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— 210 — mit Regen) retten Gebe der Himmel, daß dies geschehe. Die Gerste ließ sich noch vor Kurzem ungemein gut an, so zwar, daß man sie überall in Boden, der ihr nur einigermaßen zusagte, be schneiden konnte. Aber auch sie fing hie uüd tza schon an zu 'vergilben und auch sie kann nur durch sehr fruchtbare Witterung wieder in ih ren guten Zustand versetzt werden/ Der Hafer litt außerdem, daß er durch die kalten Winde braun geworden, bereits an vielen.Orten von der Tro ckenheit, kann aber, wenn nur ausgiebiger Regen käme, noch einen reichen Ertrag bringen. Fragen wir nun nach den Ursachen des ver derblichen Brandes-, so haben wir sie einfach itt dem großen und raschen Wechsel der Temperatur zu suchen, wie wir ihn in diesem Jahre so oft hätten, und der fa oft binnen 24 Stundey eine Differenz von 12 — 15 Graden nach Reaumür betrug. Es bringt derselbe ähnliche Wirkungen Auf die Pflanzen hervor, wie eine heftige Erkäl tung bei den Menschen, ja er versetzt sie in einen katarrhalisch-gastrischen Zustand, der ihre Vege tation stört und sie dem Tode nahe bringt. Es kam derselbe Fall im vorigen Jahre ebenfalls, nur nicht so oft, wie in .diesem, vor, und wir haben leider die Folgen in der so weit verbreite ten Kartoffelkrankheit sehr schmerzlich empfunden. Dknrtych müssen wtt gerade auf die Kartoffeln unffe feste "Hoffnung gründen, die, wenn uns der Himmel nicht-'mit zu großer Dürre heimsuchen sollte, einen sehr reichen Ertrag versprechen und vieles ausgleichen können. Wenigstens verlautet dis jetzt noch nichts von einem üblen Stande der selben. — Wiederholen müssen wir aber, daß sehr fruchtbare Witterung von jetzt an noch sehr vie les, wenn gleich nicht alles, wieder gut machen kann, und daß die Vorsehung diese geben und dann aufs Neue drohendem Mangel und Elend vorbeugen möge, das wollen wir voll Vertrauen hoffen. ... . / ./ ° Aus der Nossener Gegend schreibt man uns Fol gendes::, Zn dem Dorfe Obereula bei Nossen ist seit etwy vierzehn Tagen eine L7jährige Dienst- ^magd als Somnambule aufgetreten. Täglich, ver fällt sie iy Knen schlafenden Zustand, in welchem sie dann den zahlreich versammelten Neugierigen prophezeiet, doch zuweilen auch unangenehme Grob heiten sagt. .Aerzte haben-bereits erklärt, daß bei dieser Merson von eigentlichem Somnambulismus keine Mde sei, sondern sL sich nur in einem sehr erregten geistigen Zustande, der von einer Krank heit ihres Körpers herrühre, befinde. Mehre Ge bildete, die sie gesehen und beobachtet haben, ver sicherten, daß sie, wenn sie jetzt noch keineBetrü- gerin sei, jeden Falls eine solche werden würde, da ihr angeblicher Somnambulismus für sie sehr eindringlich ist. Jede Person, welche die Schla fende beobachten will, muß' nämlich mindestens 2 Ngr. zahlen. . Man erzählt sich, daß, als die Somnambule vor einigen Tagen in dem Garten oder auf dem Felde gearbeitet habe, und sich be reits Viele versammelt hatten, um sie in ihrem Schlafe zu sehen und zu hören, die Ihrigen ihr zu- gerufcn hätten:-Komm herein! Du mußt nun schlafen. Es sind schon viel Leute da. -7-' Wenn dieß in Wahrheit beruht, so möchte fast an der Verwirklichung der oben ausgesprochenen Befürch tung für ihre Sittlichkeit nicht zu zweifeln sein. Unterhaltendes. Das Mädchen von Krakau. Aus denTagendes letzten polnischen Aufstandes. r. Der feste, taktmäßige Schritt marschirender Sol daten dröhnte durch die Straßen der alten Pia- stenstadt, der alten polnischen Königsstadt Krakau. Es war am 18. Februar 1846, halb neun Uhr Vormittags; die sonst so belebten Straßen waren wie ausgestorben und wenn sich hier und dort ein Gesicht an den Fenstern der Häuser zeigte, so war es entweder, um ängstliche oder um unheimlich, drohende Blicke hinabzuwerfen auf die deutschen Soldaten, die eben einmarschirten. Zug auf Zug eilten vorüber, dem „Ring" zu; die Bajonette blitzten, die Lunten glimmten in der Hand der Artilleristen, die Trompeten Per Chevaur-Legers von des Kaisers Regiment schmet terten ihre langgezogenen Töne, dumpf wirbelten die Trommeln der Grenadiere von Mazuchelli und Graf Nugent, Sabel klirrten auf dem -Pflaster und Kommandoworte dröhnten dazwischen; das schwere Raffeln der Kanonenräder und die Huf schläge : der leichten Kavallerie — das war das Todtenlied des letzten Restes der polnischen Selbst ständigkeit. . Der östreichische Generalmajor von Collin hatte Krakau mit 1208 Mann und einer halben Bat terie besetzt. ' ' 7. Die Truppen wurden vertheilt, die Kämmen vor der Hauptwache aufgefahren, Patrouillen durch streiften die Straßen, Recognoscirungeu jagten zu den Thoren hinaus., Posten lösten sich ab