerS, B. u. Schlchmachermstrs. h-, L., 13 W., am Krampf.