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9. ZYKLUS-KONZERT Carl Maria von Weber und die Romantik Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonnabend, den 20. Juni 1987, 19.30 Uhr Sonntag, den 21. Juni 1987, 19.30 Uhr oresoner oNUnQrnooniio* Dirigent: Volker Rohde, Dresden Solisten: Hans-Peter Steger, Dresden, Fagott Hans-Detlef Löchner, Dresden, Klarinette Carl Maria von Weber 1786-1826 Konzert für Fagott und Orchester F-Dur op. 75 Allegro ma non troppo Adagio Rondo (Allegro) Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 1 f-Moll op. 73 Allegro Adagio, ma non troppo Rondo (Allegretto) PAUSE Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 Carl Maria von Weber Aus der Musik zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum" Ouvertüre Intermezzo Scherzo Notturno Hochzeitsmarsch Ouvertüre zu „Oberon" Seit VOLKER ROHDE 1969 zweiter Preisträger beim 1. Weber-Wettbewerb der Dresdner Philharmonie wur de, stand er mehrmals am Pult unseres Orchesters. „Der Philharmonie verdanke ich Starthilfe und Förde rung als Konzertdirigent, der Staatskapelle meine Er fahrungen als Opernkapellmeister", meint der in Greifswald geborene Wahl-Dresdner, der seit 1985 als freischaffender Dirigent arbeitet. Volker Rohde hat als Solorepetitor, Chordirektor und Kapellmeister in Alten ¬ burg, Zwickau, Halle, Berlin und Dresden gewirkt. An der Dresdner Musikhochschule ist er als Honorardozent für Dirigieren und als Leiter des Sinfonieorchesters tätig, am Rundfunk regelmäßiger Gast der Sinfonie orchester in Berlin und Leipzig. Gastspiele in Oper und Konzert führten den Dirigenten nach Italien, Schweden, Ungarn, Rumänien, Polen, Kuba, Jugoslawien, in die UdSSR, CSSR und BRD, als Liedbegleiter in die UdSSR, nach Polen, Schweden und Norwegen. ZUR EINFÜHRUNG Das am 27. November 1811 in München fertig gestellte Konzert für Fagott und Orchester F-Dur op. 75, geschrieben für Georg Friedrich Brandt, überarbeitete Carl Maria von Weberin seiner Dresdner Zeit im Jahre 1822 nochmals. Es beweist, daß er auch die Eigenart dieses Instrumentes zu schätzen und auszunutzen wußte. Im marschartigen ersten Satz (Allegro ma non troppo) lassen die punk tierten Rhythmen des ersten Themas wie die ganze Orchestereinleitung an das zweite Kla rinettenkonzert Es-Dur op. 74 denken. Von zar ter Poesie erfüllt ist das zweite Thema. Die Ver arbeitung dieser Themen bietet ein abwechs lungsreiches Bild von den virtuosen Möglich keiten des Soloinstrumentes, das sich in aller hand geschwinden Läufen und großen Sprün gen zu „ergehen" hat. Das gesangvolle Ada gio betont den oft außer Acht gelassenen me lodischen Charakter des Fagotts. Das Konzert erreicht schließlich seinen musikantischen Höhe punkt im übermütigen Rondofinale (Allegro), in dem sich das Fagott mit dem ihm eigenen Humor in virtuosen Sprüngen und überraschen den Kontrastwirkungen äußern kann. Schon das Hauptthema ist echter Weber. Das Klarinettenkonzert Nr. 1 f - Moll komponierte Weber 1811 in München für den damals sehr bekannten Klarinettisten Heinrich Joseph Bärmann, mit dem Weber auch auf Konzertreisen ging. 1812 zum Beispiel kon zertierten die beiden in Dresden, wo sie jedoch wenig Erfolg hatten. Weber fühlte sich igno riert, und in seinem Tagebuch lesen wir die bit teren Worte: „Nie habe ich einen Ort gefun den, wo wir von Seiten der Bewohner so mise rabel aufgenommen worden sind: Dresden er wischt uns nicht wieder!" Ob Weber damals wohl ahnte, daß ihm Dres den einmal zu seiner zweiten Heimat werden würde? Nun, wie dem auch sei: Einmal erfah ren wir dadurch, daß Carl Maria von Weber tatsächlich jahrelang als Solist und Virtuose gereist ist, und zum zweiten, daß er die Eigen arten der Klarinette ganz aus der Praxis heraus aufs gründlichste kennenlernte. Aber noch mehr: Durch die Reisen mit Bärmann lernte Weber die Klarinette nicht nur kennen, son dern auch so innig lieben, daß er für dieses ty pisch romantische Instrument nicht nur das Kon zert in f-Moll schrieb, sondern auch noch eines in Es-Dur, dazu ein Concertino und ein Quin tett für Klarinette mit Streichinstrumenten. Das Konzert f-Moll ist also aus der Praxis rei sender Virtuosen heraus entstanden, geschrie ben für ein Publikum, das sich vor allem an Technik und Brillanz ergötzen wollte, ein aus gesprochen virtuoses Werk und ein rechtes Bra vourstück für die Klarinette. Nicht vergessen hat Weber dabei die tiefen Klangregionen dieses romantischen Instrumentes, die uns ein wenig an die Welt des „Freischütz" erinnern. Den ersten Satz (Allegro) beginnen die Strei cher mit einer zarten Einleitung, die das „Frei- schütz"-nahe Hauptthema andeutet, bis nach einer Fermate das Orchester voll mit dem prä gnanten ersten Thema einsetzt, dem die Klari nette mit einem Gesangsthema antwortet.^B wird dann durch Sechzehntelfiguren und Triol^W motive aufgelockert und bis zu einer von Bär mann stammenden Kadenz weitergeführt. Nach kurzem Orchesterzwischenspiel stimmt die Kla rinette ein zweites Gesangsthema resignieren den Charakters an, das aber schnell von be weglichen Passagen kontrastiert wird, die zum Hauptthema führen. Im zweiten Satz (Adagio ma non troppo) gibt Weber dem Soloinstrument sofort das Wort mit einer elegischen Melodie. Den Höhepunkt des Satzes bildet die Kombination der drei Hörner mit der über ihrem warmen Klanggrund kla gend singenden Klarinette. Im abschließenden Rondo (Allegretto) mit ka priziösem Thema und vielfarbigen Refrains und Couplets hat der Solist dann wieder die Mög lichkeit, mit allen Künsten virtuosen Spiels zu brillieren. Mit 17 Jahren, 1826, als Primaner gelang F e - lix Mendelssohn Bartholdy mit der Komposition der Sommernachtstraum- Ouvertüre (deren Partitur im Jahre 1835 als op. 21 erschien) ein Geniestreich, der sei nen Namen zum ersten Male über Berlin hu* aus bekannt werden ließ. Im gleichen Jahr.^B dem Weber seinen „Oberon" in London aur die Bühne brachte, wandte sich auch Mendels sohn Oberons Zauberreich zu. Im Hochsommer 1826 berichtete er begeistert über die Berliner Premiere der Weberschen „Oberon"-Ouvertüre, die ihm einen dauernden Eindruck hinterließ. Daß Mendelssohn überdies bei der privaten Aufführung von Webers Oper im Hause seines Berliner Verlegers Schlesinger mitwirkte, ist heute erwiesen. Und weil er in der Coda seiner Sommernachtstraum-Ouvertüre dem Meermäd chengesang in Webers „Oberon" thematisch allzu nahe kam, wurde er sogar des Plagiats geziehen. Doch möglicherweise war die Ähn lichkeit nicht zufällig, sondern beabsichtigt, um