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— L1 denn aufrichtig beklagte sie die armen Deutschen, daß sie gegen ihr Vaterland und gegen ihre Lands leute fechten sollten. Hört, flüsterte sie ryir vertraulich zu, sie war, ten nur auf eine Gelegenheit- um zu Euch über- zugehrn. - So, so, meinte ich. Nun sie sollen nur kommen, sie sind gerne ausgenommen. Gehört der Geaudry, deu Du vorhin nanntest, auch dazu? — Ach nein, entgegnete sie verlegen und mit ei« nem tiefen Seufzer. Er ist Sergeant Sappeur bei dem 91sten Regimente, und hat hier die Auf, sicht über die'Brücken, um, sobald Ihr vorrückt, dieselbe abtragen zu lassen. — Ist er zu Hause? fragte ich , hastig nach meinem Säbel greifend. Nein, nein, rief sie, ängstlich meinen Arm hal tend. Laßt Euren Säbel stecke^M ist nicht hier, sondern drüben im Dorfe Kun Appell. Ei, ei, liebe Madel-Mk^ scherzte ich. Du scheinst sehr besorgt um HWDappeur? O nicht sosehr um ihn, als um — hiebei stockte sie. — Vielleicht um mich? fragte ich lachend. . . MZie Ihr es nehmen wollt, antwortete sie aus weichend. O er ist ein gewaltig starker Mensch. Schon ehe er nach Rußland ging kannte ich ihn. Da drüben in Treffein ist er zu Hause. Ich war gerade 16 Jahre alt, als er ausgehoben wurde. Damals fühlte er sich sehr unglücklich. Aber Gott weiß es, jetzt ist er ganz anders geworden, und will nicht von seinem Kaiser, der ihm eigenhändig das Kreuz der Ehrenlegion angehestet hat, lassen, Aber, bat sie, nun geht auch, damit Euch Nie mand sieht. Ich sagte es ihr unter der Bedingung zu, mich mit den deutschen Soldaten drüben in Verbindung zu setzen. Nach einigem Besinnen versprach sie, diese von unsrer Unterstützung ihres Vorhabens zu unterrich ten, jedoch mit der ausdrücklichen Bedingung," des Sappeurs zu schonen, und wenn er gefangen würde, ihn auf sein Wort, worauf ich sicher bäum könne, zu entlassen. . Ha, ha , nun merkte ich Etwas, und that ei nen tiefen Blick in das Hauptquartier des Sap peurs, aus welchem ich ihn gern verdrängt hätte, wenn dazu nicht mehr Zeit erforderlich gewesen wäre, als einer Schleichpatrouille zugemeffen ist. Ich verhieß ihr, den Freund in meinen besonderen Schutz zu nehmen, und gab ihr die Hand darauf. Gern hätte ich ihr-auch noch ein Lüstchen dazu gegeben, allein die Spröde bog geschwind daS Lo ¬ ckenköpfchen zur Seite, und ich Hätte umsonst den Mund gespitzt. Damit der -urückkehrendr Sappeur mich nicht entdecken solle, fetzte ich mich schnell za Kserde und eilte zum Commandeur, um ihn von-dem, waS ich in Erfahrung gebracht hatte, zu unterrichten. 2. - Um der eingeleiteten Sache recht gewiß zu wer den, und wo möglich den Sappeur gefangen zu machen, machte ich aM andern Tage sehr zeitig wiederum eine Patrouille nach dem Avllhause.' Al lein der Vogel war ausgeflogen, nur Madelainm traf ich, und erfuhr nun, daß dir Deutschen drü- » den schon unterrichtet wären. Unsere Anstalten zu einer Unternehmung gegen die Franzosen waren bald gemacht^ und die Aufgabe schien leicht M -lösen, da der^Feind, keinen Angriff ahnend alle Vorsichtsmaßregeln außer Acht lassend, nicht einmal die Brücke besetzt hatte. : . -s. Mit dem Anbruche des Abends rückte die Schwa dron mit vorgeschobener Avantgarde; die ich. be fehligte, auf der großen Straße nach Lille m». ES war ein dunkler Abend- nur dann und Münk,. blicktederMoNd durch die vorüberfliegesden Wolkek. Unbemerkt näherten wir. uns dem Zollhqtcke. Drinnen war Alles M. Die atme MÄdelaindH* terte gewiß voll banger Sorge im dunkelsten Wm- kelchen ihres Kämmerchens. Ich MochMM Mhd - stören , ließ daher nur zwei Jäger zurück- um dü» Haus so lange zu beobachten, bi-We EScadr-n herangekommen sei , und eilte über die Brücke, die — ich, wie ich vermuthet hatte, auch ganz unbesetzt fand. In der festen Reberzeugung, daß die Franzosen in ihren Quartieren ruhig schliefen, ritten nur ei nige hundert Schritte, als eine Stimme Plötzlich vor unS rief: „gul vivo. " Und in diesem Augen blicke fielen von allen Seiten her Schüsse auf uns. Es war augenscheinlich, daß ich in eine Halle gerathen war. O, die falsche, elende Madelaine! Reber die Brücke zurück! rief ich, und commaa- dirte rechtsum kehrt, Lrappmarsch; allein in Vitz» sein Augenblicke der Mond kam eben hinter dell Wolken hervor — sich ich, wie ein Trupp Infan terie von der Seite rm SturmschriMv auf unS zu kam, und hörte das Hämmern und Schlagen der i Zimmerleute,^um dir Brücke abzudecken. Ich sprengte zurück, um wenigsten- den Uebergavtz, wenn es noch möglich wäre, ÄleinpM von dott kam mir eine Abthestung SoldaLn ent» gegen, an deren Spitze ein Sappeur-üt gssch««ch»