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und 1958—1960 des Konservatoriums in Ostra va. Danach lebte er als freischaffender Komponist, der für sein vielfältiges, aus enger Verbun denheit mit den arbeitenden Menschen seiner Stadt entstandenes musikalisches Schaffen 1952 den Staatspreis der CSSR erhielt. Er schuf so wohl leicht zugängliche als auch anspruchsvolle Kompositionen in den Genres der Orchester musik (darunter den Zyklus sinfonischer Dich tungen „Ostrava“), der Kammer- und Kla viermusik, ferner Kantaten, Chöre, Lieder, meh rere Opern und Operetten. Thematisch ist Kubins reiches CEuvre eng mit seiner Heimat und dem Leben der Bergarbeiter verbunden. Aus seinem konzertanten Schaffen (u. a. Kla rinettenkonzert 1940, Violinkonzert 1941) ler nen wir heute das 1960 komponierte Konzert für Violoncello und Orchester kennen, das 1961 in Prag vom Ostravaer Or chester unter Leitung von Jin' Waldhans durch den Cellisten Milos Sädlo uraufgeführt wur de. Es handelt sich um ein ausdrucksstarkes, nicht nur im Solopart sehr instrumentenge recht gearbeitetes Werk von ausgesprochen sinfonischer Grundhaltung. Obwohl es keine geringen technischen Ansprüche stellt (Kadenz des ersten Satzes), ist es kein Virtuosenkon zert. Stilistisch steht es in der Traditionslinie Mahler — Janäcek — Schostakowitsch, die ei genständig fortgesetzt wird (an Janäcek faszi nierte Kubin offenbar seine Hymnik und sei ne Auseinandersetzung mit der mährischen Folklore). Geistiger Mittelpunkt des Konzertes, das der Komponist dem Andenken seiner Mut ter gewidmet hat, ist der langsame Satz, eine schwerblütige lyrische Szene mit großem dra matischen Ausbruch in der Mitte. Tänzerische Züge hellen im dritten Satz streckenweise den durch den ersten und zweiten Satz gegebenen ernsten Grund Charakter des Werkes auf. Doch verhalten, elegisch klingt der Satz aus, einen Bogen spannend zum ernsten Beginn des ersten Satzes. Die vor reichlich hundert Jahren von Franz Liszt begründete, in seinem Schüler- und Freundes kreis weitergeführte und dann kurz vor der Jahrhundertwende durch Richard Strauss auf ungeahnte Höhen geführte Gattung der sin fonischen Dichtung, das heißt also eines mu sikalischen Werkes, das einem bestimmten, li terarischen, malerischen oder aus der Natur geschöpften „Programm“ folgt und aus ihm sei ne Formgesetze ableitet, hat in musikästhe tischen Auseinandersetzungen seit je ein leb haftes Für und Wider erregt. Die Vertreter einer sogenannten „absoluten" Musik verwar fen den Gedanken einer Verbindung von Mu sik mit angeblich außermusikalischen Vorstel lungen, ohne zu bedenken, daß beispielsweise auch ein Werk wie die scheinbar „absolute" 5. Sinfonie von Beethoven offenkundig Träger bestimmter Ideen ist. Dagegen wiesen die An hänger der Programmusik darauf hin, daß die manchmal durch klangmalende Kunstmittel vorgenommene Nachahmung oder Widerspie gelung von Bildern der Natur oder dichteri scher Gedanken eine sehr alte Vorliebe der Komponisten bedeute und daß Musik ohne Ideengehalt zwangsläufig einer inhaltlc^B technischen Spekulation verfallen müsse. erlösenden Gedanken hatte Richard Strauss ausgesprochen, als er sagte: „Auch Programm musik ist nur da möglich und nur da in die Sphäre des Künstlerischen gehoben, wenn ihr Schöpfer vor allem ein Musiker mit Einfalls und Gestaltungsvermögen ist.“ Einer solchen Forderung entsprach kaum ein anderer Komponist sinfonischer Dichtungen besser als Bedrich Smetana. Schon in jungen Jahren war der zunächst gänzlich un bekannte tschechische Musiker mit dem auf der Höhe seines europäischen Ruhmes stehenden, außerordentlich großzügigen und hilfsbereiten Franz Liszt in Verbindung getreten. Er begei sterte sich für dessen neuartige Tonsprache, vor allem aber für Liszts Überzeugung, daß die Musik des 19. Jahrhunderts nicht allein ge kennzeichnet sei durch ihre innige Verschmel zung mit dichterischen und naturhaften Vor stellungen und Programmen, sondern daß ihre Haltung vor allem auch durch ihren nationalen Charakter bestimmt sei. So gewann Smetana sehr bald die Gewißheit, daß der Befreiungs kampf der tschechischen Patrioten gegen die habsburgische Kaisermacht und die reaktioi^^ ren, zur Kollaboration mit Österreich berei^P Kreise nicht ohne die Hilfe der Musik geführt werden könne. So entwickelte sich Smetana zu einem bewußten Kämpfer für die tschechische Unabhängigkeit. Seine Opern und Instrumen talwerke sind nicht denkbar ohne diese von ihm klar erkannte Aufgabenstellung. Auch „Mein Vaterland", ein sechstei liger Zyklus sinfonischer Dichtungen, wurde ein gewichtiger Beitrag zur tschechischen National kultur und ein Teil des ideologischen Kampfes. Er ist wesentlich mehr als nur eine Folge hi storischer oder landschaftlicher Bilderbogen! Smetanas Tat ist um so bewunderungswürdiger, als er gewissermaßen einen Mehrfrontenkrieg BOHUSLAV PAVLAS, Jahrgang 1948, stammt aus Mähren und begann frühzeitig Klavier und Violon- flko zu spielen. 1964 wurde er in die Celloklasse Ivan Merkas am Ostravaer Konservatorium und Umschließend der Janäcek-Akademie der musischen Künste in Brno aufgenommen. 1969 gewann er den nationalen Beethoven-Wettbewerb in Hradec bei Opava. An der Prager Akademie der musischen Kün ste setzte er seine Studien 1973—1975 bei Sasa Vecto- mov fort und besuchte anschließend die Interpreta tionskurse von Andre Navarra in Siena. Er beteiligte sich an der Internationalen Tribüne junger Künstler in Bratislava und wurde 1976 Laureat des Internatio nalen Musikwettbewerbes des „Prager Frühlings". Bohuslav Pavias konzertierte mit den führenden Or chestern seines Landes sowie u. a. in der UdSSR, SFR Jugoslawien, VR Polen, VR Bulgarien, in Kuba, Belgien, Spanien, Österreich, Italien, Griechenland, Japan, Singapur. Supraphon verpflichtete ihn zu einer Reihe von Schallplattenaufnahmen. Er spielt ein In strument von A. Guarneri, das ihm von der Musik instrumentensammlung des Prager Nationalmuseums zur Verfügung gestellt wurde, und ist Solist der Janä- cek-Philharmonie Ostrava. führen mußte. Zudem traf ihn persönlich das größte Leid, das einem Musiker widerfahren kann: Wie Beethoven verlor er sein Gehör. Aber statt zu resignieren verdoppelte er seinen Arbeitseifer. In denselben Wochen des Jahres 1874, in denen ein Nervenleiden die rasche Zersetzung seines Hörvermögens mit sich brachte, begann er die Arbeit am Zyklus „Mein Vaterland", den er nach Unterbrechun gen durch die Komposition mehrerer Opern und etlicher Instrumentalwerke Ende 1878 be endete. Er hat also niemals mit dem äußeren