Volltext Seite (XML)
— 403 Graf Horace de Beuzeval,ein Franzose, befand sich unter der Zahl der fremden Offiziere, welche zur Zeit des Feldzuges gegen den Unglück, lichrn Tippo Saib, sich der dem englischen Heere als Freiwillige eingestellt hatten, um diese Gele genheit, seine Tapferkeit an den Tag zu legen, zu benutzen. ES lag in diesem Manne etwas Außer ordentliches, was die Aufmerksamkeit des Men schenkenners fesselte. Man beobachtete an ihm eine jener ausgezeichneten Organisationen, die oft die Natur, wie in einer seltsamen Laune, auch mit einem scheinbar schwachen Körper versehen hat, und eben so schien der Graf voll der widersprechendsten Eigenschaften. Für diejenigen, welche ihn nicht kannten, hatte er den Schein eines schwächlichen Menschen, der an einem organischen Fehler leidet; indeß er für seine Freunde und Kameraden dage gen ein Mann war, der mit eiserner Ausdauer allen Strapazen trotzte, alle Gemüthsbewegungen zu unterdrücken verstand, alle Bedürfnisse zu zäh men, sich das Unentbehrlichste zu versagen wußte. Der Graf hatte die Aussicht, durch den Nachlaß von seiner Mutter Oheim, welcher sich in Ostin dien 16 Jahre zuvor angesiedelt und am Ende ferner L. ufbahn Goa zu seinem Aufenthaltsorte gewa. lt hatte, seine Existenz zu sichern.. Auf den Ruf des Letzter» verließ Graf Beuzeval die ost indischen Dienste und zwar um so leichter, als durch die Einnahme von Seringapatam seinemKrie- germuthe sich kein Feld der Auszeichnung mehr darzubieten schien. Während seiner Vorbereitung zur Abr.ise starb des Grafen Oheim; derselbe hatte abkr ein Testament zu dessen Gunsten zurückgelas sen, das keinem Streit darüber Raum gab, und obwohl zwei junge Engländer, von mütterlicher Seite mit dem Erblasser verwandt, gleiche Ansprüche auf den Nachlaß desselben zu machen gehabt hät ten, so begaben sie sich doch jeden Anspruchs darauf. Ucbrigens waren Beide reich, standen im Dienste des englischen Heeres, und lagen zu Bombay in Besatzung. Bei Beuzevals Ankunft daselbst em pfingen sene ihren Anverwandten, wenn auch nicht mit Zärtlichkeit, doch mindestens mit Auszeichnung und vor seiner Einschiffung 'boten sie ihm, in Ge» sellschaft einiger andern Offiziere, ein Mittagmahl an, daS von seiner Seite mit Vergnügen ange nommen wurde. Der Graf ließ damals in seinem äußern Er scheinen kaum das Alter von 18 Jahren vermu- then, obschon er bereits sein 25. zurückgelegt hatte. Seine schlanke Gestalt, seine zart« Gesichtsfarbe, «WM- die Weiß« seiner Hände gaben ihm das Aussehen einer jungen Dame in Mannertracht. Bei seinem ersten Eintritt glaubten deshalb die englischen Of fiziere den Muth ihres Gastes nach seinem Aepßern abschätzen zu können, dem Grafen dagegen ent ging in Folge seiner ihm eigenthümlichen Scharfe des Urtheils, nicht, der Eindruck, den er hervor gebracht, und er blieb in dieser Voraussetzung auf seiner Hut, fest entschlossen Bombay nicht zu ver lassen, ohne eine Erinnerung zurück zu lassen, wel, che seiner würdig wäre. Als man sich zur Tafel begab, fragten die zwei jungen Offiziere ihren Verwandten, ob er englisch spräche? ob er nun schon diese Sprache gleich der französischen vollkommen inne hatte, so gab er dennoch bescheiden zur Antwort, er verstehe kein Wort von derselben, und bäte demnach die Her ren, sich an ihn nur in seiner Muttersprache wen den zu wollen. Drese Erklärung gab den Tischgästen eine neue Ungezwungenheit, und bald wurde Graf Beuzeval gewahr, daß er der Gegenstand eines fortwährenden Spottes sei. Dennoch unterdrückte er seine Gefühle und wußte sich vollkommen zu beherrschen. Das Lächeln auf den Lippen, und die unbefgngenste Hei terkeit in den Augen, verriethen, außer wiederhol ter Blaste seiner Wangey und ein öfteres Zusam menbeißen seiner Zähne, nicht im mindesten, was in seinem Innern vorging. — Beim Dessert wurde der Lärm durch den Champagner noch erhöhet und das Gespräch kam auf die Jagd. Bei dieser Ge legenheit wendete man sich mit der Frage an den Grafen: welche Art Wild, und auf welche Weise er in Frankreich zu jagen gewohnt sei? Der Graf, entschlossen seiner Rolle bis zu Ende getreu zu bleiben, gab zur Antwort: daß er bald im Felde und mit dem Vorstehhunde Hasen und Rebhühner, bald im Walde Füchse und Hirsche 1arv« zu jagen pflege. „Ach!" rief lächelnd einer der Tischgenossen, „Sie jagen Hasen, Füchse und Hirsche? Gut, wir aber jagen hier zu Lande Tiger'." „Und auf welche Weise?" erwiederte der Graf von Beuzeval mit freundlicher Miene. „Auf Elephanten reitend," entgegnete ein An derer, „und mit Sklaven, deren einer Theil mit Piquen und Hacken bewaffnet, sich dem Thiere entgegenstellt, der andere uns die Flinten ladA die wir nach einander abschießen." ' . " „Das muß »in herrliches Vergnügen geben," sprach der Graf.