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— 244 — düs Vaterland, dafern sie in diesem Kresse erfolgt, feierlich zu begrüßen. Die Stadt Leipzig will dabei nicht fehlen, denn bereits ist «in Aufruf zu einer allgemeinen Feier von Seiten der Bewohnet Leipzigs veröffentlicht worden. - > , Immer noch wüthet in Leipzig die geistige Cho lera, der wir schon in vor. d. Bl. gedachten, der französ. Roman nämlich „der ewige Jude" von Eugen« Gme. — Im Jahres 1842 sagte der Franzose Bourgoittg über Mm Einfluß der französ. Literatur in Deutschland:. „Man über setzt alle neueren französ. Schriftsteller, unsere Ro mane, Gedichte, Melodramen', Vaudeville'S — unsere Literatur herrscht in Deutschland, -und obgleich man gegen ihre schlechten Tendenzen eifert, versch lingt man sie nichtsdestoweniger."— Nun fürwahr, der Franzose hat so unrecht nicht. Wer das tolle Treiben, wer die Abgötterei mit an sieht, welche mit jenem unfertigen, vor? Fehlern und Ungenauigkeittzo strotzenden französischen Mach werke getrieben wird, der muß als Deutscher sich schämen. — Schnitzer tischt uns der güte Fran zose auf, die man in Deutschland keinem literari schen Lehrburschen verleihen würde, Über trotzdem laufen deutsche Buchhändler Chüpeau-bas mit den Köpfen wider, einander, um die -,große Erschei nung" Bogen für Bogen würdig zU empfangen. Wir sind in der That begierlg, wie lange der Geschmack des deutschen Publikums an diesen über triebenen Früchten 4ÜS den Mistbeeten des. Pariser Lebens Wohlgefallen finden wird und wie lange .französische Romanschreiber und fingerfertige deutsche Uehersetzer und Verleger mit Erfolg auf den Beutel und die Nachsicht der guten Deutschen speculiren werden. ' Humoristische Blätter. Zur Geschichte der MäßlgkcitSvercine. Jemand, der aufgefordert wurde, in seinem Wohnorte einen Mäßigkeits-Verein zu gründen, glaubA dies nicht besser bewirken zu können, als seine Mitbürger davorr schriftlich in Kenutniß zu setzen, mit dem Ersuchen: es möchte Jeder sogleich bei seinem Namen bemerken, ob er diesem beab sichtigten Vereine beitretrn wolle oder nicht und wenn letzteres, aus welchen Gründen. Schlüßlich wurden noch alle aufgefordert, keinen Branntwein zu. trinken. Da befanden M denn unter andern folgende Bemerkungen: A. halt es für unnutz- einem Maßigkeits-Vereme beizutreten, indem alle Morgen für einen Dreier nicht unmäßig genannt werden kann. - B. Ich esse und trinke, waS ich will, und leide was ich soll. > . -" C. Hätte ich Wein, wie die großen Herren, so würde ich auch alle Morgen und Mittage meine halbe Flasche trinken und den Branntwein bei Seite stellen. ' D. Ist ein Glas Branntwein unmäßiger, als ein oder zwei Flaschen Wein? E. Ich gebe dem Staate meine Abgaben, übri gens hat weder er noch sonst ein Mensch mir in meiner Lebensweise etwas vorzuschreiben. F. Man muß mir erst beweisen, daß ich nicht mäßig bin, nachher kann man mich allenfalls dazu auffordern. G. Ich halte es für eine Beleidigung, zum Beitritt zu einem solchen Vereine aufgefordert zu werden, da ich mich noch nie betrunken-habe. H. Wenn die Behörden verlangen, daß kein Branntwein getrunken werden soll, so mögen D ein Gesetz aüswirken, daß keiner mehr gebranA- und eingeschänkt werden darf; es fällt daün das Trinken von selbst weg. ' - * - - -- . I. Ich trinke zum Frühstück mein Gläschen Branntwein fort, weil ich dabei mich wohlbesinde und jetzo das 87. Lebensjahr angetreten habe. Proben aus einem Wörterbuch?. Abonnent heißt ein guter K erl, der auf eine Abschrift unterzeichnet, welche bereits lvmal Gele- wörtlich zum Iltenmale wiederbringt. dächte! ei ist.ein Verfälscher des großen, uns auf die Ewigkeit ausgestellten Wechsels, ein . Schleich- und Schmuggelkünstler an den Zöllen des jenseitigen Lebens, em falscher Spieler auf der langen Bank der Auferstehung. Apotheker ist ein Mann, der von Einge bungen lebt und sich dafür um so wohler befindet, je schlechter es andern ergeht. Er braucht das Pulver nicht erfunden zu haben, wenn er es nur gehprig zu mischen versteht. Bankerott ist ein Brechmittel ruinirter Leute. Communist ist ein Mensch, der sich nachdem sehnt, was noch nicht commun ist. Daguerrevtypie ist di« Sonnendiebstahls malerei. , Flitterwochen find die großen Rosinen der * Ehe- . ..V